Apenberg & Partner-Studie – deutsche Verpackungsindustrie trotzt der Krise
von Redaktion Etiketten-Labels,
In ihrer jüngsten Studie befasst sich die Unternehmensberatung Apenberg & Partner, Hamburg, mit der Entwicklung der Verpackungsindustrie in den letzten Jahren. Ein Beitrag von Yorck Wittkuhn*.
In der Verpackungsindustrie ist die Zahl der Betriebe rückläufig. Die Zahl der Beschäftigten hingegen ist seit 2015 gestiegen. Dies fußt vor allem auf der Entwicklung der Betriebe mit 100 bis 499 Beschäftigten. Die erzielten Verkaufswerte der Produkte der Verpackungsindustrie konnten, verglichen mit 2019, innerhalb der Jahre 2020 und 2021 überwiegend gesteigert werden. Diese Entwicklung ist sowohl durch erhöhte Absatzpreise als auch durch eine erhöhe Nachfrage entstanden.
Anzeige
Anzahl der Betriebe leicht rückläufig.
2021 gab es 723 Betriebe in der Verpackungsindustrie, das sind 46 Betriebe weniger als im Jahr 2015. Durchschnittlich geht die Zahl der Betriebe um circa ein Prozent jährlich zurück. Die Zahl der Betriebe mit 500 und mehr Beschäftigten ist von 2015 bis 2021 konstant bei fünf Betrieben geblieben. Die Anzahl an Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten hat sich im gleichen Zeitraum um 11 Betriebe auf 157 erhöht. Betriebe mit 100 und weniger Beschäftigten sind im Zeitraum von 2015 bis 2021 weniger geworden. Besonders stark betroffen von dieser Entwicklung waren die Betreibe mit 10 bis 19 Beschäftigten. Deren Anzahl ist in den beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021 um knapp 20 Prozent zurückgegangen, und lag 2021 bei lediglich 84.
Obwohl die Zahl der Betriebe in der Verpackungsindustrie seit 2015 sinkt, ist die Zahl der Betriebe mit 100 bis 499 Beschäftigten in der gleichen Zeit um knapp acht Prozent gestiegen. Eine Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Zahl der Betriebe lässt sich nur bei kleineren Betrieben mit 10 bis 19 Beschäftigten erkennen.
Verpackungsindustrie baut Personal auf
Insgesamt hat sich die Anzahl der Beschäftigten der Verpackungsindustrie innerhalb des Zeitraums von 2015 bis 2021 von 48.628 auf 49.075 leicht erhöht. Zwei Drittel der Beschäftigten in der Verpackungsindustrie arbeiten in Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten. In Abbildung 1 ist zu erkennen, dass die Zahl der Beschäftigten in dieser Größenklasse (orangener Graph) seit 2015 deutlich gestiegen ist. Im Zeitraum von 2015 bis 2019 ist die Zahl der Beschäftigten um circa 4.000 auf 33.264 gestiegen. Während der Pandemie-Jahre 2020 und 2021 ist diese Zahl leicht zurückgegangen. Sie lag aber mit 32.246 immer noch circa 3.000 Beschäftigte über dem Wert aus 2015.
In der Verpackungsindustrie entstehen anstelle von vielen kleineren Unternehmen immer mehr große Unternehmen.
Trotz der konstanten Anzahl an fünf Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten, ist die Zahl der Beschäftigten in dieser Betriebsgrößenklasse rückläufig (hellgrüner Graph). Von 2015 auf 2016 gab es den größten Rückgang der Beschäftigten. Dort sank die Zahl der Beschäftigten um 700 auf 3.778 Beschäftigte. Seitdem ist die Zahl nur noch leicht rückläufig. 2021 lag die Zahl der in Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten bei 3.340 Beschäftigten. Die Anzahl der Beschäftigten in Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten ist seit 2015 stetig rückläufig. Vor allem in Betrieben mit 10 bis 19 Beschäftigten (roter Graph) ist die Zahl der dort beschäftigten im Zeitraum von 2019 bis 2021 um 18 Prozent zurückgegangen.
Leichte Auswirkungen durch Corona
Der Anstieg der Beschäftigten in der Verpackungsindustrie ist ausschließlich durch den Anstieg der Beschäftigten in Betrieben mit 100 bis 499 Mitarbeiter bedingt. Alle anderen Betriebsgrößen haben seit 2015 einen Rückgang der Beschäftigten zu verzeichnen. Die Corona-Pandemie hatte bisher nur leichte Auswirkungen auf die Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten in der Verpackungsindustrie. Ausnahme bilden hier lediglich Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten sowie mit Abstrichen die mit 100 bis 499 Beschäftigten.
Die Kombination aus weniger Betrieben bei gleichzeitig mehr Beschäftigten in der Branche zeigt, dass durch Fusionen, Zukäufe oder unternehmensinternes Wachstum weniger, aber dafür größere Unternehmen entstehen. Dies untermauert auch die steigende Zahl an Betrieben sowie Beschäftigten in Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten.
Neben der Entwicklung der Betriebe und Beschäftigten, ist auch die Entwicklung des Absatzes der Verpackungsindustrie interessant. Wie hat sich die Verpackungsindustrie während der Pandemie Jahre im Vergleich zur deutschen Wirtschaft entwickelt? Dazu wurde das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland sowie der Wert der zum Absatz bestimmten Produktion betrachtet, also der erzielte Verkaufswert der Druckereien für ihre Produkte ohne Steuern.
“Die deutsche Wirtschaft hat sich zu circa 60 Prozent von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie erholt.”
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 um circa 3,0 Prozent auf 3.186 Milliarden Euro gestiegen. Im Vergleich zu 2019 ist das BIP allerdings noch circa 60 Milliarden Euro geringer. Die deutsche Wirtschaft hat sich gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu circa 60 Prozent von den Auswirkungen der Corona Pandemie erholt.
Blickt man auf die Entwicklung der erzielten Verkaufswerte der Segmente der Verpackungsindustrie, so fällt auf, dass lediglich im Segment „Displays“ (hellblauer Graph) die erzielten Verkaufswerte stetig rückläufig waren, doch diese Tendenz war bereits vor dem Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zu erkennen.
Erhöhte Verkaufspreise
Die erzielten Verkaufswerte im Segment Schachteln und Kartons aus Wellpapier oder Wellpappe (oranger Graph) sind zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 um 200 Millionen Euro auf 5,5 Milliarden Euro gesunken. Im Jahr 2021 stieg dieser Wert jedoch um circa 936 Millionen Euro auf 6,4 Milliarden Euro. Dieser starke Anstieg von 17 Prozent lässt sich allerdings nicht nur durch eine erhöhte Nachfrage erklären, sondern auch durch erhöhte Verkaufspreise. Der Preisindex für Schachteln und Kartons aus Wellpapier oder Wellpappe lag 2021 mit 117,2 knapp 11 Prozentpunkte über dem Preisindex von 2020. Die gestiegenen Absatzpreise sind zu knapp zweidrittel für den Anstieg des erzielten Verkaufswertes verantwortlich. Das übrige Drittel ist durch gesteigerten Absatz zu erklären.
Mit Etiketten (blauer Graph) und Faltschachteln (grüner Graph) gibt es zwei Marktsegmente der Verpackungsindustrie, deren erzielte Verkaufswerte bereits im Jahr 2020 gestiegen sind. Im Fall der Etiketten sogar um knapp 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 sind die erzielten Verkaufswerte beider Segmente jedoch marginal gefallen. Auch unter einer Berücksichtigung des Preisindexes bleibt die gleiche Tendenz erkennbar, da sich in beiden Segmenten die Preisindices nicht gravierend erhöht haben.
“Die erzielten Verkaufswerte der Verpackungsindustrie sind während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 deutlich gestiegen.”
Gut durch die Krise gekommen
Gemessen an den erzielten Verkaufswerten ist die Verpackungsindustrie besser durch die Krise gekommen als die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen. Die erzielten Verkaufswerte der einzelnen Segmente sind, bis auf das Segment Displays, teilweise deutlich über den Verkaufswerten vor Corona. Diese Entwicklung fußt nicht ausschließlich auf den steigenden Verkaufspreisen, zu denen es aufgrund der folgenden der Corona-Pandemie kam, sondern auch aufgrund von steigenden Absatzmengen.
Drei positive Tendenzen sind in der Verpackungsindustrie klar zu erkennen. Dies ist zum einen die gestiegene Zahl der Beschäftigten in der Verpackungsindustrie seit 2015. Darüber hinaus ist die Nachfrage, trotz durch gestiegene Herstellkosten erhöhter Absatzpreise, gestiegen. Hinzukommt die Entwicklung zu immer weniger, aber dafür größeren Betrieben, vornehmlich mit 100 bis 499 Beschäftigten.
* Yorck Wittkuhn ist Junior Consultant und seit Juli 2021 Mitglied im Team von Apenberg & Partner. Im Februar 2021 beendete er sein Diplom-Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Greifswald. Durch seine Studienschwerpunkte „Quantitative Finance and Risk-Management“, „Internationale Betriebswirtschaftslehre“ sowie „Geld und Währung“ bringt er das passende theoretische Handwerkszeug mit. Erste praktische Erfahrungen sammelte er während seines Studiums bei der IMB-Gruppe, was seinen Einstieg ins Projektgeschäft bei Apenberg & Partner erleichterte. Beratungsschwerpunkte sind: Strategie, Mergers & Acquisitions, Restrukturierung und Vertrieb.