18. Deutscher Verpackungskongreß

dvi Verpackungskongress – Nachhaltigkeit nach der Zeitenwende

Auditorium dvi KKongreß
Gut besucht - Auf Einladung des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi) startete der 18. Deutschen Verpackungskongress in Berlin erfolgreich (Foto: Cathrin Bach)(Photo Credit: Konzept und Bild / Cathrin Bach)

Rund 230 Teilnehmer trafen sich am 30. und 31. März 2023 auf Einladung des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi) beim 18. Deutschen Verpackungskongress in Berlin – ein Nachbericht von Christian Nink.

In Vorträgen, Dialogformaten und Workshops adressierte das „Gipfeltreffen der Branche“ mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik den Status der Verpackungswirtschaft nach der Zeitenwende, Nachhaltigkeitsstrategien führender Hersteller und Marken sowie die aktuellen Pläne der Regulierer aus Brüssel und Berlin. Außerdem zeichnete das Netzwerk der Verpackungswirtschaft das Lebenswerk von Alfred T. Ritter mit dem Dieter Berndt Preis aus. Zum Start des Kongresses hatte das dvi Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zu zentralen Themen rund um die Verpackung veröffentlicht.

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Nach zwei Jahren im digitalen Raum fand der 18. Deutsche Verpackungskongress dieses Jahr unter dem Motto „Wie VUCA die (Verpackungs)welt verändert“ wieder als Präsenzveranstaltung statt. „Wir waren gespannt, wie das Angebot angenommen wird und sind mit einer Rekordteilnehmerzahl belohnt worden. Jeder Stuhl unseres Gipfeltreffens im dbb Forum Berlin war besetzt. Wir hatten Inhalte, die für zwei Kongresse gereicht hätten und das Feedback unserer Teilnehmer ist wirklich außerordentlich gut“, freut sich dvi-Geschäftsführerin Kim Cheng.

Transformationen gemeinsam gestalten

In seiner Keynote zum Kongress unterstrich Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung, den Wert und die Bedeutung von Verpackungen. Er fand darüber hinaus viel Lob für die Unternehmen der Branche, denen er viel Erfahrung und Kompetenz in Sachen Kreislaufwirtschaft bescheinigte.

Kellner stellte zentrale Aspekte der Bundesregierung im Umgang mit Verpackungen dar und zeigte dabei durchaus klare Kante. Gleichzeitig zeigte sich der Staatssekretär wiederholt offen für zielführende Vorschläge und betonte mehr als einmal, sein Anliegen, die Transformationen gemeinsam mit den Unternehmen der Branche zu gestalten und zu schaffen.

Transformation und Wettbewerbsfähigkeit

Wie es gerade energieintensive Unternehmen schaffen können, die Transformation ohne Verlust der Wettbewerbsfähigkeit zu bewältigen, zeigten Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender des Vorstandes der Schott AG und Dr. Peter Biele, CEO von thyssenkrupp Rasselstein in ihren Vorträgen. „Das waren ermutigende und beeindruckende Beispiele, bei denen auch klar die Voraussetzungen für eine gelingende Transformation zur Sprache kam“, berichtet Kim Cheng.

Zum Abschluss der ersten Vortragsreihe stellte Thomas Reiner, CEO der Berndt+Partner Group in seinem Vortrag „Disruption Wanted!“ den Zustand der Branche unter den Gesichtspunkten Nachhaltigkeit und Digitalisierung objektiv und schonungslos dar und zeigte dabei Mechanismen, Hürden und Lösungen auf. Im Anschluss an seinen Vortrag wurde Reiner, der als dvi-Gründungsmitglied von 2006 bis 2018 Vorstandsvorsitzender des dvi war, von seinem Nachfolger Wolf-Dieter Baumann unter großem Applaus zum Ehrenpräsident des dvi ernannt.

Dieter Berndt Preis für Alfred T. Ritter

Professor Dieter Berndt war der Gründer des Deutschen Verpackungsinstituts. Seit 2015 vergibt das dvi einen Preis mit seinem Namen für Lebenswerke. Nach Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Claus Hipp würdigte das dvi nun den Unternehmer Alfred Theodor Ritter, Eigentümer der Alfred Ritter GmbH & Co. KG mit dem Preis.  In seiner Laudatio beschrieb Oliver Berndt, Bereichsleiter Events & Marketing des dvi und Sohn von Prof. Berndt, die herausragenden Verdienste Ritters für Menschen, Märkte und Umwelt.

Auditorium Deutscher Verpackungskongress 2023 - Claudia Fasse - Fotografin Cathrin Bach
Mit rund 230 Teilnehmern war der 18. Deutsche Verpackungskongreß gut besucht (Foto: Cathrin Bach) (Bild: Konzept und Bild / Cathrin Bach)

Innovation und Best Practice

Susanne Heldmaier, Strategic Lead of Basic Research & Technical Innovation der Mibelle Group – einer Tochter der Migros Gruppe – stellte in ihrem Vortrag die biotechnische CO2-Recyclingtechnologie ihres Unternehmens vor. Sie gewinnt CO2 als Rohstoff und produziert daraus PET. Nach Ansicht von Heldmaier ist das CO2-Recycling eine Schlüsseltechnologie für die Kreislaufwirtschaft mit einem zentralen Vorteil: Sie entkoppelt die Kohlenstoffproduktion von der Landnutzung.

Eva Bredehorst, Global Packaging Sustainability Manager bei Beiersdorf, legte in ihrem Vortrag die Nachhaltigkeitsstrategie von Beiersdorf in Zeiten von VUCA dar, beschrieb die notwendigen Kooperationen und nannte Herausforderungen und Möglichkeiten beim Thema Design for Recycling im Bereich Kosmetikverpackungen.

Irene Binder, Sustainability Transformation Director bei L’Oréal DACH, rückte die Konsumentinnen und Konsumenten in den Mittelpunkt und beschrieb deren Dilemma bei der Suche nach der nachhaltigsten Lösung. „Irene Binder hat gezeigt, dass „Es kommt darauf an“ die häufigste und ehrlichste Antwort im Bereich Nachhaltigkeit ist – die aber auch frustriert, weil sie nicht weiterhilft“, berichtet Cheng. Über ein eigenes Tool sorgt L’Oréal deshalb für die transparente Analyse und Darstellung der unterschiedlichen Öko-Fußabdrücke der Produkte.

Podiumsdiskussion „Recyclinglüge“

Im vergangenen Jahr hatte die mit Preisen ausgezeichnete TV-Dokumentation „Die Recyclinglüge“ für Aufsehen und – unter Fachleuten – für viel Kritik gesorgt. „In dem Bestreben, den Dialog und die Suche nach Lösungen aufrecht zu erhalten, haben wir den freien Journalisten und Autor der Dokumentation, Benedict Wermter, zu einem Kurzvortrag mit nachfolgender Podiumsdiskussion eingeladen“, erzählt Kim Cheng und berichtet von einer „lebhaften, offenen und zielführenden Diskussion“, an der sich auf dem Podium Dr. Jan-Niclas Gesenhues, MdB und Leiter der AG Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von Bündnis90/Die Grüne, Gabriele Hässig, dvi-Vorständin und Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit der Procter & Gamble Service GmbH sowie Jörg Deppmeyer, Geschäftsführer Vertrieb von Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH beteiligten.

EU-Regularien im Verpackungsbereich

Olaf Dechow, Senior-Projektmanager Materials & Circularity, Corporate Responsibility der Otto Group gab in seinem Vortrag einen Rückblick, einen Statusbericht zum aktuellen Zustand und einen Ausblick auf die Auswirkungen der Regularien im Verpackungsbereich auf einen Onlinehändler. Dabei ging Dechow neben dem Thema Mehrweg, das im Falle der Durchsetzung „voll reinschlagen würde“ auch viele weitere Bausteine der geplanten PPWR ein.

Francesca Stevens, Managing Director der European Organisation for Packaging and the Environment (EUROPEN) lieferte in ihrem Vortrag einen fundierten Überblick und einen aktuellen Status zu den verpackungspolitischen Plänen der EU-Regulierer.

Abschluss und Workshops

Zum Abschluss der Vortragsreihe führte Hans-Lothar Domröse, General a. D. und ehemaliger Nato-Befehlshaber die Kongressteilnehmer in einem Parforceritt durch die Entwicklungen der letzten Jahre. „Herr Domröse hat uns ein sehr klares und bestimmtes Bild der aktuellen Lage und der Zukunft aufgezeichnet. Das war selten schön, aber sehr hilfreich für das Big Picture“, konstatiert Kim Cheng.

Am zweiten Kongresstag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit an vier Workshops und einer Arbeitsgruppe teilzunehmen. Vivian Loftin, Co-Founder und Geschäftsführerin der Recyda GmbH stellte dabei ein Softwaretool vor, dass die Circular Economy vorantreibt.  Melissa Ott, Program Director der Futury GmbH, erarbeitete mit den Teilnehmern Erfolgsfaktoren in der Kollaboration zwischen Unternehmen und Start-Ups.

Yasha Tarani, Co-Founder & Chief Executive Officer von The Climate Choice, zeigte, wie Softwaretools helfen können, Klimaziele gemeinsam mit Lieferanten umzusetzen. Führende Projektbeteiligte von „K3I-Cycling“ informierten über die KI-gestützte Optimierung der Kreislaufführung von Kunststoffverpackungen. Joachim Frantzen, Managing Partner der BGH-Consulting GmbH diskutierte mit seinen Teilnehmern Wege aus dem Fachkräftemangel.

Der 18. Deutsche Verpackungskongress wurde unterstützt vom Premiumpartner Fachpack und den Partnern Mitsubishi Electric, Stora Enso, BGH-Consulting sowie GT Trendhouse 42. Auf seiner Webseite bietet das dvi unter verpackung.org einen ausführlichen Kongressbericht mit einer Zusammenfassung der einzelnen Vorträge an.

Über den Deutschen Verpackungskongress

Der Deutsche Verpackungskongress ist das jährliche Forum für Unternehmer, Geschäftsführer und Verantwortliche aus Industrie, Handel und Markenartikler. Als Branchengipfel und Netzwerktreffen bietet der Kongress den idealen Rahmen, um partnerschaftlich voneinander zu lernen und strategische Fragen, entscheidende Trends, Marktentwicklungen und Best Practice zu diskutieren. Der Kongress wirft seinen Blick auf das große Ganze. Er sucht branchenübergreifenden und interdisziplinären Austausch. Ökonomisch, ökologisch und sozial relevante Einflüsse und Zukunftsstrategien sind dabei fester Bestandteil der Agenda. Hochwertige Informationen, entscheidende Insights, praktische Arbeit in Workshops und beste nationale sowie internationale Kontakte machen den Verpackungskongress zu einem wichtigen Impulsgeber für Entscheider aus der gesamten Wertschöpfungskette.

dvi Logo

Über das dvi

Das Deutsche Verpackungsinstitut e. V. (dvi) wurde 1990 gegründet. Mit aktuell rund 230 Mitgliedsunternehmen ist das dvi das einzige Netzwerk der Verpackungswirtschaft, das Unternehmen aus allen Stufen der Wertschöpfungskette vereint. Zu den Initiativen des dvi zählen der Deutsche Verpackungspreis, der Deutsche Verpackungskongress, der Tag der Verpackung, die Dresdner Verpackungstagung, die Verpackungsakademie, das Forum Packaging Strategies, die dvi-Studierendenkonferenz und das Nachwuchsprojekt PackVision. Mit Veranstaltungen und Seminaren sowie über eine Reihe von Innovationsforen vernetzt das dvi Stakeholder aus dem Bereich Verpackung und gibt wichtige Informationen und Impulse.