Interview „Frauen in der Etikettenbranche“ (5)

Die fachliche Eignung potentieller Mitarbeiter sollte im Fokus stehen

„Die Geschäftsführung in unserem mittelständischen Unternehmen bietet mir einen großen Gestaltungsfreiraum.“ (Quelle: Förster Etiketten)
„Die Geschäftsführung in unserem mittelständischen Unternehmen bietet mir einen großen Gestaltungsfreiraum.“ (Quelle: Förster Etiketten)

“Die Geschäftsführung in unserem mittelständischen Unternehmen bietet mir einen großen Gestaltungsfreiraum. So kann ich unsere Maßstäbe zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Innovation des Unternehmens setzen.” sagt Birgit Förster, Geschäftsführerin Etikettendruck Förster GmbH & Co. KG, Denkendorf, im Gespräch mit Etiketten-Labels. Zudem äußert sie sich über die spezielle Situation mittelständischer Unternehmen und ihre Rolle als Frau in der Geschäftsführung.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und Ihre Position.

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Birgit Förster: Etikettendruck Förster ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen in zweiter Generation und produziert seit 1978 selbstklebende Etiketten für die Kennzeichnung industrieller Produkte am Standort Denkendorf. Wir produzieren für namhafte Kunden aus dem In- und Ausland und bieten eine breite Produktpalette an Haftetiketten, die unser 20-köpfiges Team in verschiedenen Druckverfahren herstellt.  Hierbei setzen wir qualitativ hochwertige Oldschool-Maschinen im Buch-/ und Siebdruck und moderne Digitaldruck-/ und Weiterverarbeitungsmaschinen im Rollendruck mit modernen Kamera-Inspektionseinheiten für die Qualitätssicherung ein. Nach langjähriger Tätigkeit und wachsender Verantwortung im Unternehmen, habe ich im Dezember 2010, gemeinsam mit meinem Bruder Wolfgang Förster, die Geschäftsführung zu gleichen Teilen übernommen.

Wie kamen Sie zu der Position?

Birgit Förster: Mit der schrittweisen Arbeitsreduzierung meines Vaters und Gründer des Unternehmens Jürgen Förster, wuchsen auch meine Aufgaben und Verantwortungen. Bis zur Übernahme des Unternehmens konnte ich somit in die Aufgaben hineinwachsen und entwickeln, um letztendlich der Aufgabe und Position gerecht zu werden. Eine externe Managementlösung war somit zu keiner Zeit angedacht.

Haben Sie eine Ausbildung in der Druckbranche gemacht oder sind Sie „Seiteneinsteigerin“?

Birgit Förster: Bezogen auf meinen Bildungsweg besitze ich einen kaufmännischen Hintergrund. Durch meine, mehr als 30-jährige Erfahrung, in der Druckbranche konnte ich ein hohes Maß an technischer und branchenbezogener Fachkompetenz erwerben.

„Gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmend herausfordernden Mitarbeitersuche sollte die fachliche Eignung potentieller Mitarbeiter immer im Fokus des Recruitings stehen.“

Thema Quote: Wie stehen Sie zu diesem Thema? Und welche Bedeutung hat die Quote in Ihrem Umfeld?

Birgit Förster: Das Thema Frauenquote ist sehr vielschichtig und wird auf vielen Ebenen sowohl in der Politik als auch in den Unternehmen stark diskutiert. Es muss hierbei sicherlich auf die Individuellen Verhältnisse in jedem Unternehmen eingegangen werden. Gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmend herausfordernden Mitarbeitersuche sollte die fachliche Eignung potentieller Mitarbeiter immer im Fokus des Recruitings stehen.

Birgit Förster, Geschäftsführerin Etikettendruck Förster: „Ich denke der richtige Weg ist eine Öffnung der Unternehmen gegenüber einer modernen Arbeitsweise- und Kultur.“
Birgit Förster, Geschäftsführerin Etikettendruck Förster: „Ich denke der richtige Weg ist eine Öffnung der Unternehmen gegenüber einer modernen Arbeitsweise- und Kultur.“

Haben Sie als Führungskraft/ Unternehmerin schon Erfahrung damit gemacht, dass Geschäftspartner oder Kunden nicht mit Frauen in Führungspositionen umgehen können.

Birgit Förster: Dankenswerterweise ist der Kontakt zu unseren Geschäftspartnern und Kunden stets positiv und harmonisch. Wir pflegen langjährige Beziehungen und sind auch in herausfordernden Situationen stets offen für Gespräche und Kompromisse. Unsere Branche ist stark technisch geprägt. In Gesprächen und Beratungen dominiert die sachliche Informationsebene. Meine Wahrnehmung ist, dass es unseren Partnern auf die Fachkompetenz und die Qualität der Informationen ankommt. Eine wirklich schlechte Erfahrung bezogen auf meine Führungsposition als Frau, habe ich hier noch nicht gemacht.

Worin liegen für Sie die Vorteile der Führungsposition in Ihrem Unternehmen?

Birgit Förster: Die Geschäftsführung in unserem mittelständischen Unternehmen bietet mir einen großen Gestaltungsfreiraum. So kann ich unsere Maßstäbe zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Innovation des Unternehmens setzen. Hierbei liegt mein Fokus insbesondere auf der Digitalisierung des Unternehmens in den verschiedensten Bereichen. So haben wir bereits große Investitionen im Bereich Digitaldruck getätigt. Aber auch die Digitalisierung unserer Prozesse, sowie die digitale Markterschließung spielen eine tragende Rolle. Neben diesem Themenkomplex bietet mir die Führungsposition auch die Möglichkeit unsere soziale Verantwortung als Unternehmer wahrzunehmen. So konnten wir neben unseren zahlreichen sozialen Projekten auch das Thema Umweltschutz ausbauen und im Unternehmen verankern.

„Als Führungskraft in einem mittelständischen Familienunternehmen ist die Wirkung meines Handelns hoch und erreicht alle Mitarbeiter.“

Glauben Sie das die Vereinbarkeit von Familie und Karriere auch heute noch die Hauptschwierigkeit ist, Frauen in Führungspositionen zu sehen?

Birgit Förster: Die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen ist bedingt von vielen verschiedenen Faktoren. Einer dieser Faktoren ist sicherlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich nehme hier aber auch eine hohe Dynamik und Entwicklung wahr. Gerade auch die Digitalisierung bietet Chancen zum flexibleren Arbeiten und einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Aber nicht nur die Frauen, sondern auch junge Menschen allgemein, stoßen einen Kulturwandel in der Arbeitswelt an. So streben auch junge männliche Bewerber nach flexiblen Arbeitsbedingungen und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Gerade im Jahr 2020 konnten wir wie viele Unternehmen Erfahrungswerte bspw. im Bezug zu Home-Office aufbauen und neben den vielen Herausforderungen in erster Linie auch die Chancen sehen, die diese Flexibilität mit sich bringt.

Hat Ihre Führungsposition aus Ihrer Sicht etwas an der Unternehmenskultur geändert?

Birgit Förster: Als Führungskraft in einem mittelständischen Familienunternehmen ist die Wirkung meines Handelns hoch und erreicht alle Mitarbeiter. Über die Jahre formt und entwickelt sich die eigene Auffassung und der eigene Fokus auf gewisse Themen, zur Unternehmenskultur. Die Verankerung einer gelebten Unternehmenskultur sehe ich als eindeutig bilateralen Prozess, denn ohne die Mitwirkung unserer Mitarbeiter könnte sich keine Kultur formen.

Birgit Förster: "Unser Ziel ist es, das Unternehmen an die modernen Bedingungen anzupassen und darüber hinaus innovative Produktionsweisen auszubauen."
Birgit Förster: “Unser Ziel ist es, das Unternehmen an die modernen Bedingungen anzupassen und darüber hinaus innovative Produktionsweisen auszubauen.”

Haben Sie in Ihrem Unternehmen ein spezielles Fortbildungsprogramm für Mitarbeiterinnen?

Birgit Förster: Die Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter ist mir sehr wichtig. Mit der aktuellen Unternehmensgröße gelingt es mir individuell auf die einzelne Person einzugehen. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern versuche ich den individuellen Bedarf zu ermitteln und die passende, fachbezogene Schulungsmöglichkeit zu identifizieren.

Erfahren Sie Unterstützung von Ihren Kolleginnen/Mitarbeiterinnen im eigenen Unternehmen?

Birgit Förster: Ich habe das Gefühl, eine hohe Unterstützung von meinen Mitarbeitern im allgemeinem zu erhalten. Hervorheben könnte ich das hohe Commitment meiner Mitarbeiter hinsichtlich der Digitalisierungsprozesse. Diese Prozesse umfassen das gesamte Unternehmen, von der Produktion bis zur Buchhaltung und werden durchaus positiv aufgenommen.

Welche Veränderungen/Verbesserungen wünschen Sie sich, um einen höheren Anteil von weiblichen Führungskräften zu erreichen?

Birgit Förster: Ich denke der richtige Weg ist eine Öffnung der Unternehmen gegenüber einer modernen Arbeitsweise- und Kultur. Prozesse und Strukturen unterliegen einem stetigen Wandel. Ein funktionierendes Change-Management ist mittlerweile für viele Unternehmen elementar. Veränderte Prozesse bringen auch Veränderungen im Karriereweg mit sich. War dieser meist geprägt von vordefinierten hierarchischen Karriereschritten, bieten Themen und Strukturen, wie bspw. eine Matrixorganisation, projektbezogenes Arbeiten oder das Job-Sharing mehr Vielfalt in den Karrierepfaden.

Wo liegen Ihre Ziele für das Unternehmen in den nächsten Jahren und eventuell die Förderung von Mitarbeiterinnen.

Birgit Förster: Auch in den nächsten Jahren wird die Digitalisierung das vorherrschende Thema bleiben. Unser Ziel ist es, das Unternehmen an die modernen Bedingungen anzupassen und darüber hinaus innovative Produktionsweisen auszubauen. Die Standardisierung der Prozesse und die kontinuierliche Entwicklung des Qualitätsmanagements sind hier maßgeblich. In Bezug auf unsere Mitarbeiter*Innen, wollen wir durch bestmögliche Arbeitsbedingung und einer integrierten Unternehmenskultur, sowie gute Weiterbildungsmöglichkeiten, auch in den nächsten Jahren als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Gemäß unserer Aussage „Beständigkeit seit Jahrzenten“ wollen wir die Beständigkeit wahren, indem wir uns den Herausforderungen und dem Wandel stellen.