„Innovationsförderndes Top-Management“ – mit diesem Titel wurden die Firma Top Label und ihre Geschäftsführung im Rahmen der Preisverleihung der Top 100 Mittelstands-Unternehmen ausgezeichnet. Ein Titel, der einiges verspricht. Etiketten-Labels sprach mit Anke Hoefer, der Geschäftsführerin, die hinter dem Firmennamen steht und als VskE-Vorstandsmitglied in der Branche bekannt ist.
von Michael Scherhag
Top Label – Etiketten nach Maß, lautet das Unternehmensmotto und steht auf allen Broschüren und Flyern des in Alfeld/Leine ansässigen Unternehmens. Und dies ist keine leere Phrase, sondern Programm. Top Label produziert neben dem üblichen Standard-Programm immer wieder selbst entwickelte und auf die Kundenwünsche abgestimmte individuelle Etikettenlösungen.
Ein Beispiel ist das unter dem Begriff „Tablabel“ entwickelte „sprechende“ Etikett, das gemeinsam mit dem Luxemburger Unternehmen Tuomi und der Firma Hauser Design aus Trier entwickelt wurde. Ein in das Etikett integrierter Chip speichert unter anderem Sprachnachrichten und dank NFC-Technik lässt sich der Inhalt dann mittels Scanner oder Smartphone abspielen.
Das 24 Mitarbeiter starke Unternehmen verfügt über eine eigene Druckvorstufe, eigene Druckformherstellung, moderne Etikettendruck- (mit bis zu 10 Farben), Converting- und Weiterverarbeitungsmaschinen. Gedruckt wird mit den Verfahren Buch-, Flexo-, Sieb-, Offset-und Digitaldruck – und zudem in allen Kombinationsverfahren. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über diverse Möglichkeiten zur Veredelung der Etiketten. Hierzu gehört das Lackieren und Kaschieren (matt und glänzend), die Heiß-und Kaltfolienprägung sowie High and Clear.
Rasante Entwicklung
Gegründet wurde das Unternehmen 1997 durch Anke und Wilhelm Hoefer und setzte damit auf einen schnell wachsenden Markt. Bereits ab März 1998 arbeitete man zweischichtig, 2005 konnte in eine zusätzliche Halle investiert werden, wodurch sich Produktion und Verwaltung trennen ließen. Bereits seit 2011 produziert Top Label seine Druckplatten digital und 2015 nahm man neben dem Offset-und Buchdruck den Flexodruck hinzu.
Top Label ist heute in vielen Bereichen tätig. Das Unternehmen produziert zwar schwerpunktmäßig für den Bereich Lebensmittel, Backwaren und Bäckereien, doch auch im Bereich Pharma, Kosmetik und Chemie ist man gut vertreten – und das im gesamten Bundesgebiet. Zu diesem Zweck wurde ein Hygienemanagement aufgebaut und im Lebensmittelbereich legt Top Label großen Wert auf migrationsarme Farben und Lacke. Produziert werden Etiketten von blanko bis mehrlagig sowie Leporello-Etiketten in kleinen bis großen Auflagen, zum Teil mit verschiedenen Ausführungen und Teilauflagen.
Die letzten fünf Jahre waren geprägt durch enorme technologische Veränderungen. Welche Konsequenzen ergaben sich daraus für Ihr Unternehmen?
Anke Hoefer: Wir haben viel in die Druckvorstufe investiert. Die Termine werden immer kürzer, gleichzeitig brauchen wir mehr Flexibilität. Das ist zwar eine Entwicklung, die schon länger anhält und historisch bedingt daher kennen wir die Situation. Jedoch aufgrund der zunehmenden Anzahl von Teil- und Kleinauflagen, der stärkeren Diversifikation in Sprachen, unterschiedlichen Seiten etc. konnten wir nicht warten, bis die Druckplatten durch externe Unternehmen erstellt und an uns geliefert wurden. Auch hinsichtlich kurzfristiger Änderungen sind wir nun sehr viel flexibler.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung und wie stellen Sie sich darauf ein?
Anke Hoefer: Derzeit produzieren wir noch zum größten Teil konventionell. Wir sehen jedoch, dass sowohl die Flexotechnologie als auch der Digitaldruck stetig wachsen. Der Flexodruck hat eine so hohe Qualität erreicht, dass wir die technische Entwicklung stetig verfolgen und der Anteil auch bei uns wachsen wird. Auch hinsichtlich des Digitaldrucks sehen wir Chancen für uns und haben bereits eine Lösung angedacht, die uns die Weiterentwicklung ermöglichen wird. Mit zunehmenden Anforderungen seitens der Kunden werden wir dann sicher noch weiter investieren und ausbauen.
Verpackungsdruck auf Etikettenmaschinen: Grundsätzlich ist das möglich. Aber auch eine Perspektive für Sie?
Anke Hoefer: Ja, grundsätzlich wäre das eine Perspektive und technisch möglich. Doch der Verpackungsbereich hat, gerade hinsichtlich der Weiterverarbeitung, ganz spezielle Anforderungen. Damit müssten wir uns zunächst stärker befassen und die Investitionsgrößen sind nicht zu unterschätzen. Dennoch beobachten wir die Entwicklung mit großem Interesse.
Automatisierung des Workflows und Prozesskontrolle – Themen, die derzeit sehr aktuell sind. Bei Ihnen auch?
Anke Hoefer: Aber natürlich. Wir sind darauf schon lange eingestellt und für uns ist das tägliche Praxis.
Ein weiteres großes Thema ist UV-LED. Ist das für Sie eine Option?
Anke Hoefer: Grundsätzlich schon, das Interesse ist vorhanden. Allerdings gibt es noch einige Probleme zu lösen, so dass wir die Entwicklung erst einmal abwarten. Beispielsweise werden noch nicht genügend Farben angeboten, die für diese Technologie geeignet sind. Weitere Fragen sind dann Qualität, Migration u.a. Wir produzieren schon lange mit der konventionellen UV-Trocknung und konnten damit gute Erfahrungen machen. Aber auch hier gilt: Wir beobachten und werden sicher auch Tests vornehmen, wenn wir die Zeit für geeignet halten.
Online-Print, Webshops etc. Ist das für Sie ein Thema?
Anke Hoefer: Wir verfügen über einen Webshop, dennoch ist unser Verkauf und Vertrieb eher konventionell ausgerichtet. Für Betriebe unserer Größe und Ausrichtung zählen zudem immer noch Mund-zu-Mund-Propaganda und die Teilnahme an Messen und Tagungen – auch regional – wo wir unsere Kunden direkt und persönlich treffen. Bisher hatten wir damit bei unserer Kundenstruktur mehr Erfolg.
Welche Wünsche haben Sie an die Anbieter von Maschinen und Geräten?
Anke Hoefer: Es würde unsere Flexibilität sehr unterstützen, wenn die Maschinenhersteller verstärkt modulare Technik anbieten würden. Wir bräuchten die Möglichkeit, in der Breite variabler zu sein und die Druckwerke besser und schneller wechseln zu können. Zudem wären weitere Systeme zur Verkürzung von Rüst- und Umrüstzeiten sehr hilfreich. Wir sehen zwar, dass vieles bereits angeboten wird, aber das ist derzeit oftmals mit der Investition in ganz neue Maschinen verbunden.
Benötigen die Unternehmen wirklich immer die neueste Technik, um konkurrenzfähig zu sein oder sehen Sie andere Ansätze?
Anke Hoefer: Nein, ich denke, es ist nicht notwendig, immer die neuesten Maschinen im Haus zu haben. Letztlich zählen die Auftragsstruktur, die Wünsche und Konzepte der Kunden und unsere Möglichkeiten, diese Wünsche zu befriedigen.
Natürlich investieren wir in die notwendige Technologie, wenn die Auftragslage es erfordert. Aber immer in die neuesten Maschinen und Systeme zu investieren, nur um sie zu haben, erscheint uns nicht als sinnvoll. Zudem ist es nicht immer nur die Technik allein, die zählt. Wir setzen sehr stark auf gute Aus- und Weiterbildung und Mitarbeitermotivation und sind dazu mit den entsprechenden regionalen Verbänden und Veranstaltern vernetzt. Außerdem engagiere ich mich persönlich in Wirtschaftsverbänden und politisch, um dafür zu sorgen, dass auch die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen.
Ein Blick in die Zukunft. Wohin geht die Reise?
Anke Hoefer: Neben der zunehmenden Digitalisierung der Produktionsprozesse und der immer schnelleren Technikentwicklung sehen wir eine Veränderung der Druckprodukte selbst. Zunehmend werden Funktionen in die Etiketten integriert. Funktionen, die mehr Informationen an die Kunden geben, aber auch die Produkte selbst verbessern. Rechtliche Vorschriften werden sich ändern und müssen beachtet werden. Handhabungsanweisungen können in das Etikett integriert und ausgelesen werden, die Gestaltung selbst wird sich ändern. Stichworte dazu sind NFC und intelligente Etiketten. Wir stehen also vor neuen Anforderungen in den nächsten Jahren. Auch darauf gilt es sich einzustellen und rechtzeitig die Weichen zu stellen.