Die drupa 2020 rückt näher. Bei den Ausstellern wird die Messeplanung konkret. Im Interview berichten Holger Kühn, Geschäftsführer Vertrieb und Dr. Robert Sänger, Geschäftsführer für Entwicklung, der IST Metz GmbH, was sie Besuchern der drupa präsentieren werden.
Die drupa 2020 rückt näher. Was können Besucher von IST Metz erwarten?
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Holger Kühn: Die drupa ist für IST seit jeher die Gelegenheit, um sowohl unsere Technologien als auch deren Anwendungen in Form konkreter Produkte, Effekte und Ergebnisse zu präsentieren. Wir haben unseren Slogan vor drei Jahren von „more than UV“ in „energy in light“ geändert. Diese Energie wollen wir für drupa- Besucher in Form von Wow-Effekten erlebbar machen.
Dr. Robert Sänger: UV-Hardware, also UV-LED und herkömmliche UV-Lampen, ist im Etikettendruck Stand der Technik und überzeugt auch in Bereichen, wo wir bis vor einigen Jahren nicht damit gerechnet hätten, etwa im Akzidenzdruck oder in Zeitungsdruckereien, immer mehr Anwender. Letztere erhöhen die Auslastung ihrer Maschinen, die bisher vor allem nachts liefen, indem sie tagsüber veredelte Druckerzeugnisse produzieren. Unsere UV-Technik macht es möglich. Das wir unser Spektrum so ausweiten konnten, hängt auch mit der anwendungsnahen Präsentation der Technologie auf der drupa zusammen. Wir werden im Juni 2020 zudem einige Neuheiten präsentieren, unter anderem im Bereich der Excimer- Lampen zum Mattieren, Bleichen und Desinfizieren sowie zur Reinigung und Modifizierung von Oberflächen. Auch in der Warmluft-Infrarot-Trocknung geht es voran; sie ist vor allem im Digitaldruck sehr gefragt.
Megatrends wie Artificial Intelligence, Connected Customer sowie Platform Economy und Circular Economy prägen die drupa – gilt das auch für IST?
Dr. Robert Sänger: Wir müssen unsere Härtungs- und Trocknungslösungen an jene Trends adaptieren, die unserer Kunden aus dem Druckmaschinenbau setzen. Aktuell ist die Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit mithilfe von Predictive Maintenance ein großes Thema. Daran arbeiten wir in Projekten mit unseren Kunden. Wir bieten seit Jahren Schnittstellen- und Steuerungslösungen an, die Betriebsdaten und teils mithilfe unserer UV-Systeme auch Prozessdaten für die Qualitätssicherung aufzeichnen. Diese Lösungen werden nun immer stärker nachgefragt. Zudem erhöhen wir die Flexibilität mit hybriden LED/Lampen-Systemen. Natürlich ist auch die Circular Economy ein Thema. Farb- und Lackhersteller arbeiten daran, die Recyclingfähigkeit UV-härtender Lacksysteme zu erhöhen. Wir werden hierzu energieeffiziente Härte- und Trocknungstechnik mit den passenden Wellenlängen anbieten. Anwender im Verpackungs- und Akzidenzdruckbereich warten auf Lösungen.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Markttrends im Printbereich?
Holger Kühn: Unser Marktpotential ist dadurch gewachsen, dass der Akzidenzdruck auf unsere Trocknungstechnik setzt. Anbieter von Offsetdrucktechnik nutzen sie zum Bespiel für lange Wendemaschinen, um mit den Druckprodukten schneller in die Weiterverarbeitung zu kommen – und sich so im Technologiewettbewerb mit dem Digitaldruck einen Vorteil zu verschaffen. Gerade bei Web-to-Print-Anbietern sind Offsetdruckmaschinen mit unseren LE/LED-Systemen im Einsatz. Das geht weit über Veredelungs- und Haptik-Effekte hinaus – und hat sich erst seit der drupa 2016 als Trend manifestiert. Im Etikettendruck und weiteren Bereichen erleben wir zudem, dass analoge und digitale Drucktechnik zusammenwachsen. Immer häufiger ergänzen Digitaldruckmodule analoge Druckanlagen. Davon werden wir auf der drupa sicher Einiges sehen.
Das Wachstum der Printbranche verlagert sich hin zum Verpackungs- und industriellen Druck sowie nach Asien. Wie stellt IST Metz sich darauf ein?
Holger Kühn: Wir sind global aufgestellt und haben Standorte in China, Thailand, Japan und Korea. Es ist wichtig, nah am Kunden zu sein, Marktentwicklungen vor Ort zu erleben und in Service & Maintenance Verlässlichkeit und kurze Reaktionszeiten zu bieten. Auch darum entwickeln sich unserer asiatischen Tochtergesellschaften sehr dynamisch. Wir sind seit jeher stark im Verpackungs- und Etikettendruck, im graphischen Bereich – und wie es in Ihrer Frage auch anklingt, trägt besonders der Industrielle Druck zu unserem Wachstum bei.
Wie haben sich Ihre Zielmärkte seit der drupa 2016 technologisch verändert – und welche weiteren Veränderungen erwarten Sie mittelfristig?
Dr. Robert Sänger: Packaging ist für IST der Kernmarkt. Im graphischen Druck erschließen wir neue Anwendungen. Und neben unserem Beitrag zu analogen und digitalen Druckverfahren kommen über LCD-Displays nun auch digitale Medien hinzu.
Welchen Technologien messen Sie in Ihrem Marktsegment besonderes Zukunftspotential bei?
Holger Kühn: Bei Excimer-Lampen und laserbasierten Systemen sehen wir Potenzial. Dafür haben wir in den letzten Jahren die Grundlagen erarbeitet und werden die Technik nun verstärkt in verwendbare Prozesse überführen. Gerade die Excimer- Technik findet vermehrt Anwender. „Excimer“ steht für excited dimer: mithilfe von Wechselspannung werden edelgasbasierte Dimer energetisch angeregt (excited) und emittieren dann UV-Licht mit Wellenlängen von teils unter 200 Nanometern, das durch synthetisches Quartzglas transmittiert wird. Daneben ist der zweite große Technologietrend die Industrie 4.0…
…der die vorletzte Frage gehört. Wie trägt IST zu vernetzten, hochgradig automatisierte Print 4.0 Prozessketten bei?
Dr. Robert Sänger: Durch besagte Betriebsdatenerhebung, Messtechnik und durch das Aufzeichnen von Prozessdaten für die Qualitätssicherung. Es ist heute möglich, über die UV-Hardware und die Maschinenparameter auf die Prozessqualität zu schließen. Ein direktes Durchhärtungsmessverfahren gibt es noch nicht, doch über indirekte Verfahren erzielen wir sehr verlässliche Ergebnisse.
Wie stellen Sie sich IST Metz im Jahr 2030 vor?
Dr. Robert Sänger: Wir bleiben Weltmarktführer in unseren Märkten und werden in unseren technologischen Lösungen weiterhin nach Perfektion streben. Daneben arbeiten wir schon heute daran, unsere Fertigung bei steigender Qualität noch flexibler zu gestalten, indem wir unsere Prozesse automatisieren. Hier geht es weniger um die Produktion, als um unsere Designprozesse. Hier werden wir bis 2030 eine Industrie-4.0-Philosophie etablieren, um unsere Produkte künftig in immer mehr Varianten ausliefern zu können. Kunden fordern spezifische Lösungen und kurze Lieferfristen. Darauf stellen wir uns ein und nutzen dafür alle Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet.
Holger Kühn: Es geht darum, bestehende und neue Ansätze zusammenzuführen. Ob Lampe und LED, ob analoger, digitaler Druck und LCD-Display. Ich denke, dass es auch 2030 ein crossmediales Neben- und Miteinander von Printerzeugnissen und displaybasierter Informationsvermittlung geben wird. Die Welten wachsen zusammen. Darauf sind wir gut vorbereitet und werden weiterhin die passenden Lösungen anbieten.