Manipulationen und Produktaustausch treffen alle Marktbereiche empfindlich – von der Elektronik bis zu Arzneimitteln, Kraftfahrzeugen und Lebensmitteln. Monda van Eijl, Produktmanagerin bei Avery Dennison Select Solutions befasst sich mit der Frage, mit welchen Problemen Markeninhaber in Hinsicht auf Warenfälschungen, Produktmanipulationen und zukünftige Vorschriften zu kämpfen haben.
Ein großer Teil des Welthandels sieht sich mit dem Problem der Produktfälschungen konfrontiert. Der Weltwirtschaft gehen geschätzt etwa 4,2 Billionen* US Dollar verloren und jedes Segment ist betroffen. Manipulationen und Produktaustausch treffen alle Marktbereiche empfindlich – von der Elektronik bis zu Arzneimitteln, Kraftfahrzeugen und Lebensmitteln. Die Marken verwenden immer mehr Zeit darauf, zuverlässige und variable Möglichkeiten zu finden, die die Echtheit des Produkts bestätigen und einen Austausch verhindern. Dies wird nicht zuletzt wegen der wachsenden Anzahl an Vorschriften zunehmend wichtiger. Das Vertrauen des Verbrauchers und ein gutes Markenimage ist für ein langfristiges Wachstum unverzichtbar. Fälschungen, die an einem bestimmten Punkt der Lieferkette eingeschleust werden, lassen die Skepsis gegenüber den entsprechenden Produkten wachsen und schädigen den Ruf und die finanzielle Situation der Marke.
Viele Lösungen
Es gibt viele potenzielle Lösungen auf Basis von Sicherheitsetiketten. Dazu gehören manipulationssichere Anwendungen wie Void-Etiketten, zerstörbare Etiketten und Etiketten, die Verpackungsschäden anzeigen, die durch vorzeitiges Öffnen entstehen. Manipulationssichere Etiketten können zudem mit weiteren Sicherheitsfunktionen versehen werden – dazu werden schwer imitierbare Merkmale eingearbeitet, die im Allgemeinen individuell angepasst werden. So kann man beispielsweise Hologramme, Sicherheitspapiere und Sicherheitsfäden oder moderne Drucktechniken wählen oder man entscheidet sich für Etikettenmaterial, bei dem das Faserzufallsmuster einen unverwechselbaren Fingerabdruck darstellt. Die Technical Sales Specialists von Avery Dennison arbeiten auf Wunsch eng mit den Etikettenverarbeitern zusammen, um Sicherheitsprodukte zu entwickeln, die genau abgestimmt auf die Anforderungen des Kunden mehrere Technologien kombinieren. Dabei können sie auf ein breit aufgestelltes Portfolio mit Sicherheitslösungen zurückgreifen.
Sowohl der Klebstoff als auch das Obermaterial spielen bei Sicherheitslösungen eine entscheidende Rolle. In den Bereichen Lebensmittel und Arzneimittel gilt es, das Problem der Migration im Auge behalten. Bei Anwendungen im Bereich Durables muss das Etikett meist beständig gegen extreme Nutzungsbedingungen sein, etwa wenn es Lösungsmitteln oder starker UV-Strahlung ausgesetzt ist.
Herausforderung Arzneimittel
Gefälschte Arzneimittel können für Pharmaunternehmen zum ernsten Problem werden, denn hier geht es auch um die Patientensicherheit. Nach Angaben der WHO (World Health Organisation) sind die Fälscher sehr erfinderisch in der Art und Weise, wie sie Produkte nachahmen und deren Erkennung vermeiden. Dies hat einen großen Einfluss auf die Kosten im Gesundheitswesen.²
Gefälschte Arzneimittel können Patienten ernsthaft in Gefahr bringen und die damit einhergehenden Schlagzeilen können den Ruf einer Pharmamarke sowie ihre Verkaufszahlen beeinträchtigen. Die Europäische Union hat nun Richtlinien zu „gefälschten Arzneimitteln” herausgegeben, wofür die Richtlinie 2011/62/EU geändert wurde. Sie soll verhindern, dass gefälschte Arzneimittel in die legale Versorgungskette gelangen und beim Patienten ankommen.
Insbesondere die Richtlinie 2011/62/EU, Artikel 54(o) muss bei der Etikettierung von pharmazeutischen Produkten beachtet werden. Sie schreibt vor, dass die Umverpackung von Arzneimitteln (ausgenommen Radiopharmazeutika) jeglichen Versuch der Manipulation kenntlich machen muss. Das gilt für alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel und auch für einige frei verkäuflichen Produkte. Hersteller und Etikettenverarbeiter brauchen eine zweckmäßig variable und zuverlässige Klebstofftechnologie, um diese Forderung zu erfüllen. Was wichtig ist: Die neuen Vorschriften treten schon ab 2019 in Kraft, was die Zeit zur Genehmigung vorschriftenkonformer Lösungen knapp werden lässt.
Eine variable Lösung ist wichtig
Verschreibungspflichtige und frei erhältliche Arzneimittel werden in vielen verschiedenen Karton/Lack-Kombinationen verpackt. Die wichtigste Voraussetzung für jedes effektiv manipulationssicheres Etikett: Es muss auf einem bestimmten Karton permanent haften und jeder Versuch des Öffnens bzw. jede Veränderung an der Verpackung muss deutlich sichtbar werden.
Der von Avery Dennison entwickelte, permanent haftende Acrylat-Dispersionsklebstoff S788P bietet eine Klebkraft, die doppelt so stark ist wie die konventioneller Klebstoffe und sorgt dafür, dass die Fasern ausnahmslos reißen, wenn das Etikett entfernt wird. Der Klebstoff unterstützt Etikettenverarbeiter nicht nur darin, die EU-Richtlinie 2011/62/EU zu erfüllen, sondern kann auch bei vielen sensiblen Anwendungen eingesetzt werden – so auch im Bereich der Feinkost, wo eine geringe Migration bei starker Haftung gefragt ist.
Der Kampf gegen Produktaustausch
Pharmaunternehmen und andere Hersteller müssen ihr Angebot auch gegen Produktaustausch schützen, damit ein Marken- oder Produktkennzeichnungsetikett nicht entfernt und auf ein gefälschtes Produkt geklebt werden kann. Ultra-zerstörbare Etiketten sind in diesem Zusammenhang ein wichtiges Hilfsmittel. Das Avery Dennison Produkt PVC UD wurde als besonders sprödes Material entwickelt, das in kleine Teile zerfällt, wenn man versucht, es abzulösen. Typischerweise wird es für Garantieetiketten, manipulationssichere Versiegelungen und Neuverklebungen bzw. zum Überkleben verwendet. Im pharmazeutischen Segment werden ultra-zerstörbare Etiketten zum Beispiel zum Überkleben von Blisterverpackungen genutzt.
Um bestehende Grafiken oder Texte zuverlässig abzudecken, ist eine hohe Opazität erforderlich. Neben der mattweißen Ausführung bietet auch das vor Kurzem eingeführte UL-genehmigte PVC UD-Material in Seidenmatt die nötige Bedruckbarkeit für Barcodes und kleine Texte (sowie eine Premium-Optik). Mit einem ISEGA-zertifizierten Klebstoff kann man im Bereich Lebensmittel und Pharmazie gut vorschriftenkonforme Lösungen finden.
Etiketten aus dem PVC UD-Obermaterial sind auch für Hersteller von Waren wie PC, Drucker, Maschinenwerkzeuge und Verbraucherelektronik interessant. Sie erhalten zerstörbare Marken-, Kennzeichnungs- und Garantieetiketten. In diesem Fall bietet ein hochwertiger Acrylatklebstoff die nötige Haltbarkeit und Beständigkeit gegen Lösungsmittel und Abnutzung.
Ein Blick in die Zukunft
Die Umsetzung der EU-Richtlinie 2011/62/EU wird für Etikettenverarbeiter zunächst im Vordergrund stehen, insbesondere, wenn sie noch nicht damit begonnen haben, vorschriftenkonforme Materialien ins Auge zu fassen – das Jahr 2019 steht sozusagen vor der Tür. Längerfristig lässt sich sagen, dass die Nachfrage für fälschungs- und manipulationssichere Materialien weiter wachsen wird. Die Hersteller stehen vor immer neuen Herausforderungen und wenn man ein umfassendes Angebot an Lösungen (einfache oder hochwertige) anbieten kann, sichert man bestehende Verträge und kann neue hinzugewinnen.
Quellen und weitere Informationen:
* https://iccwbo.org/global-issues-trends/innovation-ip/counterfeiting-piracy/
² WHO (World Health Organisation) http://www.who.int/bulletin/volumes/88/4/10-020410/en/