Nicht die Quote, sondern Können und Qualifikation sind gefragt
von Redaktion Etiketten-Labels,
“Für jede Frau, die arbeitet und Familie hat, ist es ein Spagat, ihren Aufgaben in beiden Bereichen gerecht zu werden.” erläutert Susanne Daiber, Geschäftsführerin, Etiket Schiller, Plüderhausen. Sie weißt auf ein großes Problem hin, vor dem berufstätige Frauen heute oft stehen. Im Gespräch mit Etiketten-Labels stellt sie das Unternehmen vor und erläutert den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und Ihre Position.
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Susanne Daiber: Gegründet wurde das Unternehmen 1936 von Großmutter Friedl Schiller, jetzt in dritter Generation. 50:50 mit Bruder Gunther Schiller seit 2008. Aktuell 36 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 6,5 Mio in 2020. Meine Position ist heute die Geschäftsführung, Produktionsleitung, Controlling, Qualitäts- und Umweltverantwortliche, Personal,…und vieles mehr
Wie kamen Sie zu der Position?
Susanne Daiber: Übernahme des Familienunternehmens nach 13 Jahren Mitarbeit im elterlichen Betrieb.
Haben Sie eine Ausbildung in der Druckbranche gemacht oder sind Sie „Seiteneinsteigerin“?
Susanne Daiber: Klassisches Studium der Betriebswirtschaftslehre, Aufbaustudium an der PH Ludwigsburg Unternehmenskommunikation – Lernen im Betrieb. Ausbildung an der SRH – Hochschule Heidelberg zur Sanierungs- und Restrukturierungsmanagerin.
Thema Quote: Wie stehen Sie zu diesem Thema? Und welche Bedeutung hat die Quote in Ihrem Umfeld?
Susanne Daiber: Ich finde, dass ein Mensch über seine Fähigkeiten und seine Leistungen in eine Position kommen sollte und nicht, weil ihm eine Quote dazu verhilft. Ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn ich wegen einer Quote in eine Position gekommen wäre und nicht wegen meiner Qualifikation. Wenn man etwas erreichen möchte, muss man etwas dafür tun und zwar mehr als die anderen, die das gleiche Ziel vor Augen haben. Weiterbildung und stetiges Lernen gehören hier unbedingt dazu. Neben meinen Abschlüssen an Hochschulen und Universitäten habe ich auch die Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft, Datenschutzbeauftragten und jetzt bin ich derzeit in der Ausbildung zur Betrieblichen Gesundheitsmanagerin. Ich habe Freude am Lernen und sehe es als stetige Weiterentwicklungsmöglichkeit für mich. Vielleicht muss man als Frau kompetenter sein, um das gleiche zu erreichen wie ein Mann, jedoch hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel verändert und in den jüngeren Generationen ist es immer seltener ein Thema ob Mann oder Frau, sondern ein Thema der Qualifikation.
„Wenn man etwas erreichen möchte, muss man etwas dafür tun und zwar mehr als die anderen, die das gleiche Ziel vor Augen haben.“
Haben Sie als Führungskraft/ Unternehmerin schon Erfahrung damit gemacht, dass Geschäftspartner oder Kunden nicht mit Frauen in Führungspositionen umgehen können.
Susanne Daiber: Natürlich kennt jede Frau solche Situationen. Jedoch liegt es auch hier an mir, mein Gegenüber davon zu überzeugen, dass genau ich die richtige Ansprechpartnerin/Gesprächspartnerin für ihn bin. Denn in so einer Situation hilft mir auch eine Quote nicht, sondern Können und die entsprechende Qualifikation.
Worin liegen für Sie die Vorteile der Führungsposition in Ihrem Unternehmen?
Susanne Daiber: Eine Firma so zu gestalten, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist und die Mitarbeiter sich wohl fühlen ist ein Ziel, was viele Unternehmen und deren Führungskräfte anstreben. In einer Führungsposition habe ich die Möglichkeit, die richtigen Weichen hierfür zu stellen und umzusetzen. Die Rolle als Führungspersönlichkeit ist immer abwechslungsreich und spannend.
Glauben Sie das die Vereinbarkeit von Familie und Karriere auch heute noch die Hauptschwierigkeit ist, Frauen in Führungspositionen zu sehen?
Susanne Daiber: Für jede Frau, die arbeitet und Familie hat, ist es ein Spagat, ihren Aufgaben in beiden Bereichen gerecht zu werden. Von staatlicher Seite muss mehr dafür getan werden, dass es ausreichend Kindertagesstätten gibt, in denen die Kinder gut betreut sind. Ich vielen anderen Ländern Europas ist es selbstverständlich, dass die Frauen sehr zeitnah wieder in den Beruf zurückkommen und die Kinder betreut werden. In Deutschland ist es immer noch ein gesellschaftliches Thema, wenn Frauen früh in das Berufsleben zurück wollen. Wichtig ist hierbei auch die gesellschaftliche Toleranz verschiedener Lebensmodelle, wie dass der Mann zu Hause bleibt oder in Teilzeit arbeitet.
„In einer Führungsposition habe ich die Möglichkeit, die richtigen Weichen zu stellen und umzusetzen.“
Hat Ihre Führungsposition aus Ihrer Sicht etwas an der Unternehmenskultur geändert?
Susanne Daiber: Wir arbeiten heute viel mehr das Miteinander und nicht wie früher und auch heute noch in vielen anderen Unternehmen bestehend, das Gegeneinander der Abteilungen, vor allem zwischen Produktion und Verwaltung. Wir haben heute 15 Mitarbeiterinnen von 36 und das in einem technischen, produzierenden Betrieb. Das ist eine sehr gute „Quote“.
Haben Sie in Ihrem Unternehmen ein spezielles Fortbildungsprogramm für Mitarbeiterinnen?
Susanne Daiber: Wir machen keinen Unterschied, da es uns wichtig ist, dass sich alle Mitarbeiter weiterbilden. Jeder Mitarbeiter darf sich im Jahr zwei Fortbildungen aussuchen, die vom Unternehmen bezahlt werden. Hinzu kommen noch interne Schulungsmaßnahmen. Aktuell machen wir jedoch tatsächlich gezielt eine Schulung für die Damen in der Akquise und in der technischen Sachbearbeitung, um zu lernen, wie sie mit einer Situation umgehen sollen, wenn ihr Gegenüber deren Kompetenz anzweifelt.
Erfahren Sie Unterstützung von Ihren Kolleginnen/Mitarbeiterinnen im eigenen Unternehmen?
Susanne Daiber: Auch hier ist das Geschlecht für mich nicht im Vordergrund. Wir unterstützen uns alle gegenseitig, denn nur gemeinsam können wir unsere Ziele erreichen und hier spielt jeder Mitarbeiter eine Rolle.
Welche Veränderungen/Verbesserungen wünschen Sie sich, um einen höheren Anteil von weiblichen Führungskräften zu erreichen?
Susanne Daiber: Staatlicher Ausbau des Angebots an Grippenplätzen und Plätzen in Kindertagesstätten. Verbesserung der schulischen Betreuung und gesellschaftliche Akzeptanz für Mütter in Führungsrollen.
Wo liegen Ihre Ziele für das Unternehmen in den nächsten Jahren und eventuell die Förderung von Mitarbeiterinnen?
Susanne Daiber: Weiterer Ausbau des Unternehmenserfolges unter anderem durch stetige Weiterentwicklung aller Mitarbeiter unabhängig von ihrem Geschlecht.