Die Schreiner Group mit Hauptsitz in Oberschleißheim ist ein international tätiges deutsches Familienunternehmen. Das Ehepaar Theodor und Margarete Schreiner gründete bereits 1951 eine „Spezialfabrik für geprägte Siegelmarken und Etiketten“. Heute bietet die Schreiner Group maßgeschneiderte Produkte, Lösungen und Services für eine Vielzahl von Branchen, von der pharmazeutischen Industrie und Medizintechnik über Logistik, Maschinenbau, Telekommunikations-, Elektronik- und Automobilindustrie bis hin zu Banken und Behörden. Wir sprachen mit Roland Schreiner, der das Unternehmen von seinem Vater Helmut Schreiner 2012 als Geschäftsführer übernommen hat.
von Michael Scherhag
Das Produktportfolio der Schreiner Group beinhaltet heute innovative Spezialetiketten, darunter selbstklebende Funktionsteile, RFID-Etiketten, gedruckte Elektronik und Sicherheitslösungen für den Produkt- und Dokumentenschutz. Weltweit beschäftigt die Schreiner Group mehr als 1000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von über 160 Millionen Euro. Der Hauptsitz befindet sich in Oberschleißheim bei München, daneben gibt es Standorte in den USA und China. Die Schreiner Group vereint die Geschäftsbereiche Schreiner MediPharm, Schreiner ProTech und Schreiner PrinTrust.
Die Geschäftsbereiche sind mit den „Competence Centern“ verzahnt, in denen das Technologiewissen beheimatet ist: Schreiner ProSecure, Schreiner Services, Schreiner PrinTronics sowie Schreiner LogiData. Die Dachmarke „Schreiner Group“ steht für die Unternehmensbereiche, die mit ihrem Leistungs- und Produktportfolio auf spezifische Märkte und Kundenanforderungen ausgerichtet sind.
Ein breit aufgestelltes Unternehmen braucht Werte. Welche Werte prägen Ihr Unternehmen?
Roland Schreiner: Vier Unternehmenswerte prägen die Identität unseres Hightech-Unternehmens: Innovation, Qualität, Leistungskraft und Freude. Diese Unternehmenswerte liegen mir persönlich am Herzen, denn ich glaube, dass es nur mit einer starken Unternehmensidentität möglich ist, den Kunden ein exzellenter Partner zu sein.
Die Etikettenbranche hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Neue Technologien, veränderte Kundenanforderungen, immer kürzere Termine. Wie haben Sie die letzten fünf Jahre erlebt?
Roland Schreiner: Die letzten Jahre waren geprägt von Veränderungen technologischer Art, aber auch im Hinblick auf Prozesse und externe Bedingungen. So hat der Digitaldruck einen technischen Quantensprung gemacht und ist weiter auf dem Vormarsch. Das Verfahren eröffnet uns neue Möglichkeiten. Die Kombination mit anderen Druckverfahren wie Sieb- und Flexodruck birgt viel Potenzial, weil man beispielsweise bereits gedruckte Etiketten mit Digitaldruck nachträglich veredeln kann. Aktuell beschäftigen wir uns mit Serialisierung, Just-in-time-Druck bei Kleinauflagen sowie mit Personalisierung und Individualisierung. Das sind alles Anwendungen, für die der Digitaldruck geeignet ist.
Gedruckte Elektronik ist stark im Kommen. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?
Roland Schreiner: Neben neuen Drucktechnologien halten auch neue Materialien und Funktionen Einzug: Wir drucken Elektronik, binden moderne Anwendungen wie RFID und NFC ein, integrieren Sicherheitsfeatures und verarbeiten vielfältigste Folien. Wir leben den ständigen Innovationsprozess, um für jede spezielle Herausforderung die passende Antwort zu finden. So haben wir beispielsweise Lösungen für die Etikettierung auf ölhaltigen Oberflächen oder Schaumstoff entwickelt und arbeiten an RFID-Etiketten mit Sensorfunktionalität.
Immer mehr Produkte, aber kleinere Losgrößen, in kürzerer Zeit. Welche Anforderungen stellen die Kunden und wo sehen Sie die größten Entwicklungen auf Kundenseite? Wie stellen Sie sich darauf ein?
Roland Schreiner: Insbesondere aus den „Emerging Markets“ im Pharmabereich erhalten wir seit einigen Jahren die Anforderung, kleinste Mengen für unterschiedlichste Länder mit spezifischen Regularien zu produzieren. Dazu bieten wir „Late Stage Customization“ als speziellen Service an. Das bedeutet, dass wir bestimmte Labels für unsere Kunden zunächst mit konventionellen Druckverfahren vorproduzieren, einlagern und erst kurz vor der Auslieferung spezialisieren.
Dahinter steht ein völlig neuer Workflow, den wir entwickelt haben, und der eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Kunden erfordert. Als Verfahren zur Individualisierung der vorgefertigten Labels setzen wir auf den Digitaldruck. Um unseren Kunden auch bei kleinen Losgrößen und kurzen Lieferzeiten eine optimale Lösung zu bieten, haben wir eine eigens entwickelte Digitaldruckmaschine in Betrieb genommen.
Wie lösen Sie das Problem, schnellstmöglich und just-in-time zu liefern?
Roland Schreiner: Um die Anforderungen unserer Kunden optimal zu erfüllen, setzen wir auf größtmögliche Kundennähe und sind überall dort, wo die Kunden uns brauchen. Seit 2008 sind wir im US-amerikanischen Blauvelt, Bundesstaat New York, vertreten und am 16. März fand das Grand Opening für unseren neuen Standort in Fengpu bei Shanghai statt. So sichern wir hohe Qualität auf dem globalen Markt und stärken innovative Lösungen durch eine enge Zusammenarbeit vor Ort.
Automatisierung und Optimierung des Workflows, Industrie 4.0 – Hat das auch für Ihr Unternehmen Relevanz?
Roland Schreiner: Intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnen zunehmend an Bedeutung und ermöglichen vernetzte, dezentrale und echtzeitfähige Produktions- und Logistiksysteme. Spannende Potenzialträger für die Schreiner Group in Zusammenhang mit der Industrie 4.0 sind RFID-Labels, mit denen produzierende Unternehmen datengestützte Fertigungsprozesse einrichten können.
Dazu brauchen sie nicht nur den integrierten Chip, sondern eine komplette Systemlösung. Dank der innovativen Technologien unseres Competence Centers Schreiner LogiData bieten wir dies unseren Kunden schon heute an. Damit sind unsere Kunden für den Weg hin zum „Industrieunternehmen 4.0“ bestens gewappnet. Wir als produzierendes Unternehmen identifizieren aber auch selbst Potenziale in der eigenen Wertschöpfungskette, um Prozesse noch effizienter und schneller zu machen und beispielsweise die Produktionsarbeit zu flexibilisieren.
Was wäre Ihr derzeit größter Wunsch an die Maschinen- und Systemhersteller?
Roland Schreiner: Da wir oft individualisierte, in Zusammenarbeit mit Kunden entwickelte Produkte fertigen, gleicht kein Auftrag dem anderen. Deshalb ist es wichtig, dass Maschinen modular aufgebaut sind, so damit sie an unsere Bedürfnisse und die Gegebenheiten des Auftrags optimal angepasst werden können. Und da wir international präsent sind, erwarten wir von den Maschinenherstellern auch an außereuropäischen Standorten Serviceleistungen. Darüber hinaus ist es für ein produzierendes Unternehmen natürlich wichtig, dass Maschinen standardisierte Schnittstellen zu Infrastruktur und ERP-Systemen mitbringen.