Jahresbericht 2021 erschienen

Bobst-Rückblick auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen

Blick auf das Bobst-Produktions-Gebäude in Mex (CH) (Quelle: Bobst)
Blick auf das Bobst-Produktions-Gebäude in Mex (CH) (Quelle: Bobst)

Das Jahr 2021 wird Bobst – eigenen Angaben zufolge – als ein Jahr einzigartiger wirtschaftlicher Bedingungen in Erinnerung bleiben, mit einem im Vergleich zum Vorjahr um 70 % gestiegenen Auftragseingang. Wir veröffentlichen einen Auszug für die Etikettenbranche aus dem Jahresbericht.

Im Jahr 2021 weist Bobst eine starke finanzielle Leistungsfähigkeit auf und erzielt beim Auftragseingang gegenüber 2020 einen stattlichen Zuwachs. Unter Berücksichtigung der COVID-19-Lockdowns und des daraus resultierenden Rückgangs in 2020 beträgt das Nettowachstum seit 2019 weit über 40 %. Geografisch gesehen schnitten Nordamerika, Südeuropa (Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland), Deutschland und Polen sehr gut ab. Auch im südamerikanischen Markt erzielten das Unternehmen gute Ergebnisse. Obwohl wir in China eine Verlangsamung beobachten, waren die Gesamtergebnisse in dem Land immer noch sehr positiv. Südostasien bleibt eine komplexe und fragmentierte Region, die aber für die Zukunft große Chancen bietet.

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Ungeachtet der Reisebeschränkungen für unsere Feldtechniker sind Services für die Menschen und für unsere Lieferkette wichtiger denn je und zu einem strategischen Faktor geworden. Unsere qualifizierten Techniker haben hervorragende Arbeit geleistet und viele Kunden per Fernzugriff sowohl bei der Installation als auch bei der Fehlerbehebung unterstützt. Damit wurde eine neue Service-Landschaft geschaffen. Die Wichtigkeit der Konnektivität von Maschinen wurde deutlich. Aber auch, dass Bobst über die Werkzeuge für Datenanalysen verfügt, um technische Probleme vorhersagen und lösen zu können, bevor sie auftreten. Und dass wir in der Lage sind, unseren Kunden dabei zu helfen, das Arbeiten mit neuesten technischen Lösungen zu erlernen und sich an diese anzupassen.

Umbruch in der Verpackungsbranche

2021 brachte aber auch einen Umbruch in der gesamten Verpackungsbranche mit sich. Der Fachkräftemangel in einigen Regionen und der beispiellose Preisanstieg bei Papier, Karton und flexiblen Materialien haben viele unserer Kunden vor unerwartete Herausforderungen gestellt und Unsicherheiten bewirkt.

Der Preisanstieg bei Ausgangsstoffen war enorm und wirkte sich auf unsere eigenen Preiskonditionen aus. Zum Beispiel stiegen die Preise der Rohstoffe unerwartet an, die für die Herstellung von Maschinengestellen und -komponenten verwendet werden. Gleiches gilt für warmgewalztes Stahlblech, das seit Januar 2020 einen Preisanstieg um 119 % verzeichnete. Kaltgewalztes Stahlblech verteuerte sich um 126 %. Walzstahlprofile und Träger um 91 %. Aluminiumlegierungen um 75 % und Kupfer um 65 %. Rohstoffe für mechanische Komponenten (unter anderem LLDPE-Harze, Nickel, Polyurethan) stiegen seit September 2020 um mehr als 40 % und Materialien für Verbrauchsmaterialien (Riemen, Ketten, Schmiermittel, Rollen usw.) im Durchschnitt um 9 %. Auch die Frachtkosten sind seit August 2020 gestiegen – im Seeverkehr um 216 %, im Luftverkehr um 200 % und im Straßenverkehr um 5 %.

Bobst hat 2021 neue Produkte auf den Markt gebracht, welche die eigene Industrievision widerspiegeln und eine neue Realität formen, in der Konnektivität, Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit die Eckpunkte der Verpackungsherstellung bilden.

Die Bobst Days – ein Schaufenster für die größte virtuelle Veranstaltung der Verpackungsbranche aller Zeiten mit 28 einzigartigen Webinaren, an denen 8.491 Personen teilnahmen – zählten zu den Höhepunkten des Jahres. Alle Webinare sind unter folgenden Links nach wie vor verfügbar: https://media.bobst.com/usen/webinars/

Etiketten und flexible Verpackungen

Zwei Wörter charakterisieren das Jahr 2021 für das Marktsegment Etiketten und flexible Verpackungen am besten: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Der Etikettenmarkt verzeichnete bei All-in-One-Lösungen, die Flexo- und Digitaldrucksysteme kombinieren, starkes Wachstum. Innerhalb der Digitaltechnik wächst der Inkjetdruck am stärksten, da er hohe Qualität mit hoher Produktivität und niedrigen Betriebskosten kombiniert. Gleichwohl bleibt die Etikettenherstellung ein Schmelztiegel verschiedener Technik, die jeweils für Spezialanwendungen am besten geeignet ist. Die Hersteller sehen sich mit der wachsenden Zahl kleiner Auflagen konfrontiert und streben einen höheren Automatisierungsgrad ihrer Prozesse an, zumal Arbeitskräfte immer schwieriger zu finden sind. Die Preise der Etikettenmaterialien stiegen deutlich, und bei einigen wurde die Beschaffung schwieriger.

Bei flexiblen Verpackungen steht der Markt vor dem „Dilemma, den Kunststoff neu erfinden zu müssen.“ Recycelbarkeit und Lebensmittelkonformität sind Themen mit hoher Priorität, bei gleichzeitig starker Nachfrage nach neuen Hochbarriere- und Monomaterial-Lösungen und sogar Lösungen aus metallisiertem Papier. Bei Hauslieferungen und fertig zubereiteten Speisen besteht eine starke Nachfrage, angetrieben vom E-Commerce. Am stärksten ist das Wachstum bei Standbodenbeuteln, Schlauchbeuteln und Portionspackungen. Die Branche verzeichnet ein stabiles Wachstum, ist aber mit Blick auf die Auswirkungen möglicher neuer Vorschriften zur Kunststoffherstellung vorsichtig.

In 2021 entfielen mehr als 40 % der unterzeichneten Verträge auf Digiflexo-Automatisierungslösungen von Bobst, was die Anforderungen an die Digitalisierung und Automatisierung von Produktionslinien mit höherer Flexibilität widerspiegelt. Im Juli übernahm Bobst die verbleibenden 49 % der Anteile an Mouvent und integrierte damit dieses Kompetenzzentrum für Digitaldruck für Bobst. Die Master DM5 – sie wurde erstmals 2020 angekündigt – hebt im Markt ab und unterstreicht damit den Wert von Lösungen, die Möglichkeiten für den Flexo- und den Digitaldruck in modularen All-in-One-, All-in-Line-Systemen integrieren. Der italienische Kunde IBE stellte fest, diese neue Druckmaschinen-Klasse adressiere den Markt für Aufträge mit Lauflängen von 2.000 bis 8.000 Metern und schließe damit die Lücke zwischen den herkömmlichen Digitaldruckmaschinen für kleine Auflagen und der Flexotechnik, die besser für sehr hohe Auflagen geeignet ist. Diese Aussage spiegelt gut das onelabel-Portfolio von Bobst wider, das verschiedene Techniken kombiniert, die nebeneinander existieren und den gesamten Produktionsprozess optimieren.

Label Competence Center

Die Eröffnung des Atlanta Label Competence Center war in 2021 ein weiterer Meilenstein für Bobst. Hier haben wir viele Kunden empfangen und ihnen weitere neue Digitaldrucklösungen verkaufen können. Darüber hinaus hat Bobst im September in Florenz ein erfolgreiches Open House veranstaltet, an dem mehr als 100 Etikettenhersteller teilnahmen. Bobst ist zwar ein relativ junger Akteur im Bereich der digitalen Herstellung von Etiketten. Mit mehr als 50 installierten Inkjet-Maschinen – sie bedrucken mehr als 21 Millionen Laufmeter – haben wir allerdings gezeigt, dass sich die Marktdynamik binnen kurzer Zeit verändern lässt.

Trend Monomaterial

Im Bereich flexibler Verpackungen sucht die gesamte Verpackungsbranche nach einem neuen „nachhaltigen Gesicht“. In der Faltschachtel- und Glasproduktion wird teilweise auf Kunststoff umgestellt, um die Umwelt- und Transportbelastung zu verringern. Gleichzeitig sehen wir, dass sich einige flexible Verpackungen in Richtung papierbasierter Verpackungen bewegen. Der wichtigste Trend ist jedoch der Umstieg von Verpackungen, die aus mehreren Materialien bestehen, hin zu Lösungen aus Monomaterialien, wenngleich hier die Fragen der Abfallsammlung und der Recycling-Kapazitäten noch nicht gelöst sind. Damit Biokunststoffe und Recyclingfolien wettbewerbsfähig werden, müssen sie verstärkt verwendet werden.

Bobst bietet heute fertige Lösungen aus Monomaterial an – von der erforderlichen Barriere-Wirkung über den Druck bis hin zur Kaschierung. Die mit Partnern wie BASF, Dow, Sun Chemicals, Elba, Hosokawa, Ilene, Michelmann, Uflex und vielen anderen Unternehmen geleistete Arbeit ermöglicht Innovationen, die die Zukunft recycelbarer Verpackungen prägen werden.

Das Jahr 2021 markiert den Durchbruch unserer onebarrier-Lösungen einschließlich einer EVOH-freien und Topcoat-freien transparenten Barriere-Lösung, die vollständig aus PE besteht. Sie wurde mit einer Nova SX 550, einer Expert K5 und einer Vision D850 von Bobst produziert. Diese transparente, vollständig aus PE bestehende Lösung mit hoher Barriere-Wirkung ist eine Alternative zu metallisierten Polyesterfolien.

Digitalisierung im Etikettenbereich

Blicken wir in das Jahr 2022: Im Etikettenmarkt wird die Digitalisierung die wichtigste treibende Kraft sein – die Hersteller werden sich nach vollständig digitalisierten End-to-End-Lösungen umschauen, mit denen sie ihren Produktionsprozess optimieren können. Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Die Etikettenhersteller werden schneller, bei höherer Qualität und bei weniger Abfall produzieren und der zunehmenden Nachfrage nach einer bedarfsgerechten Herstellung gerecht werden können.

Bei flexiblen Verpackungen erwarten wir, dass die onebarrier-Lösung für eine papierbasierte Verwendung verfügbar sein wird, was zu mehr Nachhaltigkeit führt. Die Farbmanagement-Lösung oneECG für den Druck mit festem Farbsatz wird in zunehmend mehr Werken eingesetzt werden und hier das Mischen von Farben und den hiermit verbundenen Abfall ersparen. Generell sind wir stark davon überzeugt, dass gut produzierte und gut recycelte Kunststoffverpackungen eine Zukunft haben. Hier stehen wir mit verfügbaren, wirtschaftlichen Lösungen bereit.

Zusammengefasst

Das Jahr 2021 war stark, unvorhersehbar und voller Chancen. Unsere Kunden bestätigen, dass wir mit unserer Branchenvision – Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung – auf dem richtigen Weg sind. Die Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit sind Teil unserer Lösungen, die alle Branchen und insbesondere die Herstellung flexibler Verpackungen unterstützen. Sie tragen den Zusagen Rechnung, die die Markenartikelhersteller in Sachen Wiederverwertbarkeit ihrer Verpackungen getroffen haben.

Wir sind zuversichtlich, dass 2022 für uns ein gutes Jahr wird. Aber niemand von uns kann den außerordentlichen Druck ignorieren, dem wir aufgrund von globalen Lieferketten und Ressourcenknappheit ausgesetzt sind. Auch die Pandemie spielt im Hinblick auf das Verhalten der Menschen weiterhin eine wichtige Rolle. Wir können unseren Kunden – Druckdienstleistern und Verpackungsherstellern – helfen, indem wir das tun, was wir am besten können: innovativ sein, die Nachhaltigkeit unserer Branche und ihrer Produkte verbessern und dabei immer im Hinterkopf behalten, dass unsere Branche immer wieder längere Zyklen durchlebt.