3 Fragen an...

“Wir haben unser Produktportfolio innovativ ausgebaut”

Lars Beck, Dipl.-Betriebswirt (BA), Geschäftsführender Gesellschafter, Kocher+Beck GmbH + Co. Rotationsstanztechnik KG (Quelle: Kocher+Becker
Lars Beck, Dipl.-Betriebswirt (BA), Geschäftsführender Gesellschafter, Kocher+Beck GmbH + Co. Rotationsstanztechnik KG (Quelle: Kocher+Becker

Lars Beck, Dipl.-Betriebswirt (BA), Geschäftsführender Gesellschafter, Kocher+Beck GmbH + Co. Rotationsstanztechnik KG erläutert im 3-Fragen-Interview. mit welcher Strategie sich Kocher + Beck den Anforderungen der Zukunft stellt.

Wie wirkt sich der geopolitische Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen in der Etikettenindustrie für den global tätigen Werkzeughersteller Kocher+Beck aus?

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Lars Beck: Der Wegfall diverser Absatzmärkte in Verbindung mit den steigenden Produktionskosten haben zu einer deutlichen Abkühlung und Verlagerung aus dem europäischen Wirtschaftraum geführt. Dies bedeutet für viele Marktteilnehmer auch im Bereich Etikettendruck diverse Herausforderungen nach einem sehr hohen Kapazitätsniveau im Jahr 2022:
Überkapazitäten und Kurzarbeit in vielen Teilen der Lieferkette, bei den Maschinenhersteller angefangen bis hin zu globalen Group-Accounts. Der horizontale Konsolidierungsprozess hat sich beschleunigt, da Zukäufe von weniger rentablen Unternehmen günstiger wurden und ein natürlicheres Wachstum weiterhin lahmt.

Dies führt auf der Zulieferseite ebenfalls zu Marktbereinigungen und Akquisitionen (in den letzten zwei Jahren haben mindestens fünf Werkzeughersteller in Europa und Amerika Insolvenz angemeldet)

Viele Druckereien versuchen daher nun verstärkt am Materialeinsatz zu sparen. Dies erhöht folglich den Druck auf die Lieferanten und führt häufig zu diversen nachgelagerten Problemen. Günstig kennt eben auch eine Preisuntergrenze und auch die Lieferanten schauen daraufhin nach Workarounds bei den Herstellkosten. Die z.B. importierte Qualität diverser Haftverbunde egal ob Papier oder Folie führt häufig zu schlechteren Stanzergebnissen und zu einer höheren Störanfälligkeit des gesamten Verarbeitungsprozesses (ein Sternekoch kann seinen Wareneinsatz auch nicht beim Discounter kaufen).

Zudem sind zwischenzeitlich die Maschinenhersteller aus Asien professioneller und salonfähig geworden. Somit verteilt sich die reduzierte Capex-Nachfrage auf noch mehr Hersteller. Durch den Krieg in der Ukraine ist der russische Markt nun fest im Griff der Asiaten und deren Supply-Chain reicht zwischenzeitlich bis an die Grenze der europäischen Länder.

Wie wird Kocher+Beck diesen Entwicklungen gerecht?

Lars Beck: In den vergangenen Jahren haben wir unser Produktportfolio mit weiteren Standbeinen innovativ ausgebaut und unseren globalen Footprint stetig erweitert. Durch diese Nähe verstehen wir schneller und besser die lokalen Anforderungen und die Aufgabenstellungen unserer Kunden und reduzieren dazu noch die Transportwege. Viele Standardprodukte und Zylinderpakete für unsere Kunden werden sortenrein am neuen Standort in Polen gefertigt.

Durch die Diversifizierung und Effizienzmaßnahmen sind wir am Hauptsitz in Süddeutschland erfolgversprechend aufgestellt. In den letzten Jahren haben margenträchtige Sonderanwendungen und neue Märkte als Systemanbieter im Bereich Industrie, Automobil, Medizin und Sonderanwendungen, wie z.B. auch im Sicherheitsdruck stetig zugenommen. Das Etikettensegment ist aber weiterhin noch ein wichtiges Standbein für Kocher+Beck und macht ca. 60% der Gesamtleistung aus.

Welche Themen stehen zukunftsgerichtet im Fokus?

Lars Beck: Neben den klassischen Themen wie Digitalisierung und Prozessoptimierung entlang des Wertschöpfungsprozesses wird verstärkt an der Fachkompetenz der Mitarbeiter und der Kunden gearbeitet, um souverän und auf Augenhöhe mit den zukünftigen Marktanforderungen umgehen zu können.

Konkret bedeutet dies, dass wir verstärkt unsere Mitarbeiter qualifizieren und unseren Kunden Schulungsprogramme bei Kocher+Beck oder vor Ort anbieten. Speziell beim anstehenden Fachkräftemangel werden viele Kunden bei der Möglichkeit einer externen Qualifizierungsmaßnahme hellhörig. Mit Maschinenherstellern können sich diese Schulungen sogar über mehrere Tage erstrecken und das Ergebnis in digitale Serviceanleitung bedeuten.

Bei all diesen Bemühungen steht aber dennoch die höchstmögliche Produktqualität bei einer kurzfristigen Verfügbarkeit im Vordergrund. „Gut genug“ ist eben nicht ausreichend…