So langsam beginnt man auch in Frankreich wieder mit der Produktion und das normale Leben kommt wieder in Schwung. Ein willkommener Anlass, einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen zu werfen – John Penhallow* berichtet.
Der neue Präsident des französischen Etikettenverbands UNFEA wurde in Juni dieses Jahres während der Generalversammlung gewählt. Cyrille Roze tritt als Nachfolger von Jean-Michel Fouquet an (siehe Interview) Zu den Zielen des neuen Präsidenten gehören: „Sechs strategische Achsen: Ausbildung und Rekrutierung, die Zukunft der Industrie, die Innovation, die Einhaltung von Vorschriften, die Marktkenntnisse und die Umweltpolitik.“
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Stop and go
Es gibt keinen französischen Gegenwert des Wortes Jein. Aber es passt zur Haltung der französischen Regierung gegenüber Verpackungen und insbesondere gegenüber der Verwendung von Kunststoffen. Noch vor wenigen Monaten fast vollständig verboten, werden Kunststoffverpackungen und -etiketten nun toleriert und sogar begrüßt, da sie als hygienischer betrachtet werden. Einige Informationsquellen (darunter auch die Hersteller von Kunststoffverpackungen), behaupten, dass das Covid-Virus auf Papier, aber nicht auf Kunststoff haftet.
Daher sind diese bis jetzt als umweltfeindlich eingestuften Kunststoffe in Frankreich wieder in Mode, insbesondere für Obst und Gemüse. Ob französische Konsumenten wirklich vor einer nackten Karotte Angst haben ist allerdings fraglich! Und gleichzeitig werden Frankreichs neue (vor Covid) Vorschriften veröffentlicht, welche die Verwendung von Kunststoffverpackungen für unverarbeitete Obst und Gemüse verbieten. Die französische Regierung wird also grüner? Na ja, Jein.
Sommerfrische und Herbstblätter
Der Markt wird schon langsam besser. Ein positives Merkmal der letzten drei Monate ist die zunehmende Zusammenarbeit sowohl zwischen Etikettenverarbeitern als auch Maschinenherstellern. Wer mehr Material als Aufträge hat nimmt Kontakt mittels einer Website mit interessierten Branchenkollegen. Für die Gewinnspannen sind die Nachrichten immer noch schlecht, da die Endabnehmer die Preise nach unten treiben. Beispielsweise berichtet ein Etikettenverarbeiter: „Bei einer Bestellung von Etiketten für Händedesinfektionsmittel haben wir die Druckmaschine fünf Tage lang laufen lassen, aber schließlich war das ein Neugeschäft“.
Bislang gab es in diesem Jahr nur wenige Konkursfälle unter den französischen Etikettenverarbeitern, aber viele überleben durch kurzfristige, staatlich abgesicherte Kredite. Es ist zu befürchten, dass wenn die Herbstblätter zu fallen beginnen, auch die schwächeren der 400 französischen Verarbeiter zugrunde gehen könnten.
*John Penhallow Der Journalist ist seit mehreren Jahrzehnten in den Bereichen Papier, Verpackung und Etiketten unterwegs. Darüber hinaus war er längere Zeit für die Organisation der Messe Labelexpo Europe in Brüssel, Belgien, zuständig. Heute ist er in Frankreich ansässig und arbeitet als Autor für französische, deutsche und amerikanische Fachzeitschriften der Druckindustrie.