FINAT: Die sich wandelnde Landschaft der Nachhaltigkeit

Michel Scholte, Mitbegründer des Impact Institute und von True Price, beleuchtete das transformative Potenzial der EU-Richtlinie zur Unternehmensberichterstattung über Nachhaltigkeit (CSRD)
Michel Scholte, Mitbegründer des Impact Institute und von True Price, beleuchtete das transformative Potenzial der EU-Richtlinie zur Unternehmensberichterstattung über Nachhaltigkeit (CSRD)

In der dritten Sitzung des FINAT European Label Forum (ELF) 2024 beschäftigten sich die Referenten mit der sich wandelnden Landschaft der Nachhaltigkeit, wobei der Schwerpunkt auf Vorschriften, Technologie und Zusammenarbeit innerhalb der Branche lag.

Die Sitzung umfasste drei unterschiedliche Programmpunkte, die Einblicke in die Fortschritte der EU-Richtlinie zur Unternehmensberichterstattung über Nachhaltigkeit (CSRD), das Potenzial intelligenter Verpackungen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sowie die Vorbereitung auf die bevorstehende EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) gaben.

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Die EU-Richtlinie zur Unternehmensberichterstattung über Nachhaltigkeit (CSRD): Auf dem Weg zu Transparenz und Gerechtigkeit

Michel Scholte, Mitbegründer des Impact Institute und von True Price, beleuchtete das transformative Potenzial der EU-Richtlinie zur Unternehmensberichterstattung über Nachhaltigkeit (CSRD). Scholte bezeichnete die CSRD als Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft, mit dem Ziel, soziale und ökologische Auswirkungen in die finanzielle Berichterstattung von Unternehmen zu integrieren. Er hob die Bewegung für “True Pricing” hervor, die Preise fordert, die soziale und ökologische Kosten widerspiegeln. Scholte argumentierte, dass die CSRD einen Wendepunkt darstellt, wie Europa den geschäftlichen Einfluss bewertet, und forderte Unternehmen dazu auf, Geschäftserfolg mit Wohlergehen und planetarer Gesundheit in Einklang zu bringen.

Durch die Verpflichtung der Unternehmen, über wesentliche soziale und ökologische Auswirkungen zu berichten, fordert die CSRD Unternehmen heraus, über Transparenz hinauszugehen und substanzielle Veränderungen voranzutreiben. Scholte nannte als Beispiel einen Supermarkt in Amsterdam, der bei Produkten wie Bananen und Brokkoli wahre Preise ausweist, die die tatsächlichen sozialen und ökologischen Kosten neben dem Verkaufspreis zeigen. Er betonte, dass die Einführung von Impact Accounting im Rahmen der CSRD erhebliche Marktveränderungen vorantreiben und Unternehmen fördern wird, die sich nachhaltigen Praktiken widmen.

Auf dem Weg zu einer intelligenten Lebensmittelkette: Reduzierung von Lebensmittelverschwendung durch intelligente Verpackungstechnologien

John Eisses von Berenschot und der AIPIA präsentierte ein Projekt zur Rolle intelligenter Verpackungstechnologien bei der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lieferkette. Dieses Projekt zielt darauf ab, Lebensmittelverluste zu minimieren, die laut UN-Daten jährlich fast 1,3 Milliarden Tonnen erreichen. Eisses betonte die Vorteile intelligenter Sensoren, die in Echtzeit Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit überwachen und so die Haltbarkeit verderblicher Waren verlängern.

Er diskutierte außerdem Fortschritte wie photonische Schaltkreise und inkjetgedruckte Sensoretiketten, die Gaspegel in verpackten Lebensmitteln überwachen, um deren Frische zu erkennen. Das intelligente Verpackungssystem soll durch Cloud-Technologie unterstützt werden, die den Datenaustausch für die Optimierung und Transparenz der Lieferkette ermöglicht. Für das Projekt wurde eine EU-Förderung beantragt, um das Potenzial intelligenter Verpackungen zur Transformation der Lebensmittellogistik, zur Reduzierung von Abfällen und zur Effizienzsteigerung zu demonstrieren.

Podiumsdiskussion: Branchenbereitschaft für die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR)

Eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von FINATs Manager für regulatorische Angelegenheiten, Pablo Englebienne, widmete sich der Bereitschaft der Branche für die PPWR, eine Verordnung, die Europas Ansatz für Verpackungen und Abfälle grundlegend verändern wird. Die PPWR strebt an, dass bis 2030 alle Verpackungen in der EU recycelbar sind, und setzt Ziele für Recyclinganteile und wiederverwendbare Verpackungen.

Die Podiumsteilnehmer, die unter anderem EUROPEN, Plastics Recycling Europe, UPM Raflatac, Ceflex, Sulayr Global Service und Avery Dennison repräsentierten, diskutierten sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Sie hoben die Bedeutung einer branchenweiten Datenerhebung, eines kooperativen Ansatzes für Interessenvertretung und harmonisierter Standards für die gesamte Wertschöpfungskette von Verpackungen hervor. Gleichzeitig betonten sie, dass, obwohl die Verordnung umfassend ist, weitere Klarheit über die Umsetzungsrichtlinien entscheidend für die Einhaltung sein wird. Die Teilnehmer unterstrichen auch die Notwendigkeit, die PPWR mit anderen Nachhaltigkeitszielen der EU, wie denen des Europäischen Green Deal, abzustimmen. Mit der bevorstehenden Finalisierung der Verordnung bereiten sich die Branchenakteure auf die Veränderungen vor, erkennen jedoch an, dass Anpassungen erhebliche Investitionen und Zusammenarbeit erfordern.

Fazit

Die dritte Sitzung hob Europas Engagement für eine nachhaltige Zukunft durch fortschrittliche Vorschriften und innovative Technologien hervor. Von der ehrgeizigen CSRD der EU über intelligente Verpackungslösungen bis hin zur PPWR zeigte die Sitzung einen vielseitigen Ansatz zur Erreichung langfristiger Nachhaltigkeit in der Verpackungs- und Etikettenindustrie. Durch Transparenz, Technologie und branchenübergreifende Abstimmung kommen Europas Nachhaltigkeitsziele Schritt für Schritt näher.

Diese Erkenntnisse bieten eine Grundlage für vertiefte Diskussionen und können die Branche auf ihrem Weg zu einer widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Zukunft leiten. FINAT lädt die Etikettenbranche ein, den Dialog auf dem nächsten European Label Forum vom 21. bis 23. Mai 2025 in Amsterdam, Niederlande, fortzusetzen. Weitere Informationen werden Anfang 2025 unter https://www.europeanlabelforum.com/ verfügbar sein.