Technik im Detail

Nilpeter – Flexodruck versus Digitaldruck – geht das?

Das innovative Maschinenlayout der neuen FA für die die unterschiedlichsten Anwendungen (Quelle: Nilpeter)
Das innovative Maschinenlayout der neuen FA für die die unterschiedlichsten Anwendungen (Quelle: Nilpeter) (Photo Credit: STEEN BJERREGAARD)

Das Zeitalter der Digitalisierung macht auch vor unserer Branche schon länger keinen Halt mehr. Die ganze Etikettenwelt redet von Digitalisierung und digitalen Prozessen. Gibt es in dieser neuen Prozesswelt überhaupt noch Platz für konventionelle Techniken und Gedanken? Von Thorsten Saathoff*

Ein Thema, über welches es sich lohnt, einmal nachzudenken. Mercedes Benz Nutzfahrzeuge hat es einmal in einer Kampagne auf den Punkt gebracht. „Bis man Äpfel per E-Mail verschicken kann, müssen wir uns die Straße leider noch teilen“. Ähnlich verhält es sich bei uns. LKWs und E-Mail sind nicht wirklich vergleichbar, vielleicht ähnlich wie Digitaldruck und konventioneller Flexodruck?

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Unterschiedliche Ziele

Der LKW als Transportmittel hat seine Berechtigung genauso wie die E-Mail als Instrument, schnell Daten und Informationen zu übermitteln. Beides hilft uns enorm in seiner Funktion, jedoch mit unterschiedlichen Zielen. So verhält es sich auch mit den zwei Drucktechniken. Beide haben Ihre Berechtigung und jeweiligen Stärken.

Die neuen „High-Build-Lack“ und „High Opacity White“ Inkjet-Einheiten von Nilpeter eröffnen umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten (Quelle: Nilpeter)
Die neuen „High-Build-Lack“ und „High Opacity White“ Inkjet-Einheiten von Nilpeter eröffnen umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten (Quelle: Nilpeter)

Der Flexodruck hat in den letzten Jahren bezüglich Automatisierung und Rüstzeiten enorm aufgeholt. Rüstzeiten und Prozessschritte werden durch intelligente Features minimiert. Nilpeter hat bei seiner neusten Maschinengeneration, der „all new“ FA, darauf geachtet, die Prozesse zur Bedienung der Maschine soweit wie möglich zu vereinfachen und zu automatisieren.

Der Umfang der manuellen Bedienprozesse durch den Drucker an der Maschine wurde auf ein Minimum reduziert. Das Ergebnis bezeichnet Nilpeter als „Clean-Hand“-Technologie. Dieses Konzept unterstützt und entlastet den Bediener, ermöglicht ein sicheres Arbeiten und ist zudem so aufgebaut, dass es eine intuitive Steuerung der Druckproduktion erlaubt. In Verbindung mit einer hervorragenden Druckqualität ist genau diese Entwicklung ein wesentlicher Aspekt, der den Flexodruck noch immer interessant und auch profitabel macht.

Automation und einfache Bedienung

Durch das neue Bediener-Interface an der FA kann die gesamte Maschine ohne überflüssige Handgriffe und Schnellverschlüsse auskommen. Alle Funktionen an der Maschine sind über Touch-Buttons oder ein mobiles Tablet steuerbar. Mit dieser Art der modernen, digitalisierten Maschinensteuerung versucht Nilpeter auch die junge Generation für den Beruf des Druckers zu begeistern.

“Mit dieser Art der modernen, digitalisierten Maschinensteuerung versucht Nilpeter auch die junge Generation für den Beruf des Druckers zu begeistern.”

Zahlreiche Funktionen sind automatisiert. So ist für die Anilox-Walze und Druckzylinder beispielsweise eine automatische Reinigungsfunktion hinterlegt, die abläuft, bevor sie entriegelt wird. Alle Abdeckungen der Druckeinheiten lassen sich individuell oder gleichzeitig servogesteuert öffnen. Die Daten der einzelnen Jobs speichert die Druckmaschine automatisch, sodass sie für Wiederholaufträge verfügbar sind. Mithilfe dieser Daten nimmt die Maschine die Einstellungen (z. B. Register und Druckzustellung) für den nächsten Auftrag selbsttätig vor. Alles in allem ermöglicht die intelligente Technologie der Nilpeter „all new“ FA ein äußerst einfaches Bedienkonzept.

Stabile Bahnführung und Auto-Lock

Ein wichtiges Qualitätskriterium bei einer Flexomaschine ist die Bahnführung. Für die neue FA kommen deshalb Gegendruckwalzen zum Einsatz, die durch die Bahn angetrieben werden und eine spezielle Anti-Slip-Oberfläche aufweisen. Gegendruckzylinder und Kühlwalze sind getrennt. Angetriebene Kühlwalzen stabilisieren die Materialbahn und minimieren das Risiko, im Druckbild Streifenbildung auftreten zu lassen.

Zur Reduzierung der Druckstreifenbildung trägt außerdem der automatische Verschlussmechanismus für die Druckzylinder-Sleeves bei. Die automatische Verriegelung über Motoren sorgt für eine größere Präzision und gewährleistet eine höhere Stabilität im Druckprozess. Somit minimiert das vertikale Auto-Lock-System unerwünschte Erscheinungen wie Schwingungen und Druckstreifen.

Das neue Druckwerk der FA (Quelle: Nilpeter)
Das neue Druckwerk der FA (Quelle: Nilpeter) (Bild: STEEN BJERREGAARD)

Eine Maschine mit vielen Möglichkeiten

Ein wesentlicher Vorteil von konventionellen Flexomaschinen im Vergleich zu Digitaldruckmaschinen sind die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten mit dem Flexodruck als Prozessbasis für spezielle Anwendungen. Die modular konstruierte Nilpeter FA bietet Möglichkeiten, die standardmäßige Basis mit zahlreichen Modulen zu ergänzen und zu kombinieren. Aufgrund der Prozesse und der Geschwindigkeit im Digitaldruck bietet der Flexodruck hier einen Vorteil. Es seien auch die Inkjet-Einheiten für digitales Deckweiß und „High-Build“-Lack für die FA erwähnt.

Digitale Veredlung mit Inkjet-Einheiten

Die neuen „High-Build-Lack“ und „High Opacity White“ Inkjet-Einheiten von Nilpeter eröffnen umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten für den FA-Kunden und bieten perfekte Voraussetzungen für die Anforderungen in den Segmenten Gesundheit, Körperpflege, Wein und Spirituosen. Die digitale Inline-Druckveredelung von Nilpeter unterstützt eine breite Palette von Substraten wie PP, PE, PET und Folie. Sie kann überall variabel über das Schienensystem in einer Maschinenkonfiguration frei positioniert werden. Hier wird bewährte analoge Drucktechnik mit gezielt eingesetzten digitalen Inkjet-Druckverfahren kombiniert.

“Der Umfang der manuellen Bedienprozesse durch den Drucker an der Maschine wurde auf ein Minimum reduziert.”

Mit der HL-Technologie können hochwertige Oberflächenstrukturen generiert werden, die teure Substrate simulieren, aussagekräftige Designs hervorheben oder eine besondere Haptik bieten. Die HL-Technologie kann mit mattem „Floodcoat“-Lack kombiniert werden, um bei der Papierherstellung verwendete Mikroprägetechniken oder digital auf Text- oder Bilddetails angewendete Prägeeffekte zu erzeugen. Für einen zusätzlichen Effekt lassen sich, in Kombination mit einer Laminier-/Folienabwicklung, außergewöhnliche Folieneffekte erzielen.

High Opacity White

Die „High Opacity White“-Inkjet-Einheit erreicht ein stark deckendes Weiß bei niedrigen Gesamtproduktionskosten, geringer Makulatur und kurzen Rüstzeiten. Darüber hinaus wird die Attraktivität Ihrer Druckerzeugnisse ohne zusätzliche Kosten für Siebe, Klischees oder ähnliches gesteigert. Die digitalen Inline-Inkjet-Veredelungseinheiten bieten im Vergleich zu konventionellen Methoden kürzere Lieferzeiten bei hochveredelten Aufträgen. Die höhere Flexibilität generiert wirtschaftliche Vorteile, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Weniger Makulatur, schnellere Einrichtezeiten sowie keine zusätzlichen Werkzeugkosten ermöglichen höhere Produktionsraten bei gleichzeitig niedrigeren Gesamtproduktionskosten. Das digitale Modul ist für eine konventionellen Druckmaschine sowie als mehrfarbiges Inkjet-Modul verfügbar.

Weitere „value adding“ Module von Nilpeter sind:

  • Flachbett-System FP-4 für die Heißfolienprägung
  • InkJet-Einheiten für digitales Deckweiß und ‚High Build‘ Lack
  • Quick-Change-Stanze für schnelle Job-Wechsel
  • Semirotatives Stanzaggregat
  • Tiefdruckaggregat G-4 für Metallic-Farben, deckende Flächen und Beschichtungen
  • Siebdrucksystem Nilscreen für Spezialeffekte, Braille und Deckweiß
  • Schienenbasierte Cross-Over-Einheit für mehrlagige Etiketten
  • Ex-geschützte Lösemitteldruckwerke
  • Mehrfarbige Inkjet-Einheiten

Ein weiterer, prozessrelevanter Vorteil in einer Flexomaschine, die Cross-Over-Einheit, wurde vor allem für die Herstellung von mehrlagigen Etiketten konstruiert. Das Modul verfügt über eine Laminiereinheit, mit der Mehrlagen-Konstruktionen sowohl über die gesamte Arbeitsbreite oder alternativ über die halbe Bahn produziert werden können, sodass der Einsatz einer zweiten Abrollung entfällt. Selbstklebende Substrate, die inline auf Vorder- und Rückseite bedruckt wurden, lassen sich bei Produktionsgeschwindigkeiten von bis zu 120 m/min zu Multi-Layer-Etiketten zusammenführen.

Ein hoher Automatisierungsgrad macht die Maschine bedienerfreundlich und sicher (Quelle: Nilpeter)
Ein hoher Automatisierungsgrad macht die Maschine bedienerfreundlich und sicher (Quelle: Nilpeter) (Bild: STEEN BJERREGAARD)

Abschließend könnte man sagen, ein Vergleich von Flexodruck zu Digitaldruck ist genauso möglich wie der Vergleich zwischen E-Mail und LKW. Beides hat seine Berechtigung, sollte aber richtig eingesetzt werden, um profitabel zu sein. Sicher sollte man, um einen Vergleich überhaupt zu erlauben, noch einmal detaillierter auf die Vielfältigkeit der Digitaldruckverfahren und Techniken eingehen.

Der Digitaldruck ist aus unserer Branche nicht mehr wegzudenken und eine große Bereicherung mit vielen Möglichkeiten. Schnelligkeit, Einsparung von Prozessschritten, ideal für Kleinauflagen, Individualität und Personalisierung, um nur einige zu nennen. Aber auch für den modernen konventionellen Flexodruck spricht einiges. Vielfältige Veredlungsmöglichkeiten, hohe Geschwindigkeiten, Kombination von Prozessen in einem Durchgang. Stabilität, schnelles Rüsten der neuesten Generation der Flexodruckmaschinen und das Herstellen von Spezialprodukten (hochwertige Weinetiketten, Multilayer, ..) in einem Arbeitsgang.

Für jedes Druckverfahren gibt es die perfekten Einsatzmöglichkeiten. Ein Trend, beide Techniken zu nutzen, aber auch zu kombinieren, wird deshalb in Zukunft ein zukunftsweisender Weg sein.

*Thorsten Saathoff, der Techniker und Betriebswirt ist seit über 30 Jahren in der Grafischen Industrie und als Geschäftsführer der Nilpeter GmbH mitverantwortlich für die Produkte von Nilpeter, GM und Prati in der DACH-Region.

 

 

 


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