Das aktuelle Interview

Die ”3Ü“-Regel: überprüfen, überlegen, überleben

Oliver Schaeben, Gründer und Geschäftsführer der mediasecure Beratungsgesellschaft: „In erster Linie gelingt es mit der Initiative Safety Sign seit Jahren, dass unsere Druckerei-Betriebe ihre kundenseitigen Verträge und Vereinbarungen mit anderen Augen lesen.“
Oliver Schaeben, Gründer und Geschäftsführer der mediasecure Beratungsgesellschaft(Photo Credit: mediasecur)

In seinem neuen Buch zu Ursachen und Wirkungen haftungsschädlicher Klauseln in kundenseitigen Verträgen für den Etiketten-Druck, wird Oliver Schaeben sehr deutlich: „Wir sprechen hier nicht über Ärgernisse oder im Nachgang nicht erzielte Erträge, wir sprechen hier über die Existenzen von Druckerei-Betrieben.“ Warum seine Sprache an dieser Stelle so deutlich wird, erschließt sich dem Leser spätestens nach der Lektüre von zwei oder drei Fallbeispielen aus seiner täglichen Praxis.

Oliver Schaeben ist Geschäftsführer und Impulsgeber der mediasecur Beratungsgesellschaft mbH. Seit über 20 Jahren ist sein Unternehmen auf die Beratung von Druckerei-Betrieben, insbesondere aus dem Etiketten- und Verpackungs-Druck, in Sachen „wirksamer Schutz bei mangel- oder schadhaften Produkten“ spezialisiert. Sein Mitte August 2021 erscheinendes Fachbuch zum Thema beschäftigt sich in allererster Linie mit Prävention, nach dem Motto der mediasecur: „Vorher schlauer sein!“ Im Gespräch mit Etiketten-Labels beantwortet der Autor Fragen nach seiner Intention, dieses Buch zu veröffentlichen, nach seinen Zielen und nach seiner Einschätzung der Perspektiven im mediasecur-Fachbereich für den Etiketten- und Verpackungsdruck.

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Konstante Weiterentwicklung

Vor etwa 5 Jahren startete Ihr Unternehmen die Initiative „Safety Sign“, ein Projekt, das es zum Ziel hat, den Umgang der Druckereien mit Verträgen, Komformitäts- oder Lieferantenerklärungen zu erleichtern und den Zeitaufwand hierfür erheblich zu reduzieren. Wie hat sich das Unternehmen in der Zwischenzeit entwickelt?

Oliver Schaeben: Dass der Zeitaufwand für die Verantwortlichen in den Druckereien erheblich reduziert wird, ist ein schöner Nebeneffekt, aber im Kern nicht das Ziel des Angebotes. In erster Linie gelingt es mit der Initiative Safety Sign seit Jahren, dass unsere Druckerei-Betriebe ihre kundenseitigen Verträge und Vereinbarungen mit anderen Augen lesen. Die externe Prüfung solcher Verträge durch die mediasecur-Fachleute, deutlich überwiegend spezialisierte Rechtsanwälte, und die anschließende Diskussion einzelner Formulierungen und Klauseln, sensibilisieren die Verantwortlichen in der Geschäftsführung, Vertrieb, QM und Einkauf in Bezug auf das, was sie da unterschreiben sollen, erheblich. Das Ziel ist es nicht, möglichst viele Verträge zu prüfen, sondern den Blick hierfür derjenigen zu schärfen, die am Ende den Kopf hinhalten müssten. Die mediasecur hat sich als zentrale Prüfstelle besonders bewährt, da durch die Vielzahl von Druckereien, die wir begleiten, häufig der Vertrag ein und desselben Kunden aus unterschiedlichen Häusern bei uns vorgelegt wird. Das heißt, dieser Vertrag wird dann nicht in fünf oder sechs Druckereien (durch wen auch immer) geprüft, sondern nur einmal durch die hiesigen Fachleute. Die Ergebnisse der Prüfung werden allen via mediasecur beteiligten Druckereien zentral in gleichem Umfang zur Verfügung gestellt.

„Die mediasecur hat sich als zentrale Prüfstelle besonders bewährt, da durch die Vielzahl von Druckereien, die wir begleiten, häufig der Vertrag ein und desselben Kunden aus unterschiedlichen Häusern bei uns vorgelegt wird.“
Oliver Schaeben

Wie werden die Dienstleistungen in der Etiketten- und Verpackungsbranche angenommen?

Schaeben: Hier muss man den Verband VskE e.V. hervorheben, in dem die Etiketten-Druckereien in Deutschland organisiert sind. Der Vorstand, die hauptberuflichen und ehrenamtlichen Tätigen dort leisten hervorragende Arbeit um innovative Lösungen für die Branche allen Mitgliedern zeitnah und umfassend vorzustellen. Umgekehrt gibt es ein großes Vertrauen der Betriebe in ihren Verband und insofern existieren dort keine Hemmschwellen, wenn ein Konzept überzeugt. Um die Frage zu beantworten: ein beachtlicher Teil der Etiketten-Druckereien in Deutschland nutzt die Dienstleistungen der mediasecur Beratung. Im Verpackungsdruck gibt es auch überzeugte Anwender, aber der Kreis ist übersichtlicher.

Größe ist zweitrangig

Hängt das mit der Größe der Unternehmen zusammen? Was sind Ihre typischen Kunden?

Schaeben: Mittelbar hat es sicher mit der Größe zu tun, leider in einer Kausalität, die mit Umsatz und Ergebnis zu tun hat. Die Kunden der mediasecur sind überwiegend kleine und mittelständische Druckereien mit einem Umsatz in einer Größenordnung von 5 bis 50 Millionen Euro. Diejenigen halt, die unternehmerisch jeden Winkel ausleuchten, in dem sich Potenzial bietet, nicht profitable Geschäfte zu verhindern oder zu vermindern. Insbesondere im Verpackungsdruck gibt es einige, wie der Bayer sie nennt „Großkopferte“, denen ein fünfstelliger Ertrag pro Jahr mehr oder weniger keine schlaflosen Nächte bereiten.

Quelle: AdobeStock (Bild: © Ralf Kleemann)

Worin bestehen die Vorteile einer Zusammenarbeit mit mediasecur?

Schaeben: Ganz klar in der zentralen Prüfung und Verwaltung von Verträgen und deren Tücken. Ich hatte eben schon beschrieben, dass ein und derselbe Vertrag eines Kunden, z.B. aus dem Bereich Food & Beverage, via der mediasecur-Kunden in unseren beauftragten Kanzleien landet. Der wird dann halt nur einmal geprüft und die Ergebnisse werden den Kunden zur Verfügung gestellt. Mittlerweile – ich meine, wir sind zu dem Thema Safety Sign seit geraumer Zeit im Rennen – bekommen die Druckerei-Kunden durch uns ergänzte und überarbeitete Verträge zurückgeschickt und haben kaum noch Fragen. Nach dem Motto: „Wenn diese Änderungen über die Schreibtische von mediasecur gegangen sind, wird das schon seine Richtigkeit haben!“ Dahinter steckt ganz einfach, dass die Druckerei-Kunden selbst kein Interesse daran haben, Verträge mit ihren Zulieferern zu haben, die im Schadenfall dafür sorgen, dass selbige ruiniert sind und am Ende niemand eine Erstattung bekommt.

„Die meisten Fälle, die wir als konkrete Schäden auf den Tisch bekommen, sind Nachlässigkeiten bei der Wareneingangs-Kontrolle.“
Oliver Schaeben

Problem und Lösung

Gehen wir doch mal in die Praxis: können Sie ein typisches Projekt vorstellen? Problem, Ursache, Lösung?

Schaeben: Das ist ein weites Feld. Stichworte sind „bestimmungsgemäße Verwendung“ oder „Haftungsnachweis von Zulieferanten“. Die meisten Fälle, die wir als konkrete Schäden auf den Tisch bekommen, sind Nachlässigkeiten bei der Wareneingangs-Kontrolle. Oft fehlt die Zeit, oft verlässt man sich darauf, dass schon „alles stimmen“ wird – und dann stellt sich heraus, dass das Papier, die Farbe, der Lack, was auch immer, nicht hinreichend zur weiteren Verarbeitung geeignet waren. An dieser Stelle muss ich fasst ein bisschen schmunzeln. Die Intention, ein Buch zu dem Thema zu veröffentlichen, ergab sich aus meiner Schilderungen von Beispielen bei Kunden. Am Ende sage ich dann häufig: „Hören Sie auf, da könnte ich ein Buch darüber schreiben!“ – und genau dies haben wir jetzt getan!

Mit Ihrer jetzigen Ausrichtung sind Sie sehr erfolgreich. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Schaeben: Diese Frage stellen Sie jemandem, der mit zwei erwachsenen Töchtern in funktionierenden Beziehungen Richtung Enkeln galoppiert. Sehen Sie, ich bin der berühmte „alte Hase“, der „Silberrücken“ und ich will nicht zu pathetisch klingen, wenn ich davon rede, dass das mediasecur-Handbuch ein Stück weit auch ein Resümée meiner Jahrzehnte langen Arbeit ist. Es ist bereits ein Nachfolge-Programm für die Geschäftsführung der mediasecur Beratung angekurbelt, das sich über drei bis fünf Jahre ziehen wird – und dann freue ich mich auf Nachfolgende, die mein Anliegen verstehen, Druckereibetriebe vor dem Ruin zu bewahren. Das Safety Sign-Konzept hat sich längst durchgesetzt, nur wenige Betriebe scheuen angesichts der vielen Referenzen noch vor einer Inanspruchnahme zurück. Am meisten beschäftigt mich ehrlich gesagt aktuell die Frage nach dem Titel unseres Buches. Mein Vorschlag wäre ja: „Was Sie schon immer über Ihren möglichen Ruin wissen wollten, aber nie zu fragen wagten!“