Aus Stahl und Eisen

Die Geschichte der „Damen“ bei Sihl: Eine ungewöhnliche Tradition

Blick auf „Frida“ bei Sihl, auf der überwiegend Facestock produziert wird (Quelle: Sihl)
Blick auf „Frida“ bei Sihl, auf der überwiegend Facestock produziert wird (Quelle: Sihl)

In der Produktionsstätte von Sihl in Düren herrscht eine besondere Atmosphäre. Hier sind die wichtigsten Mitarbeiterinnen nicht etwa menschlich, sondern aus Stahl und Eisen: Die Rede ist von den Produktionsmaschinen, die allesamt weibliche Vornamen tragen. Diese ungewöhnliche Tradition, die in den frühen 1960er Jahren ihren Anfang nahm, hat sich zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur entwickelt.

Der Beginn einer Ära: Olga macht den Anfang

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Die Geschichte begann 1962 mit der Installation einer neuen Maschine für die Herstellung von Lampenschirmpapieren und Kaschierungen. Die damalige Geschäftsführung hatte die innovative Idee, dieser Maschine den Namen „Olga“ zu geben. Der Gedanke dahinter war, dass die Mitarbeiter eine persönlichere Beziehung zu ihrem Arbeitsplatz entwickeln und mit Stolz von „ihrer Olga“ sprechen sollten.

Die Idee trägt Früchte

Das Konzept erwies sich als voller Erfolg. Die Mitarbeiter gingen fortan nicht mehr einfach zur Arbeit, sondern „zu Olga“. Diese Personifizierung der Maschinen führte zu einer stärkeren Identifikation der Belegschaft mit ihrem Arbeitsplatz und dem Unternehmen. Die Idee war so beliebt, dass sogar ältere Maschinen nachträglich umbenannt wurden. Eine der ältesten Maschinen, die bereits seit 1952 in Betrieb war, erhielt passenderweise den Namen „Oma“.

Die Sihl-Familie wächst

In den folgenden Jahren kamen immer mehr „Damen“ hinzu. Paula (1965), Polly (1968), Lilo (1969), Mary und Elke (beide 1970), Frieda (1972), Biggi (1982) und Helga (1984) sind nur einige der Namen, die den Maschinen gegeben wurden. Jede neue Maschine wurde mit Spannung erwartet und ihre Namensgebung war stets ein besonderes Ereignis.

Kreativität bei der Namensfindung

Besonders interessant ist die Geschichte hinter einigen der Namen. So wurde die 1988 installierte Maschine „Diana“ genannt, in Anlehnung an das auf ihr produzierte Diagrammpapier. Die 1990 in Betrieb genommene „Dolly“ erhielt ihren Namen aus einer Kombination verschiedener Elemente: “D” für dielektrisch, “ol” vom Namen des Erbauers Oellers und “ly” als Anspielung auf das produzierte Lichtpauspapier.

Die Tradition lebt weiter

Auch in jüngster Zeit hält Sihl an dieser Tradition fest. Als 2020 zwei neue Maschinen vom Standort Bern nach Düren verlegt wurden, war klar, dass auch sie weibliche Namen erhalten sollten. Nach einem internen Ideenwettbewerb wurden sie auf die Namen “Mona” und “Lisa” getauft.

Ein Blick in die Gegenwart

Heute sind in der Produktionsstätte in Düren sowohl alte als auch neue “Damen” im Einsatz. Olga, Paula, Polly, Elke, Frieda, Dolly und Mona gehören zu den treuesten “Mitarbeiterinnen” des Unternehmens. Sie stehen symbolisch für die lange Geschichte und die starke Unternehmenskultur von Sihl.

Diese ungewöhnliche Tradition der Namensgebung hat sich über die Jahrzehnte als ein wichtiger Faktor für den Zusammenhalt und die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen erwiesen. Sie zeigt, wie kreative Ideen in der Unternehmensführung positive Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre und das Engagement der Mitarbeiter haben können.