In ihrem Vortrag auf dem LOPEC Kongress wird Dr. Petra Severit, CTO beim Spezialchemieunternehmen Altana, darauf eingehen, wie sich mit gedruckter Elektronik die Herausforderungen unseres Jahrhunderts meistern lassen. Im Interview vorab erläutert sie, warum gedruckte Elektronik Solarzellen, Batterien für E-Autos und vieles mehr leistungsfähiger macht und welche Innovationen es im Bereich der Materialien und Funktionstinten gibt.
Frau Dr. Severit, welche Rolle spielt gedruckte Elektronik für Ihr Unternehmen?
Dr. Petra Severit: Eine sehr wichtige. Die gedruckte Elektronik vereint das Know-how der Drucktechnologie mit dem der Elektronik, und Altana bringt die Perspektive der Chemie ein. Unser Geschäftsbereich Elantas bietet eine eigene Produktlinie für Printed Electronics an – mit Druckfarben und Services sowohl für bestehende Anwendungen als auch für ganz neue Anwendungsfelder.
Welche Produkte für die gedruckte Elektronik sind das konkret?
Dr. Severit: Das Portfolio von Elantas umfasst vor allem funktionale, das heißt leitfähige, isolierende und dielektrische Siebdruckfarben. Sie bieten optimierte Druckeigenschaften und sind zudem flexibel, tiefziehfähig und hoch wärmebeständig. Vor allem in der Verbraucherelektronik unterstützen wir die Hersteller dabei, immer kleinere und leistungsfähigere Geräte zu bauen und so Material sowie Energie zu sparen. Gleichzeitig tragen unsere Produkte zur Verlängerung der Lebensdauer von Elektronikbauteilen bei und erhöhen somit deren Nachhaltigkeit.
Unser Portfolio hat sich darüber hinaus dank unserer Beteiligung am Startup Saralon erweitert. Als exklusiver Partner dieses jungen Unternehmens, das sich auf die Entwicklung von Tinten für den Druck von Elektronik spezialisiert hat, vertreibt Elantas europaweit vor allem hoch stretchbare Silberfarben, eine auf Wasser basierende Kupferfarbe sowie eine Vielzahl leitfähiger Klebstoffe. Mit den funktionalen Tinten von Saralon lassen sich beispielsweise bereits heute Batterien drucken.
Wo kommen Ihre Produkte noch zum Einsatz?
Dr. Severit: Die Anwendungen sind vielfältig und finden sich im Elektroniksektor, bei Haushalts- und anderen Verbrauchergeräten, aber auch in der Verpackungsindustrie, im Logistiksektor sowie im Fahrzeugbau. Zu den etablierten Anwendungen von gedruckter Elektronik zählen zum Beispiel Leuchten, Bedienelemente und Sitzbelegungssensoren in Fahrzeugen oder Schaltflächen an Waschmaschinen. In Batterien von Elektroautos messen gedruckte elektronische Sensoren unter anderem Temperatur und Druck. Die Batterie kann bei Bedarf auch über gedruckte Heizelemente beheizt werden – das verkürzt nicht zuletzt die Ladezeiten und erhöht so die Lebensdauer der Batterie.
Woran, bezogen auf die gedruckte Elektronik, forscht Ihr Unternehmen aktuell?
Dr. Severit: Altana ist einer wirklich gelebten Innovationskultur verpflichtet. Wir investieren jährlich etwa sieben Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Allein 2022 waren das 193 Millionen Euro. Das schließt Investitionen in gedruckte Elektronik ein. So hat Elantas in den vergangenen Jahren mehrere Produkte für einen besonders dünnen Leiterbahnendruck entwickelt, sodass sowohl die Leiterbahnen als auch die Zwischenräume bis zu 30 Mikrometer fein sind. Für unsere Kunden ist das ein deutlicher Mehrwert, weil sie so mehr Funktionen auf weniger Raum unterbringen. Besonders beim Druck von Solarzellen sehen wir hier einen erheblichen Vorteil, da die dünneren Leiterbahnen mehr Fläche zum Aufnehmen von Sonnenlicht bieten und somit den Wirkungsgrad von Solarzellen effektiv erhöhen.
Derzeit vielversprechend sind auch gedruckte Heizelemente. Sie finden immer mehr Anwendungen in unterschiedlichen Branchen. Hier spezialisieren wir uns auf Siebdruckpasten, die einen Temperaturbereich von 55 bis 200 Grad Celsius abdecken und auf unterschiedliche Kunststoffe gedruckt werden können. Nicht zuletzt investieren wir auch in disruptive Drucktechnologien wie unser laserbasiertes Digitaldruckverfahren Heliosonic. Damit lässt sich hochpräzise und materialsparend unter anderem auf Endlos-Formaten drucken.
Sie halten einen Vortrag auf dem LOPEC Kongress. Was erwartet die Zuhörer?
Dr. Severit: Ich spreche darüber, wie sich mit gedruckter Elektronik die globalen Megatrends aktiv gestalten lassen und welchen Beitrag unsere Produkte leisten, damit Verbraucher wie Unternehmen die disruptiven Entwicklungen des 21. Jahrhunderts – die Digitalisierung, den demographischen Wandel, die Transformation der Mobilität und unserer Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit – nicht nur bewältigen, sondern den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.
Was erhoffen Sie sich von der LOPEC?
Dr. Severit: Von der LOPEC 2024 und dem begleitenden Kongress erhoffen wir uns vor allem einen fruchtbaren Austausch von Wissen und Erfahrungen. Wir suchen den Kontakt zu Kunden und Partnern, um gemeinsam die Lösungen, die gedruckte Elektronik bietet, noch stärker in den Markt zu bringen.
Die nächste LOPEC findet vom 5. bis 7. März 2024 (Messe: 6. und 7. März 2024) in München statt.