Etiketten-Küchler setzt auf Wasserlos-Offset und Zahara
von Redaktion Etiketten-Labels,
Dirk Handler lebt das Thema Selbstklebe-Etiketten. Der umtriebige Unternehmer führt in Esslingen am Neckar (bei Stuttgart) das Familienunternehmen Etikettenfabrik Erhard Küchler GmbH, das mit seinen 44 Mitarbeitern das Thema in seiner ganzen Breite abdeckt.Von Karol Wolnikowski*.
Man sei, sagt Handler, nicht wirklich spezialisiert. Außer dass die Esslinger Experten gern schwierige Aufgaben lösen. Im Herbst 2018 wurde bei Küchler die komplette Offsetproduktion auf Verico Zahara NWL Druckplatten umgestellt. Das war alles andere – nur nicht schwierig. Die Etikettenfabrik Küchler gibt es bereits seit 55 Jahren. 1964 hatte Dirk Handlers Großvater Erhard Küchler den Betrieb gegründet. Produziert werden aktuell einschichtig so gut wie ausschließlich Selbstklebe-Etiketten.
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Vor etwa zehn Jahren war Küchler erstmals in das Offsetdruckverfahren eingestiegen – mit Codimag-Maschinen und deren einfachem aber intelligenten Druckprinzip: Ohne Walzenwechsel, mit längenvariablem Gummituch und mit Kurzfarbwerken ohne Farbzonensteuerung. Das habe einen „niederschwelligen“ Umstieg für das flexo-geübte Küchler-Team ermöglicht, erklärt Dirk Handler. 2015 kam dann die zweite Codimag Viva Aniflo 420 ins Haus, zu Beginn dieses Jahres 2019 folgte bereits die dritte Linie. Ergänzt wird dieser Maschinenpark unter anderem um eine Codimag-Buchdrucklinie.
Qualitätssprung durch den wasserlosen Offsetdruck
Der Maschinenpark des Esslinger Unternehmens ist so konzipiert, dass nahezu alle Aufträge inline erstellt werden können – auch wenn manchmal Maschinendurchgänge kombiniert werden müssen. Die zweitjüngste der Küchler-Maschinen vom Typ Viva Aniflo 420 ist mit fünf Offsetwerken, einem UV-Buchdruck- sowie einem Flexo-Lackierwerk ausgestattet; die erste erlaubt sechs Offsetdruck-Durchgänge, dazu Flexo, Heißfolie und Reliefprägung. Der jüngste Neuzugang hat fünf Offset-Druckwerke und dazu ein Flexo-Lackierwerk. Die Besonderheit dieser Maschine ist die weiterentwickelte Einheit für den Bedruckstoff-Transport, die je nach Drucklänge eine bis zu 30 Prozent höhere Druckgeschwindigkeit erlaubt.
Der Schritt in den wasserlosen Offset vor etwa einem Jahrzehnt hat Küchler „enorme Qualitätssprünge bezüglich Druckqualität und Passerverhalten“ ermöglicht, erinnert sich Dirk Handler und zeigt als Beispiel einen Auftrag, der fünffarbige Negativ-Textblöcke enthält und dennoch einen extrem präzisen Passer aufweist. Der Offset hat die Position des Unternehmens im Markt nochmals gestärkt, wachsen doch Komplexität und Qualitätsansprüche gerade bei Etiketten von Jahr zu Jahr.
„Der Maschinenpark des Esslinger Unternehmens ist so konzipiert, dass nahezu alle Aufträge inline erstellt werden können.“
Mit der Entscheidung für Offset setzte man auch von Anfang an auf den Heidelberg Suprasetter als Belichter, der als „HD-Pro W“ heute auch zur Angebotspalette von Verico Technology gehört. Seit knapp einem Jahr produziert Küchler ausschließlich mit den Verico Zahara NWL-Druckplatten. Was die Standzeit der Platte angeht, sei es mit der Vorgängerplatte „etwas schwieriger“ geworden, begründet dies Dirk Handler. Jetzt, mit der Verico Zahara NWL, könne sich der Betrieb wieder auf lange Laufzeiten verlassen.
Gerade bei den hochauflagigen Druckjobs sei es wichtig, dass die Auflagenleistung auch verlässlich ist, erklärt der Firmenchef. So könnte bereits korrekt kalkuliert und beispielsweise bei einer 40.000er-Auflage gleich die nötigen Ersatzplatten mitbelichtet werden. Dirk Handler: „Verlässlichkeit ist wichtig. Und das haben wir mit der Zahara-Platte.“
Unkomplizierte Umstellung
Der Umstellungsprozess auf die Verico Zahara NWL war unkompliziert. Anwendungsspezialist Günter Schmid von Verico Technology Europe stand bei der Anpassung der Einstellungen am Belichter genauso zur Seite wie bei der Umstellung der Entwicklungsmaschine, die nun nur noch als „Washer“ fungiert und mit reinem Wasser arbeitet. Günter Schmid: „Anfangs haben wir die Entwicklungsmaschine zu einem Hybrid-Gerät umfunktioniert. So war der Kunde in der Lage unser rein wasser-waschbares Plattenprodukt sofort einzusetzen, aber auch bei Bedarf Chemikalien zuzuschalten.“ Denn einige Wochen lang wurde bei Küchler noch zwischen zwei Plattenfabrikaten hin und her gewechselt – bis alle Vorräte der früheren Platten aufgebraucht waren.
Dirk Handler sagt, dass für die Entscheidung bezüglich der Verico-Zahara-Platte neben der Standzeit („ein entscheidendes Argument“) natürlich auch die Druckergebnisse zu Rate gezogen wurden. Die Rasterwerte seien top gewesen und die Qualität der Verico Zahara NWL habe man auch am Druckergebnis erkennen können.
Werner Herzog, Technischer Betriebsleiter in der Etikettenfabrik Küchler, schätzt zudem die hohe Kratzunempfindlichkeit der Wasserlos-UV-Platten. Dass dies so unproblematisch sein könnte, hatte man sich in dem Betrieb vor dem Offsetumstieg gar nicht vorstellen können, erinnert sich der Etikettenspezialist. Anfangs sei man da noch „ultravorsichtig“ gewesen.
„Die Plattenherstellung und das Wechseln der Druckplatten in den Maschinen sind bei einem Betrieb mit der Struktur von Küchler aber auch Prozesse, die einfach, schnell und reibungslos funktionieren müssen.“
Die Plattenherstellung und das Wechseln der Druckplatten in den Maschinen sind bei einem Betrieb mit der Struktur von Küchler aber auch Prozesse, die einfach, schnell und reibungslos funktionieren müssen. Wenn man zum Beispiel Weinetiketten druckt, kann es schon vorkommen, dass sich 200 Meter Etiketten-Material auf sieben oder acht Versionen aufteilen. Da wird dann mehr gewechselt als gedruckt.
Herausforderung und USP: Anspruchsvolle Klebstoffe
Wobei die besondere Herausforderung bei Etiketten-Druckaufträgen nicht immer in den kleinteiligen Strukturen oder in der Kombination aus diversen Druck- und Veredelungsschritten liegen muss. Dirk Handler sieht seine Bedruckstoffe gern als „dreidimensional“ – bedingt durch die Klebstoff-Schicht. Der Faktor Klebstoff schränkt einerseits die Breite der möglichen Bedruckstoffe ein, denn nicht alles erhält man in den manchmal nötigen Kleinauflagen beschichtet.
Der Klebstoff ist nicht selten auch eine ganze eigene Herausforderung. So bedarf zum Beispiel der Umgang mit aggressiven Klebstoffen, wie sie nötig sind um Etiketten auf Reifen oder Säcken haften zu lassen, besonderer Vorkehrungen im Produktionsprozess. Etwa beim Abgittern. Dann ist neben der Erfahrung auch das Konstruktionsgeschick von Dirk Handler und seinem Team gefragt. Zweifellos ein USP des Unternehmens: „Extrem schwierige Haftkleber verarbeiten wir viel, gerne und gut“, fasst Dirk Handler dies prägnant zusammen.
Ein problemloser Bereich
Für die Bedruckstoffe arbeitet Küchler ganz bewusst mit vielen Lieferanten zusammen um keine Entwicklungsschritte zu verpassen. Selbst bei der Druckfarbe für die Etikettenproduktion ist immer Bewegung im Markt, sind Recherchen, Gespräche mit Lieferanten und eigene Tests der Druckerei gefragt.
Ganz anders bei den Druckplatten, seit die Umstellung auf Verico Zahara NWL abgeschlossen ist. Plattenherstellung und die Druckplatten selbst seien im betrieblichen Alltag so „völlig problemlos und wartungsfrei“, resümiert Dirk Handler, dass man kaum darüber nachdenken muss. Der Wegfall der Chemie im Prozess hat ihren Beitrag geleistet. Nur mehr klares Wasser, das noch dazu im Kreislauf verwendet wird, hat den Prozess weiter vereinfacht.
Hintergrund Verico Zahara NWL
Die Zahara NWL wurde speziell für Etikettendruck entwickelt, arbeitet vollständig chemiefrei und erzeugt ein latentes Bild ganz ohne Färbemittel. Laut Verico bietet die Platte sehr hohe Auflagenstabilität selbst bei abrasiven Bedruckstoffen, dazu satte Farbdichten, hohen Kontrast im UV-Druck sowie Stabilität im Produtkionsprozess. [11010]
*Karol Wolnikowski (36) ist bei Verico Technology als Sales Director der EMEA-Region für die strategische Planung und Koordination von Vertriebs- und Serviceaktivitäten verantwortlich. Darüber hinaus ist er Ansprechpartner für die Händler und treibt die Ausweitung der Vertriebsstrukturen voran. Nach einem Abschluss im Fach Print-und Medientechnologie an der Universität Wuppertal war Karol Wolnikowski unter anderem neun Jahre als Vertriebsingenieur und Technischer Leiter bei Marks-3zet tätig und hat sich dort um die Verbrauchsmaterialen und Vorstufen-Equipment für den wasserlosen Offsetdruck gekümmert.