Thomas Hagmaier (Mitte) hat im Dezember 2024 das Familienunternehmen an seine Söhne Max Hagmaier (links) und Rodolfo Hagmaier (rechts) übergeben (Quelle: Klemens Ehrlitzer)
Nach 45 Jahren hat Thomas Hagmaier Ende Dezember 2024 die Leitung des Familienunternehmens Hagmaier Etiketten und alle Gesellschafteranteile an seine beiden Söhne Max und Rodolfo übergeben. Wer ihn kennt, weiß zum einen, dass er sich diesen Schritt reiflich überlegt hat. Leicht gefallen ist er ihm allerdings sicher nicht. Zu sehr ist er seit jungen Jahren in die Rolle des leidenschaftlichen Unternehmers hineingewachsen. Nun muss er lernen, ohne unternehmerische Aufgaben zu leben und seine neue Situation als gewonnene Freiheit zu verstehen. Klemens Ehrlitzer berichtet.
An dieser Stelle sei ein kurzer Rückblick auf wichtige Stationen von Thomas Hagmaiers unternehmerischem Werdegang erlaubt. Die Eigenschaft als technikbegeisterter Tüftler hat ihm wahrscheinlich sein Vater Adolf Hagmaier in die Wiege gelegt. Bei der Gründung seines Unternehmens im Jahr 1946 startete er mit der Herstellung von Etiketten aus Karton. Gefertigt wurden sie auf selbst entwickelten Maschinen. Hauptabnehmer war die Textilindustrie, die auf der Schwäbischen Alb zur damaligen Zeit noch stark vertreten war. Als die Textilhersteller im Zuge der Globalisierung ihre Produktion fast vollständig in Billiglohnländer verlagerte, stand die Druckerei Hagmaier vor der Aufgabe einer Neuausrichtung. Die Fähigkeit, sich den jeweiligen Herausforderungen zu stellen und immer wieder neue Wege einzuschlagen, entspricht dem Naturell von Thomas Hagmaier. Diese Offenheit und Neugier gegenüber neuen Ideen, ist mittlerweile auch in die DNA des Unternehmens übergegangen.
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Immer am Ball geblieben
Egal, ob es um die Herstellung von Kartonetiketten auf schmalbahnigen Maschinen von Melzer, erste zaghafte Anfänge mit Haftetiketten auf einer Kies & Gerlach oder Etiketten mit OCR-Schrift und fortlaufender Nummerierung ging, das Tüfteln an den Maschinen zur Anpassung der Technik an den Kundenbedarf war fast zwangsläufig Teil des Geschäfts. Parallel dazu hat das Unternehmen auch die technische Entwicklung des Marktes z.B. auf dem Gebiet des Stanzens vollzogen. Sämtliche Schritte vom Flach- zum Rotationsstanzen und hin zur semirotativen Stanze wurden durchlaufen. Bisheriger Höhepunkt dieses Fortschrittsprozesses ist für Thomas Hagmaier aktuell das Stanzen mittels Laser. Auch bei den Druckverfahren hat das Unternehmen analog dazu die Transformation vom Buch- über den Flexodruck bis hin zu den Digitaldrucksystemen – heute speziell im Inkjetdruck – erlebt. Oft zählte Hagmaier Etiketten auch zu den Vorreitern bei neuen Technologien. Dabei war häufig eher technische Neugier als wirtschaftliche Berechnung die Triebfeder; so auch bei der Investition in die erste Maschine, mit der in Münsingen bereits 1998 digital gedruckt und gestanzt wurde.
Wertvolle Kontakte
Gleiches gilt für die zahlreichen Aktivitäten in der Verbandsarbeit bei VskE und FINAT, die Thomas Hagmaier auch international einen hohen Bekanntheitsgrad in der Etikettenindustrie eingebracht haben. Sie sind ebenfalls nicht aus einem Kalkül heraus entstanden. Vielmehr räumt er ein, dass er eigentlich gar kein ‚Verbandsmensch‘ sei. Im Laufe der Zeit stellte er jedoch fest, wie wertvoll Kontakte in einem Verband sein können. Am Ende fand er sogar Spaß daran, im Umfeld der Etikettenbranche aktiv an den Aufgaben in den Verbänden mitwirken zu können. Dass er im Zuge dieser Tätigkeiten sogar eine Amtsperiode lang als FINAT-Präsident fungieren würde, hatte er nach eigenen Aussagen nie beabsichtigt.
Praxiserprobte Prinzipien
Aufgaben pragmatisch anzugehen, hat Thomas Hagmaier in vielen Situationen sehr geholfen. Auch bei der Führung seines Unternehmens setzte er auf praxiserprobte Prinzipien: „Einen Betrieb mit rund 35 Mitarbeitenden kann man nicht führen wie einen Konzern. Es kommt auf das Individuum an. Die Leistung der Produktion darf nicht über dem Interesse am Menschen stehen. Mit einem menschlichen Führungsstil lässt sich mehr erreichen – beispielsweise bei der Frage nach Überstunden oder Samstagsarbeit – als durch eine stringente Organisation mit allzu detaillierten Regelungen.“
Konsequent
Bei der Firmenübergabe bevorzugt Thomas Hagmaier dennoch den konsequenten Schnitt. Weil er die Verantwortung endgültig in die Hände seiner Söhne gelegt hat, ist ihnen dadurch bewusst, dass sie die Führungsaufgaben ab diesem Zeitpunkt eigenständig anpacken müssen. Das werden sie in Zukunft auf ihre eigene Weise tun – in vielen Dingen sicher anders als er. Für Thomas Hagmaier ist das auch gut so.