Ökologie & Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit erfordert intensive Zusammenarbeit mit den Kunden

Dennis Siepmann, Head of Sustainability, Actega (Quelle: Actega)
Dennis Siepmann, Head of Sustainability, Actega (Quelle: Actega)(Photo Credit: FOTO-STUDIO PENZ oHG)

Dennis Siepmann, Head of Sustainability, Actega, hatte in über 12 Jahren im Unternehmen die Gelegenheit, in unterschiedlichen Rollen in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung zu arbeiten. Während dieser Zeit entwickelte er ein umfassendes Verständnis für die globale Rolle des Unternehmens und erlangte Einblicke in seine unterschiedlichen Funktionen, die Menschen, die für seinen Erfolg sorgen, und die Komplexität der einzelnen Standorte und Geschäftsbereiche. Etiketten-Labels sprach mit ihm über das Unternehmen und die Aktivitäten in Richtung Ökologie & Nachhaltigkeit.

Im August vergangenen Jahres wurde Dennis Siepmann Head of Sustainability bei Actega. In dieser Funktion liegt er seinen Fokus auf die Umsetzung der Nachhaltigkeitsinitiativen und der engen Zusammenarbeit mit den Kunden, Lieferanten und dem F&E-Team, um die Nachhaltigkeitsbemühungen zu verbessern. Im Gespräch beschrieb er die neue Aufgabe und die Herausforderungen.

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Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie, sowohl aus persönlicher als auch aus geschäftlicher Sicht?

Dennis Siepmann: Nachhaltigkeit bedeutet für mich, die Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt stets im Auge zu behalten und verantwortungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, um Verschwendung und Unwirtschaftlichkeit zu reduzieren. Wir müssen dafür sorgen, dass Verpackungsmaterialien so effizient wie möglich eingesetzt werden. Unsere Beschichtungen, Druckfarben, Lacken und Compounds tragen zu diesem Ziel bei. Hier ist ein Beispiel dafür: Als Teil der Svelon-Produktfamilie bieten wir Low-Gauge-Compounds an, deren besondere Eigenschaften es unseren Kunden ermöglichen, Kronenkorken mit einer Dicke von bis zu 0,18 mm herzustellen, d.h. die Metalldicke zu reduzieren, ohne die Leistung der Dichtung zu beeinträchtigen. Das Ergebnis: erhebliche Materialeinsparungen, eine geringere CO2-Bilanz und − da die Menge des benötigten Verpackungsmaterials reduziert wird − weniger Verpackungsmüll.

„Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sollten Herausforderungen immer auch als Chancen wahrgenommen werden.“

Können Sie uns sagen, welche Chancen sich für Unternehmen in Bezug auf die Nachhaltigkeit ergeben?

Siepmann: Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sollten Herausforderungen immer auch als Chancen wahrgenommen werden. Einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung unserer Branche ist die Wiederverwertbarkeit. Ganz gleich, ob es um Probleme bei der Sortierung und beim Recycling mehrschichtiger Folien, den Trend zu Monomaterialien oder die Zunahme von Verpackungen auf Papierbasis geht − sind wir entschlossen, die aktuellen Anforderungen zu erfüllen. Recycling ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Nachhaltigkeitsprogramms.

Ein Beispiel für nachhaltige Etikettenveredelung – das Ecoleaf Metallisierungsverfahren (Quelle: Actega)
Ein Beispiel für nachhaltige Etikettenveredelung – das Ecoleaf Metallisierungsverfahren (Quelle: Actega)

Welche Faktoren sind für die Verpackungsindustrie in Sachen Nachhaltigkeit besonders dringlich? 

Siepmann: Da Umweltbelange immer mehr in den Vordergrund treten, suchen Unternehmen aus allen Branchen nach Möglichkeiten, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Die Verpackungsindustrie hat sich zu einem eindrucksvollen Beispiel für die Mobilisierung von Lösungen für den Klimawandel entwickelt. Vor allem was Produkte wie Lebensmittel und Getränke anbelangt, werden Kunststoffe auch in absehbarer Zukunft noch eine wesentliche Rolle in der Verpackungsindustrie spielen.

„Die Verpackungsindustrie hat sich zu einem eindrucksvollen Beispiel für die Mobilisierung von Lösungen für den Klimawandel entwickelt.“

Ein Beispiel: Mehrschichtige Substrate werden häufig als Barriere für Verpackungen verwendet. Diese Materialien haben jedoch einen erheblichen Nachteil: Sie lassen sich schwer recyceln. Deshalb geraten diese Substrate zunehmend in Verruf und unterliegen ständig neuen und umfangreicheren Vorschriften. Gleichzeitig stellen die gesetzlichen Anforderungen für das Recycling oder die Entsorgung derartiger Produktionsmaterialien eine große Herausforderung für viele Verarbeitungsunternehmen dar. Als nachhaltige Alternative haben wir die ACTGreen Barrier Coatings entwickelt, die sowohl wasserbasierte Barrierelacke als auch wässrige TPE-Dispersionen als Beschichtungs- oder Bindemittelsystem für unterschiedliche Applikationen und Endanwendungen umfassen. Diese Produkte sind nachweislich nachhaltig und erfüllen auch die zukünftigen gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Verpackungsabfälle und Recyclingfähigkeit.

Erzählen Sie uns etwas über die Nachhaltigkeitsinitiativen von Actega?

Siepmann: Actega ist ein Geschäftsbereich des international tätigen Spezialchemiekonzerns Altana, der sich auf die Herstellung von Speziallacken, Druckfarben, Klebstoffen und Dichtungsmassen für die Druck- und Verpackungsindustrie spezialisiert hat. Wir entwickeln ständig auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Lösungen und Produkte für die nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette.

Wir sind Befürworter der Kreislaufwirtschaft und tragen in der Branche dazu bei, das derzeitige lineare Produktionssystem in ein regeneratives und restauratives Modell umzuwandeln. Auch hier sind die wasserbasierten ACTGreen Barrier Coatings ein gutes Beispiel, ebenso wie ACTGreen Sustainable Compounds. Diese PVC- und weichmacherfreien Dichtungsmassen sind aus fortschrittlichen, lebensmittelkonformen Materialien bestehende Mischungen, die sicherstellen, dass keine schädlichen Stoffe aus der Verpackung in die zu schützenden Lebensmittel gelangen.

Eines der umfangreichen Innovationen von Actega zur Unterstützung der Nachhaltigkeit – ACT Green Barrier Coating (Quelle: Actega)
Eines der umfangreichen Innovationen von Actega zur Unterstützung der Nachhaltigkeit – ACT Green Barrier Coating (Quelle: Actega)

Der Entwicklungsprozess von Actega ist eine Kombination aus radikaler Innovation und der Optimierung bestehender Ansätze oder Produkte, um ein ausgewogenes Produktportfolio zu schaffen. Actega revolutioniert Ansätze auch durch bahnbrechende Technologien wie Ecoleaf und Signite, erweitert Grenzen und bietet reale Lösungen für die Umweltprobleme von heute, um ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichem Nutzen zu schaffen.

Actega bietet nicht nur umweltfreundliche Lösungen und Produkte an, sondern hat auch sinnvolle Schritte unternommen, um seine Scope-1- und Scope-2-Emissionen zu reduzieren. Die dabei erzielten Fortschritte haben sich in den Ergebnissen niedergeschlagen: Die CO2-Emissionen der gesamten Actega-Gruppe konnten in den letzten fünf Jahren um über 70 % reduziert werden. Außerdem wurde der Wasserverbrauch um über 45 % gesenkt. Seit 2019 bezieht Actega gemeinsam mit anderen Altana-Unternehmen 100 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Es werden weitere Anstrengungen unternommen, um an einzelnen Standorten Energie aus Solarquellen zu gewinnen, zum Beispiel in Vigo, Spanien, und bald auch an unserem Standort in Bremen, Deutschland.

Was ist Ihre Vision für die Nachhaltigkeitsinitiativen von Actega? Was steht als Nächstes auf der Nachhaltigkeitsagenda von Actega?

Siepmann: Ich glaube, dass ein ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz benötigt wird, um eine bessere Welt für uns alle zu schaffen. Wenn wir nachhaltigere Praktiken einführen, tun wir nicht nur das Richtige, sondern bleiben auch in einem sich wandelnden Marktumfeld wettbewerbsfähig. Wir haben bereits Schritte unternommen, um unseren CO2-Fußabdruck auf betrieblicher Ebene zu reduzieren, doch ebenso wichtig ist es, auf Produktebene nachhaltiger zu werden. Wir wollen mehr Transparenz und datengestützte Einblicke in die Nachhaltigkeitsvorteile unserer Produkte bieten, indem wir die CO2-Bilanz der von uns angebotenen Lösungen genauer untersuchen. Dies ist Teil eines laufenden Projekts zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit und erfordert nicht nur Maßnahmen unsererseits, sondern auch von unseren Lieferanten und Partnern. Wir untersuchen derzeit auch Materialien, die Nachhaltigkeitsvorteile bieten können, z.B. biobasierte Materialien für einige unserer Produkte, um erdölbasierte Materialien zu ersetzen und unsere gesamte CO2-Bilanz zu reduzieren.

Was sollten die Akteure der Branche beachten, um echte Nachhaltigkeit im Verpackungssektor zu erzielen?

Siepmann: Um echte Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie zu erreichen, müssen alle Akteure aus dem öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor einbezogen werden und es muss ein systemischer Wandel stattfinden. Deshalb ist das Actega-Team Mitglied der 4evergreen-Allianz geworden und arbeitet mit seinen Stakeholdern in der gesamten Wertschöpfungskette an der Optimierung der Kreislauffähigkeit und der Klimabilanz von faserbasierten Verpackungen. Wir erkennen den Wert eines zusammenhängenden Netzwerks an, das sich über die gesamte Lieferkette erstreckt − vom Rohstofflieferanten bis zum Markeninhaber. Durch den kontinuierlichen Dialog mit Stakeholdern können wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen, neue Trends antizipieren und uns für eine nachhaltige Verpackungsindustrie einsetzen.

„Wir sind Befürworter der Kreislaufwirtschaft und tragen in der Branche dazu bei, das derzeitige lineare Produktionssystem in ein regeneratives und restauratives Modell umzuwandeln.“

Der Besuch von Branchenmessen ist immer von großem Nutzen − er bietet uns Einblicke in aktuelle Probleme und spannende Lösungen. Ich war gerade auf der Interpack und der Metpack und habe dort festgestellt, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Verpackungsindustrie unterschiedlich interpretiert wird. Um Fortschritte zu erzielen, muss es ein umfassendes Verständnis des Begriffs und seiner Implikationen geben. Es war klar, dass nahezu jeder Akteur in der Branche derzeit mit den Themen Regulierung und Berichterstattung beschäftigt ist. Das deutsche LkSG ist dabei immer noch ein heißes Thema. Die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards, der so genannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist für Unternehmen jeder Größe verbindlich. Es war ermutigend zu sehen, dass immer mehr Verpackungs- und Rohstofflieferanten ihre Hausaufgaben hinsichtlich der Berechnung der CO2-Bilanz ihrer Produkte machen und somit in der Lage sind, konkrete CO2-Daten für unterschiedliche Verpackungsarten zu liefern. Dadurch werden Hersteller in die Lage versetzt, datengestützte und faktenbasierte Nachhaltigkeitsentscheidungen zu treffen – was vor einigen Jahren noch nicht möglich war. Ein weiteres wichtiges Thema war die Kreislaufwirtschaft und wie Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten müssen, um den Kreis zu schließen. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft kann nicht in Silos erfolgen und erfordert die Beteiligung aller Stakeholder.