Landas Nano-Metallography – heute marktreif als EcoLeaf

Zweifarbiges Etikett mit Silber Vordruck plus Magenta (Quelle: Actega)
Zweifarbiges Etikett mit Silber Vordruck plus Magenta (Quelle: Actega)

Es gibt Technologien, die ihrer Zeit voraus sind und dann erst Jahre nach der ersten Vorstellung ihren Eingang in die Praxis finden. So ist es auch mit Landas Metallography, die von Actega gekauft und vermarktet wird. Unter der Bezeichnung „EcoLeaf“ findet sie nun nicht nur als besondere Veredelungsmöglichkeit, sondern auch unter Umweltgesichtspunkten Beachtung.

Actega Metal Print wurde im Februar 2017 mit dem Ziel gegründet, die grafische Industrie mit einer nachhaltigen Metallisierungstechnologie zu revolutionieren, die den Material-, Abfall-, Kosten- und Zeitaufwand für dekorative Veredelungen und Metalleffekte im Vergleich zu den heute üblichen, überwiegend folienbasierten Verfahren deutlich reduziert. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Geschäftsbereich Actega von Altana die Nano-Metallography-Technologie erworben, die auf der drupa 2016 erstmals von Benny Landa, dem Gründer der Landa-Gruppe, vorgestellt wurde. Diese Technologie heißt jetzt „EcoLeaf“. Etiketten-Labels sprach dazu mit Jan Franz Allerkamp, CEO von Actega Metal Print.

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Seit der drupa 2016 ist einige Zeit vergangen. Könnten Sie uns bitte nochmals die Technologie und ihre Vorteile erläutern?

Allerkamp: Ja sicher. Die EcoLeaf-Technologie ist eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Folienkaschierung oder Heißfolienprägung von Etiketten und Faltschachteln mit dekorativen Metalleffekten. Sie wird in Analogdruckmaschinen, Digitaldruckmaschinen oder Weiterverarbeitungssysteme integriert oder in bestehenden Systemen nachgerüstet. Sie besteht aus einem gedruckten „Trigger-Bild“ und einer Metallisierungseinheit, die eine hauchdünne Schicht von Metallpigmenten auf eine Spenderwalze und von dort auf das Trigger-Bild überträgt. Durch die Erstellung des Trigger-Bilds mit unterschiedlichen Druckverfahren lassen sich verschiedenste Metallic-Effekte erzeugen:

  • Mittels Siebdruck lassen sich auch auf folienbeschichteten Substraten haptische Metallic-Effekte erzeugen, so dass sich das Prägen erübrigt
  • Der Flexodruck ermöglicht eine sehr feine Metallisierung bei höchster Auflösung
  • Der Inkjetdruck ermöglicht nahtlose und variable Metallisierung
EcoLeaf-Beispiel in Silber mit Prägung und dreidimensionaler Haptik (Quelle: Actega)
EcoLeaf-Beispiel in Silber mit Prägung und dreidimensionaler Haptik (Quelle: Actega)

„Die EcoLeaf-Technologie ist eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Folienkaschierung oder Heißfolienprägung von Etiketten und Faltschachteln mit dekorativen Metalleffekten.“

Da das konventionell aufgebrachte Trigger-Bild eingefärbt werden kann, entstehen endlose Möglichkeiten für dekorative Metallic-Effekte, die sich bislang überhaupt nicht erzeugen ließen. EcoLeaf nutzt nur genau die Menge an Metallpigmenten, die zur Erzeugung des metallisierten Motivs notwendig sind. Dadurch erübrigen sich Folien und entfällt der damit einhergehende Abfall. Zudem wird die Recyclingfähigkeit der Druckerzeugnisse verbessert. EcoLeaf-Druckbilder sind nicht leitfähig und für metallisierte, mikrowellentaugliche Verpackungen geeignet. Derzeit wird die Technologie auf verschiedensten Substraten, wie u. a. Standardetiketten und saugfähigem, rauem Papier, getestet.

Wie hoch ist der aktuelle Durchsatz der EcoLeaf-Technologie?

Allerkamp: In unserem Kompetenzzentrum in Lehrte in der Nähe von Hannover arbeiten wir derzeit mit einem Durchsatz von bis zu 70 m/min., wollen ihn jedoch erhöhen.

Welche Metallic-Farben lassen sich mit EcoLeaf erzeugen?

Allerkamp: EcoLeaf kann alle Metallic-Farben unterstützen. Die erste kommerziell erhältliche Farbe ist ein Silberpigment, wobei bereits andere Pigmente entwickelt werden. Es besteht die Möglichkeit, das Trigger-Bild mit einem Regenbogen aus Metallic-Farben einzufärben. Außerdem ist es möglich, die EcoLeaf-Metallisierung zu überdrucken, wodurch wiederum attraktive Metallic-Effekte entstehen.

Hochwertige Getränke, hochwertige Etiketten. Mit EcoLeaf lässt sich das digital produzieren (Quelle: Actega)
Hochwertige Getränke, hochwertige Etiketten. Mit EcoLeaf lässt sich das digital produzieren (Quelle: Actega)

Wird EcoLeaf alle Druckmaschinen und -verfahren unterstützen, oder wird es Einschränkungen geben?

 Allerkamp: Nein, es gibt keine Einschränkungen. EcoLeaf ist für den Verpackungs- und Akzidenzdruck, Rollenoffsetdruck sowie Schmalbahn-Flexo- und Tiefdruck von flexiblen Verpackungen hervorragend geeignet. Noch ist das jedoch Zukunftsmusik. Vorab konzentrieren wir uns auf Etiketten. Derzeit verfügen wir über Trigger-Bilder für Flexodruckmaschinen, Rollen- und Flachbett-Siebdruckmaschinen sowie Schmalbahn-Rollen-Inkjet-Druckmaschinen. In Zukunft kann EcoLeaf vielleicht auch für weitere Druckverfahren genutzt werden, wie den Offset- oder Tiefdruck. Bislang haben wir unsere Technologie in unserem Zentrum in Lehrte auf verschiedenen branchenführenden Flexodruckmaschinen erfolgreich installiert.

„In Zukunft kann EcoLeaf vielleicht auch für weitere Druckverfahren genutzt werden, wie den Offset- oder Tiefdruck.“

Welche Märkte soll EcoLeaf unterstützen?

Allerkamp: EcoLeaf-Metallisierungseinheiten werden für alle Druckbereiche zur Verfügung stehen, einschließlich Etiketten, Faltschachteln, flexible Verpackungen, Akzidenzdruck und Publishing – also Bereiche, die gedruckte Anwendungen für Getränke, Verbrauchsgüter, Kosmetika und Folien unterstützen. Die Auftragung eines Flexodruck-Triggerbilds auf die Rückseite eines transparenten Substrats eröffnet auch fantastische Metallisierungsmöglichkeiten, z. B. auf Schrumpfbanderolen und Rundum-Etiketten.

Mit welchen Substraten arbeitet EcoLeaf?

 Allerkamp: Wir wollen alle handelsüblichen Substrate unterstützen. Unsere erste Priorität liegt jedoch auf dem Schmalbahn-Rollenflexodruck, bei dem wir gestrichenes, glänzendes Papier, PE und PP bereits erfolgreich bedruckt haben. Wir werden unsere Lösung für diverse andere Substrate weiter testen.

Ist EcoLeaf immer noch mikrowellentauglich?

Allerkamp: Es stehen zwar noch einige Tests aus; aber ja, EcoLeaf soll mikrowellentauglich sein.

Wie sieht Ihre aktuelle Planung für die Markteinführung aus?

 Allerkamp: Bekanntlich haben wir Landa Metallography im Februar 2017 übernommen, nachdem sich das Konzept bei Vorführungen auf der drupa 2016 erfolgreich bewährt hatte. Wir haben die EcoLeaf-Technologie einem Industrialisierungsprozess unterzogen, die Technologie und das operative Know-how nach Deutschland verlagert und danach die Infrastruktur zur erfolgreichen Markteinführung eingerichtet. Seither haben wir diese revolutionäre, neue Technologie ständig weiterentwickelt und bahnbrechende Verbesserungen in nahezu allen Bereichen erzielt – Chemikalien, Entwicklung von Pigmenten, Prozesse (elektrisch, mechanisch, Software, Geschäftsmodell) und Anwendungen.

Für wann haben Sie die Markteinführung und die Serienproduktion geplant?

 Allerkamp: Die ersten Systeme für Betatests wurden von Februar bis April 2020 installiert; weitere Installationen sind ab Sommer im Gespräch. Die ersten 20 kommerziellen Systeme sollen ab Januar 2021 installiert werden.

Wer werden die ersten EcoLeaf-Betatester sein, und in welchem Bereich sind diese Kunden geschäftstätig?

Allerkamp: Die Vereinbarungen sind unterzeichnet. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir die Namen und Standorte der Kunden bekannt geben.

Wie sieht das Finanzierungsmodell aus, und was wird eine EcoLeaf-Einheit kosten?

Allerkamp: Wir geben den Preis für eine EcoLeaf-Einheit zwar nicht öffentlich bekannt, können aber bestätigen, dass die Verbrauchsmaterialien auf Basis einer Nutzungsgebühr (keine Klickgebühr) in Rechnung gestellt werden sollen. Dieses Modell ermöglicht einen einfachen Kostenvergleich mit derzeit üblichen Technologien, da Druckdienstleister nur auf Basis ihrer tatsächlichen Nutzung zahlen werden.

Im Grunde lassen sich mit EcoLeaf alle Farben in Metallic-Look ausführen (Quelle: Actega)
Im Grunde lassen sich mit EcoLeaf alle Farben in Metallic-Look ausführen
(Quelle: Actega)

Welche Kosteneinsparungen können Kunden von EcoLeaf erwarten?

 Allerkamp: Aufgrund der Marktkomplexität berechnen wir die Einsparungen auf Einzelfallbasis für jeden Kunden. Doch natürlich gehen wir von Kosteneinsparungen in der gesamten Wertschöpfungskette aus, da die Kosten für die Metallisierung mit EcoLeaf geringer als für die Kaltfolienveredelung und deutlich geringer als für die Heißfolienveredelung sind. Darüber hinaus bieten wir erhebliche Vorteile im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und ermöglichen neue, lukrative Veredelungsmöglichkeiten, einschließlich haptischer Veredelung, Folien- und Rückseiten-Metallisierung – ganz ohne herkömmliche Flexo- oder Tiefdruck- oder Folierungsverfahren.

„Einfach ausgedrückt ersetzt 1 kg Reinpigmente mehr als 1 Tonne Folien.“

 Welche ökologischen Vorteile bietet EcoLeaf?

Allerkamp: EcoLeaf ermöglicht erhebliche Verbesserungen in puncto Nachhaltigkeit, weil sich Folien erübrigen, der Abfall mit unserem neuen gezielten Auftragungsverfahren (Trigger-Bild) erheblich reduziert wird und Verpackungen ohne Kunststofffolien einfacher recycelt werden können. Einfach ausgedrückt ersetzt 1 kg Reinpigmente mehr als 1 Tonne Folien.

Lassen sich die ökologischen Vorteile von EcoLeaf quantifizieren?

Allerkamp: Ja. Ersten Berechnungen zufolge wird sich EcoLeaf ausgesprochen positiv auf die Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung auswirken. Wir arbeiten noch an Berechnungen, um die gesamte Auswirkung auf die Wertschöpfungskette zu ermitteln, und werden unsere Ergebnisse zu gegebener Zeit im Markt bekannt geben.

Welche Vermarktungs-/Vertriebsstrategie verfolgen Sie?

Allerkamp: Anfangs ist eine Mischung aus Direktvertrieb und Verkauf über unsere Vertriebspartner vorgesehen.

 Welche nächsten geschäftlichen Schritte plant das Unternehmen?

Allerkamp: Natürlich müssen wir zuerst die Ergebnisse der Betatests abwarten, um die Technologie weiter zu optimieren und ihre Leistungsfähigkeit in kommerziellen Umgebungen sicherzustellen. Parallel dazu werden wir weitere Anwendungen entwickeln und unsere Unternehmensorganisation verstärken. [13238]