Entscheidend für die Effizienz moderner Maschinenkonzepte im Etiketten- und Schmalbahn-Verpackungsdruck sind sowohl Flexibilität in den Konfigurationsmöglichkeiten als auch die schnelle Wechselbarkeit von Druckprozessen und Aufträgen. Wie behauptet sich die Gallus Labelmaster als jüngste Produktentwicklung des Schweizer Traditionsherstellers in einem Markt, der auf Flexibilität drängt? Ein Anlass, die Markttrends unter die Lupe zu nehmen und den Eigenschaften des Maschinenkonzepts gegenüber zu stellen. Eine Marktbetrachtung von Dieter Finna.Zahlreiche der jüngst ermittelten Makro Trends[1] im Etiketten- und Verpackungsdruck wirken sich auf die Produktgestaltung bei Etiketten und Verpackungen aus – und damit auf die Anforderungen, die Maschinen wie die Gallus Labelmaster heutzutage erfüllen müssen. Der folgende Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Trends konkretisiert diese Anforderungen.
Trends, die Auftragswechsel erhöhen und Auflagen sinken lassen
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Weit vorne bei den Makrotrends stehen Änderungen im Verbraucherverhalten als auch Trends, die Fashion & Design oder der Entwicklung im Einzelhandel zugeordnet werden können. Für den Etiketten- und Verpackungsdruck wirkt sich dies in der Zunahme von Auftragswechseln und in sinkenden Auflagen aus.
Verpackungsdesigner gehen heute gezielter auf die Bedürfnisse von Verbrauchergruppen ein. Sie sprechen Babyboomer mit einem anderen Design an als jüngere Verbrauchergruppen, wodurch sich die Zahl der Verpackungsdesigns erhöht.
Auch der Trend zu einem altersgerechten Design für Konsumenten erhöht die Vielfalt, wenn Etiketten oder Verpackungen für die ältere Zielgruppe übersichtlicher gestaltet, bzw. dort größere Schriften eingesetzt werden.
Der Trend „Ich will es sofort“ ist geprägt von einer Käufergruppe, die verstärkt im Internet bestellt, wofür für den Versand teils eigene Etiketten und Verpackungen eingesetzt werden.
Dass Konsumenten immer bewusster werden und wissen wollen, was in einer Verpackung enthalten ist, führt zu mehr Angaben und damit mehr Text auf einem Etikett bzw. der Verpackung. Verstärkt wird dies noch durch Sprachenvielfalt und vorgeschriebene Angaben bei erklärungs-bedürftigen Produkten wie z.B. Pharmazeutika. Aus diesen Entwicklungen entsteht ein positiver Trend für Booklet-Etiketten, aber auch zu
kleineren Auflagen, da sich die Angaben schnell ändern können.
Zum Makrotrend Technologie gehört vor allem das Internet of Things (IOT)
Etiketten und Verpackungen werden zunehmend mit QR-Codes oder auch NFC-Tags (Nahfeldkommunikations-Tags) ausgestattet. Über das Internet können die Käufer weitere Informationen oder interaktive Möglichkeiten mit ihrem Smartphone abrufen. So kann sich der Markenartikler von seinem Wettbewerb im Ladenregal differenzieren und eine direkte Verbindung zum Käufer schaffen. Dazu gehört auch ein erweitertes Produkterlebnis durch Augmented Reality.
Gleichzeitig leben wir in einer Welt der Vernetzung, in der Änderungen im Design von Etiketten und Verpackungen viel schneller erfolgen. Variantenreichtum und kleineren Losgrößen sind die Folgen, verbunden mit einer zunehmenden Anzahl an Auftragswechseln.
Auswirkungen auf die Maschinenkonfiguration
Der aktuelle Trend im Verbraucherverhalten zur Schlichtheit beim Design bedeutet nicht zwangsweise, dass dies auch drucktechnisch einen geringeren Aufwand darstellt.
Ganz im Gegenteil: Ein eher schlichtes Design ansprechend zur Geltung zu bringen bedeutet oftmals einen höheren Aufwand im Druck. Eine hohe Opazität durch Siebdruck-Weiss, der Einsatz von Matt- und Glanzlacken oder haptische Effekte durch dickschichtigen Siebdruck sind solche Beispiele. Und nicht zu vergessen die Veredelung mit Heiß- und Kaltfolie: Alle Siebdruckwerke und Heißfolien-Einheiten müssen für solche Aufträge mit wenig Aufwand dort platziert werden können, wo es der jeweilige Auftrag erfordert.
Konträr zum schlichten Design setzt sich bei hochwertigeren Konsumgütern der Trend fort, eine Marke durch ein exklusives Design hervorzuheben, wodurch mindestens die gleichen – wenn nicht sogar höhere – Anforderungen an die Prozess-Variabilität entstehen.
Flexible Konfigurationsmöglichkeiten
Welche technische Ausstattung müssen moderne Maschinensysteme heutzutage mitbringen, um diesen Marktanforderungen gerecht zu werden? Die Gallus Labelmaster gehört einer Maschinenklasse an, die einen ausgewogenen Automatisierungsgrad bei hoher Wirtschaftlichkeit für den Betreiber besitzt. Sie bietet mit ihrem modularen Aufbau eine Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten und liegt damit ganz im Trend der Marktanforderungen: Die Gallus Labelmaster Advanced ist so konzipiert, dass sich alle Prozesswechsel im Druckteil auf einer Ebene abspielen, die als Primär-Prozessebene bezeichnet wird. Dadurch lassen sich alle Flexodruck-Einheiten sowohl durch Siebdruckeinheiten, Heißfolie-Einheiten als auch Stanzeinheiten austauschen. Und auch der Austausch durch Einheiten von OEM-Herstellern ist möglich. Ein Prozesswechsel, das heißt ein Druckwerk gegen ein anderes zu wechseln, benötigt bei dieser Ausstattungsvariante weniger als 15 Minuten bis zum „Ready-to-Print“. Das macht das Maschinensystem flexibel konfigurierbar für jede Auftragssituation. Die Gallus Labelmaster Advanced muss beim Prozesswechsel nicht ausgeschaltet werden, der Prozesswechsel erfolgt bei laufender Maschine, was einen zeitlichen und somit monetären Nutzen bringt. Da alle Einheiten auf der gleichen Leitachse liegen, bietet dies auch steuerungstechnische Vorteile gegenüber Maschinensystemen, bei denen das Siebdruckwerk auf einer Schiene über den Flexodruckwerken liegt
„Den Makro Trends folgend, werden Prozesswechsel weiter zunehmen und kurze Prozesswechsel zukünftig noch wichtiger für die Effizienz eines Maschinensystems sein.“
oder als Drop-In-Station ergänzt wird. Zwar ist auch bei diesen Maschinen grundsätzlich eine gewisse Flexibilität gegeben, allerdings mit deutlichen Einbußen bei Wechselzeiten, Druckstabilität und somit letztlich bei der Produktivität der Maschinenlösung. Prozesswechsel benötigen bei solchen Lösungen deutlich länger, bei Schienensystemen insgesamt ca. 30 min (+100%), bei Drop-In-Varianten sogar bis zu 45 min (+200%). Geht man in der Praxis von circa zwei Prozesswechseln pro Schicht aus, so drückt sich dieser unterschiedliche Zeitbedarf bei den Prozesswechseln in einer jährlichen Einsparung im Zweischicht-Betrieb von 38.400 EUR/Jahr gegenüber einem Schienensystem, beziehungsweise 76.800 EUR/Jahr gegenüber einer Drop-In-Variante aus. Den Makro Trends folgend, werden Prozesswechsel weiter zunehmen und möglichst kurze Prozesswechsel zukünftig noch wichtiger für die Effizienz eines Maschinensystems sein.
[1] Joanna Stephenson, Marketing Director of EFIA, Packaging Trends, Shaping the Future of Print, Konferenz in Brüssel Februar 2019
Zum Autor: Dieter Finna absolvierte ein Studium zum Druckingenieur an der Bergischen Universität Wuppertal. In seiner langjährigen Tätigkeit für die Flint Group bekleidete er unterschiedliche Positionen, unter anderem als Leiter Anwendungstechnik Flexodruckplatten, Key Account Manager, Director Marketing und Controlling sowie Produktionsleiter Offsetfarben. Er verfügt über eine breite Expertise in der Druck- und Verpackungsindustrie und gründete 2016 pack.consult als strategische Beratungsplattform für Produkteinführungen im Verpackungsdruck.