Herma läutet das Ende aller fossilen Brennstoffe in seinem Unternehmen ein und setzt auf Elektrifizierung mit Ökostrom: Bis 2030 will der Spezialist für Verpackungs- und Kennzeichnungstechnologie seine eigenen CO2-Emissionen auf diesem Weg um mehr als 42 Prozent senken (im Vergleich zu 2021).
Das hat jetzt das Unternehmen mit seiner Beteiligung an der weltweit aktiven Science Based Target Initiative (SBTi) bestätigt. Unabhängig davon sollen dann bis 2040 Netto-Null-Emissionen erreicht werden, auch unter Berücksichtigung der indirekten Emissionen. Auf Basis wissenschaftlich basierter Klimaziele verpflichten sich Unternehmen im Rahmen der SBTi freiwillig Maßnahmen zu ergreifen, die tatsächlich notwendig sind, um den weiteren Anstieg der Klimaerhitzung bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – verglichen mit dem vorindustriellen Niveau von 1850.
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So lautet die Vorgabe des Pariser Klimaabkommens, das 195 Staaten und die EU 2015 abgeschlossen haben. „Mit den Maßnahmen, die wir als Unternehmen nun beginnen und jährlich der SBTi berichtet werden, bekennen wir uns also zum 1,5-Grad-Celsius-Ziel“, sagt Marcus Gablowski, Chief Sustainability Officer von Herma. „Die Vorgaben der SBTi sind deutlich ambitionierter und verbindlicher als viele allgemein gehaltene Klimaerklärungen. Diese orientieren sich oft nur an dem, was man gerade als möglich erachtet. Die SBTi orientiert sich an dem, was unbedingt notwendig ist.“ Weltweit haben sich bereits über 3.000 Unternehmen der SBTi angeschlossen. Zusammen decken sie etwa ein Drittel der globalen Marktkapitalisierung ab. Gegründet wurde die SBTi vom United Nations Global Compact (UNGC), dem World Resources Institute (WRI), der Naturschutzorganisation WWF und dem Carbon Disclosure Project (CDP).
Hohe Investitionen bis 2030
Um die CO2-Emissionen bis 2030 um mehr als 42 Prozent zu senken, setzt Herma vor allem auf eine Elektrifizierung seines Hauptsitzes in Filderstadt. Verwendet wird dabei, wie bisher auch schon, Strom aus zu 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Wasserkraft bzw. Photovoltaik. Innerhalb von sieben Jahren soll sich der Anteil von Strom am Energiebedarf von Herma von etwas mehr als 25 Prozent auf mindestens 50 Prozent erhöhen, der von Gas dafür auf unter 50 Prozent sinken. Strom erzeugt dann teilweise auch den für die Produktionsprozesse benötigten Bedarf an Wärme und Wasserdampf.
„Da Strom gleichzeitig energieeffizienter als Gas ist, unterstützt die Umstellung zusätzlich unsere Klimaziele“, betont Gablowski. Im Laufe der 2030er Jahre soll das Gas, das bis dahin noch für die Trocknung der Papierbahnen benötigt wird, ersetzt werden. Ob das dann mit grünem Wasserstoff geschieht, mit speziellen Wärmepumpen oder Biogas, steht noch nicht fest. „Wir werden sorgfältig untersuchen, welche Technologie dann die für uns passende ist“, sagt der CSO von Herma.
Bis 2030 mehr als 25% senken
Mit der Beteiligung an der SBTi verpflichtet sich Herma auch, die CO2-Emissionen in der gesamten Lieferkette schon bis 2030 um mehr als 25 Prozent zu senken (im Vergleich zu 2021). „In Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten werden wir ermitteln, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Das kann zum Beispiel gelingen, indem unsere Lieferanten ihre CO2-Emissionen bei der Rohmaterialherstellung senken. Ein Hebel ist auch die Auswahl der Lieferanten nach deren CO2-Fußabdruck. Weitere Möglichkeiten sind ein höherer Anteil von Rezyklat in den Vorprodukten, eine weitere Verbesserung der Recyclingfähigkeit sowie ein reduzierter Materialeinsatz“, erläutert Gablowski.
Bis zum Jahr 2030 wird Herma allein für die Erreichung seiner Klimaziele einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Dazu kommen noch flankierende Maßnahmen wie etwa die Umstellung auf eine klimaneutrale Fahrzeugflotte, die laufende Effizienz-Optimierung aller Antriebe, etwa für Produktionsmaschinen, Pumpen und Lüftungen, sowie der Einstieg in die eigene solare Stromerzeugung durch eine Photovoltaikanlage und der Einsatz von LED-Beleuchtung.