Vom Handelshaus zur Firmengruppe für Etikettendruck- und Verpackungsdruckmaschinen

Dr. Wirth-Gruppe: „Wir haben uns immer wieder neu erfunden“

Logo Dr. Wirth

Innerhalb von drei Generationen entwickelte sich die Dr. Wirth Gruppe vom 1933 gegründeten Familienunternehmen und einem regionalen Handelshaus für Druckmaschinen zu einer eng vernetzten Firmengruppe für die Verpackungs- und Etikettendruckindustrie. Dr. Wirth hat seinen Sitz in Frankfurt/Main und beschäftigt rund 50 Mitarbeiter an mehreren Standorten – von Ansgar Wessendorf*

Wandlungsfähigkeit – das Erfolgsgeheimnis

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Das Operationsgebiet der Dr. Wirth Gruppe liegt hauptsächlich in der D/A/CH-Region und die Gruppentätigkeit konzentriert sich ausschließlich auf die vier Wachstumsbereiche Verpackung, Dekor, Etiketten und Service. „Im Verlauf  unserer langen Firmengeschichte haben wir uns immer wieder neu erfunden“, so Wolfgang Dammer, Geschäftsführer Dr. Wirth Grafische Technik. „So ist diese ausgewiesene Wandlungsfähigkeit unser eigentlicher Erfolgsgarant, da sie uns in die Lage versetzt, auf die zahlreichen strukturellen Umwälzungen in der Druckindustrie immer wieder mit marktgerechten Produktlösungen und Dienstleistungen zu reagieren.“

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„Bis vor kurzem bedienten wir auch den Akzidenz- und Illustrationsdruck, die jedoch aufgrund der zunehmenden Digitalisierung des Alltags immer mehr Marktanteile einbüßen. Wir haben uns deshalb von diesem Marktsegment getrennt und uns vor allem der Herstellung von Verpackungen und Etiketten zugewandt, was im Rahmen unseres Vier-Säulen-Konzepts eine zentrale Bedeutung einnimmt. Dies erforderte jedoch eine Neustrukturierung der Unternehmensgruppe sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch bezüglich des Produktspektrums“, führt Wolfgang Dammer weiter aus.

Reorganisation und neue Partner

Die Dr. Wirth Gruppe besteht aus den Tochterunternehmen Dr. Wirth Prepress Service GmbH und TCS TopoColor-Systems GmbH (Anbieter von 3D-Scannern), deren Mehrheitsanteile von dem Holding-Unternehmen Dr. Wirth Grafische Technik GmbH gehalten werden.

Zu den übergeordneten Aufgaben der Holding gehören die Buchhaltung, das Controlling, verschiedene Finanz-Services sowie das Personalwesen. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Reorganisierung der Dr. Wirth Gruppe die Holding zu einem operativen Unternehmen umgewandelt. Veränderungen im Management sowie die nachhaltige Verstärkung der Serviceleistungen mit hochqualifiziertem Personal waren weitere entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Neuausrichtung.

„Auf der Basis unserer jahrzehntelangen Markterfahrungen und exzellenter Kontakte in die globale Druckindustrie entstanden neue Synergieeffekte, die auch zu neuen Partnerschaften führten“, erläutert Wolfgang Dammer. „So vertreten wir für den Etikettenbereich im deutschsprachigen Raum neuerdings LasX, einen amerikanischen Hersteller von Hochleistungslasern sowie Screen Europe und deren Digitaldruckmaschine TruePress Jet L350UV+ in Deutschland.“ Darüber hinaus repräsentieren wir Hell Gravure Systems in Deutschland, die Unternehmen AMS und Colordyne in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Neue Möglichkeiten in der Weiterverarbeitung

„Vor allem für die Etikettenherstellung bieten sich mit den Systemen von LasX völlig neue Möglichkeiten in der Druckweiterverarbeitung“, betont Wolfgang Dammer. „Wir sind froh, mit Dr. Wirth einen Partner gefunden zu haben, der seit Jahrzehnten in der graphischen Industrie tätig ist“, ergänzt William Dinauer, Präsident des amerikanischen Unternehmens.

LasX Industries wurde 1998 gegründet, hat seinen Hauptsitz in St. Paul, NM/ USA und konzentriert sich auf die Konstruktion und Herstellung von Laseranlagen. So hat das Unternehmen beispielsweise mit der patentierten Digital-Converting-Lösung LaserSharp sein Angebot an hochleistungsfähigen Lasersystemen für schwierige Anforderungen weiter ausgebaut. Diese Lösung kann in die bereits bestehenden Produktionsworkflows im Etikettendruck nachgerüstet oder in schlüsselfertige Systeme integriert werden. Die Laserbearbeitung macht den Aufwand für kostenintensive Stanzwerkzeuge und teure Rüstzeiten überflüssig, was sich auch in kürzeren Lieferzeiten niederschlägt.

Innovation im Etikettendruck

„Mit der Truepress Jet L350UV+LM von Screen haben wir eine Digitaldruckmaschine in unserem Programm aufgenommen, die in der Etikettenbranche auf großes Interesse stößt“, sagt Wolfgang Dammer.

Screen Truepress Jet L350UV+LM
Die Truepress Jet L350UV+LM von Screen bietet eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 60 m/min und ermöglicht die Reproduktion eines größeren Farbraums (Quelle: Screen Europe)

Sie bietet eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 60 m/min und ermöglicht die Reproduktion eines größeren Farbraums durch einen speziellen CMYK+ Orange VIVID-Modus. Der Überführungsbereich der Maschine lässt sich mit einer optionalen Kühlwalze zur Behandlung dünner Substraten ausstatten, die besonders empfindlich auf die Wärmeausstrahlung der UV-Härtungseinheit reagieren. Daher ist diese Maschine beispielsweise auch für die Herstellung von Etiketten für die bei PET-Flaschen üblichen Banderolen geeignet.

Die Truepress Jet L350UV+LM arbeitet mit neu entwickelten migrationsarmen UV-Tinten mit geringer Permeabilität. Sie bieten nicht nur ein höheres Sicherheitsniveau sondern verfügen auch über einen Stickstoff-Spülmechanismus, was die Härtung beschleunigt und damit Migrationsrisiko und Geruchsbildung noch weiter reduziert.

Digitale Etikettenproduktion

Wie wird aus einer Schmalbahn-Druckmaschine eine Hybridmaschine für die Etikettenproduktion? Mit dem Digitaldruckwerk 3600 Series Retrofit bietet Colordyne die Möglichkeit, eine vorhandene Schmalbahn-Druckmaschine zu einer Hybridmaschine aufzurüsten. Hierfür wird die Digitaldruckeinheit über der Maschine installiert und kann so bei Bedarf angesteuert werden. Dies ist eine sinnvolle Lösung für Etikettenhersteller, die ihre vorhandenen Flexodruckmaschinen zwar weiter nutzen, diese aber mit einem digitalen Vollfarb-Inkjetsystem ergänzen wollen. Das Colordyne-System arbeitet mit hintereinander gestaffelten Single-Pass-Inkjetköpfen, die gehobene Produktqualität auch bei hohen Druckgeschwindigkeit ermöglichen. Zudem ist das System nahezu wartungsfrei, einfach anzuwenden und skalierbar.

Colordyne 3600 Serie Retrofit
Mit der 3600 Serie Retrofit bietet Colordyne eine einfache Möglichkeit, Schmalbahn-Druckmaschinen zu Hybridmaschinen umzurüsten (Quelle: Colordyne)

Die Digitaldruckmaschine Colordyne 3600 Sprint ist verfügbar in Druckbreiten von 220 mm und 430 mm und verwendet Memjet-Wasserfall-Tintendruckköpfe und CMYK-Tinte auf Wasserbasis. Sie druckt in einer Auflösung von 1600 x 1375 dpi bei Geschwindigkeiten bis 84 m/min, während im erweiterten Effizienzmodus einer Auflösung von 1600 x 1135 dpi eine Geschwindigkeit von 102 m/min. erreicht wird. „Die Kombination mit einem Laser-Verarbeitungssystem von LasX ermöglicht eine vollständig digitalisierte Etikettenproduktion ohne Druckplatten oder Stanzformen“, erläutert Peter Reiter, Verkaufsleiter bei Dr. Wirth.

Das Einsteigermodell Colordyne 2800 Series Mini Pro ermöglicht das einfache und schnelle digitale Drucken individualisierte Etiketten. Ohne die ansonsten hierfür üblichen hochkomplexen und entsprechend anspruchsvollen traditionellen Etikettendruckverfahren lassen sich mit Hilfe dieser kompletten Inline-Plattform qualitativ hochwertige Produkte auch von nichtspezialisiertem Personal herstellen. Die Maschine ist ebenfalls mit Memjet-Wasserfall-Tintendruckköpfen ausgerüstet. Zur serienmäßigen Ausstattung gehört eine Inline-Laserstanze, eine integrierte Einheit zur Folienlaminierung sowie eine Bahnaufwicklung. Bei einer Auflösung von 1600 x 800 dpi wird eine Produktionsgeschwindigkeit von 18 m/min, was sich bei einer Auflösung von 1600 x 1600 dpi jedoch auf 9 m/min. reduziert.

Für nahezu jede Druckmaschine geeignet

Für die Bedruckung selbstklebender Etiketten kommen in großem Maße UV-Farben zum Einsatz, für deren vollständige Aushärtung zunehmend die Vorteile der LED-UV-Trocknung genutzt werden. „Wir vertreiben für diesen Bereich die Lösungen von Air-Motion-Systems (AMS), einem weltweit führenden Anbieter von LED-UV-Technologie“, so Peter Reiter. „Die UV-Strahler sind so konfiguriert, dass sie in jede Flexo- oder Offsetdruckmaschine eingebaut werden können – auch nachträglich.“

Neuer Laser PremiumSetter S1000

„Mit Hell Gravure Systems verbindet uns eine ganz besondere Partnerschaft. Seit mehreren Jahrzehnten arbeiten wir schon mit dem Kieler Unternehmen  zusammen und vertreten deren Produkte in Deutschland“, erläutert Wolfgang Dammer.

Hell PremiumSetter
Das Innenleben eines PremiumSetter von Hell Gravure Systems für die Laserdirektgravur von Elastomer-Flexodruckformen (Quelle: Hell Gravure Systems)

Hell ist weltweit bekannt für seine Gravurmaschinen zur Herstellung von Tief- und Flexodruckformen sowie von Prägewalzen. Die Laseranlage PremiumSetter gibt es in drei Formatgrößen und ist für die Direktgravur elastomerer Flexodruckplatten oder Flexosleeves ausgelegt.

Elastomer-Flexodruckformen zeichnen sich in der Etikettenproduktion unter anderem durch ein ausgezeichnetes Farbabgabeverhalten und eine hohe Stabilität beim Drucken von Motiven mit hohen Rasterauflösungen aus. Mit der Laserdirektgravur kann die Formherstellung im Flexodruck direkt an die Druckmaschine geholt werden, wie dies auch beim Offsetdruck der Fall ist.

In dieser Hinsicht wird Hell demnächst den neuen kompakten Premium Setter S1000 für die Laserdirektgravur von Elastomer-Flexodruckplatten (Polyesterträger oder Metallträger) auf den Markt bringen. Er verfügt über zwei Faserlaser (je 600 Watt), arbeitet mit einer Auflösung von bis zu 5080 dpi und kann eine maximale Plattenfläche von 1000 x 1300 mm bei einer Produktivität von maximal 1,2 m2/h gravieren.

Eine feste Größe

Seit drei Generationen ist die Dr. Wirth Gruppe als Zulieferer und Unternehmens-Repräsentanz eine feste Größe in der Druckindustrie. Viele einschneidende Umwälzungen und Herausforderungen hat das Unternehmen in dieser Zeit mit großem Erfolg gemeistert, indem es seine organisatorischen Strukturen und sein Produktspektrum an die aktuellen Marktbedingungen anpasste. Diese erfolgreiche Tradition hat die Unternehmensgruppe nun auch auf den Bereich des digitalen Druckens und Veredelns ausgeweitet, um auch hier an der Spitze der technischen Entwicklung zu stehen.

Ansgar Wessendorf*Ansgar Wessendorf – Der gelernte Tiefdruckformhersteller absolvierte nach mehreren Jahren Praxis in seinem Lehrberuf ein Fachstudium zum staatlich geprüften Drucktechniker. Anschließend war er vier Jahre in der Produktionsleitung einer Tiefdruckerei tätig. Seit 2001 ist er Redakteur des Fachmagazins Flexo+Tief-Druck. [4640]

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