Ein respektvoller Umgang mit Auszubildenden sollte selbstverständlich sein
von Redaktion Etiketten-Labels,
Stefan Mail, Geschäftsführer der Mail Druck + Medien GmbH – the label company – Bünde, über die Thematik, dass Auszubildende keine billigen Arbeitskräfte sind, sondern ernstzunehmende Mitarbeiter und der Nachwuchs für die Branche.
Überall werden Fachkräfte gesucht, dabei haben wir in Deutschland mit unserer dualen Ausbildung das beste Instrument, junge Leute auf hohem Niveau auszubilden und so für den Fachkräftenachwuchs von morgen zu sorgen. Allerdings sinken aufgrund der Demografie die Zahl der Schulabgänger, gleichzeitig steigt der Anteil von Jugendlichen mit Hochschulzugang. Dies führt dazu, dass es einen Überhang an Ausbildungsstellen gibt. Erfolgreiche Unternehmen investieren in die Nachwuchsgewinnung, um langfristig den Fachkräftebedarf zu sichern.
Anzeige
Azubis nicht vergraulen
Daher ist es umso verwunderlicher, dass es Unternehmen gibt, die in der glücklichen Lage sind, dass sie Azubis gefunden haben, dann aber alles dafür tun, sie wieder zu vergraulen. Es fängt damit an, dass in einem mir bekannten Fall nur die Hälfte der tariflichen Ausbildungsvergütung für die Druckindustrie gezahlt wird. Dies ist unzulässig, da nicht tarifgebundene Unternehmen diese nur um maximal 20 % unterschreiten dürfen. Weiterhin hat ein Ausbildungsbetrieb natürlich alle Kosten zu tragen, die mit der Ausbildung zusammenhängen.
Wenn beispielweise ein Azubi zu einer überbetrieblichen Maßnahme geschickt wird, dann müssen die Kosten dafür vom Unternehmen getragen werden. Dabei sollte natürlich auch die Unterkunft vom Betrieb und nicht vom Auszubildenden gezahlt werden. Die Ausbildung dient dazu, berufliche Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln. Wer allerdings meint, seine Auszubildenden seien billige Arbeitskräfte, die man ruhig auch mit ausbildungsfremden Tätigkeiten beschäftigen kann, der darf sich nicht wundern, wenn er in Zukunft keine Fachkräfte mehr hat. Ein respektvoller Umgang mit den Auszubildenden sollte selbstverständlich sein.
Eventuell externe Hilfe in Anspruch nehmen
Ich bilde seit mehr als drei Jahrzehnten regelmäßig aus und bin langjährig in zwei Prüfungsausschüssen und im Berufsbildungsausschuss der IHK tätig. Natürlich läuft nicht immer alles in der Ausbildung rund. Gibt es Probleme, dann sollte man externe Hilfe in Anspruch nehmen. Für die Unternehmen ist die erste Anlaufstelle der zuständige Ausbildungsberater der Kammer. Auszubildende finden schnell und anonym Hilfe und Antworten bei Dr. Azubi der DGB-Jugend (https://jugend.dgb.de/ausbildung/beratung/dr-azubi). Auch das Programm VerA (https://vera.ses-bonn.de/) unterstützt kostenlos Jugendliche, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich beenden.
Gerade in der aktuellen Lage können wir es uns nicht leisten, dass durch einzelne schwarze Schafe unsere Branche in ein schlechtes Licht gerückt wird. Denn natürlich machen solche schlechten Beispiele bei Jugendlichen die Runde und tragen mit Sicherheit nicht dazu bei, die Attraktivität unserer Ausbildungsberufe zu erhöhen.
Ich würde mich freuen, wenn dieser Beitrag zu Diskussionen und Austausch anregt.