So sehe ich das!

Print braucht Lobby – Nur Zusammenhalt schafft Wahrnehmung!

Rüdiger Maaß, Geschäftsführer Fachverband Medienproduktion e.V. und Print City (Quelle: f:mp)
Rüdiger Maaß, Geschäftsführer Fachverband Medienproduktion e.V. und Print City (Quelle: f:mp)

Rüdiger Maaß, Geschäftsführer Fachverband Medienproduktion e.V. und Print City. Ein Kommentar über die „Baustellen“ in der Druckindustrie.

Die Perspektiven der Grafischen Industrie sind alles andere als rosig, die Stimmung und die Zahlen sprechen für sich, auch wenn die „Sparten“ Packaging und Labeling die Hoffnungsträger der Zukunft sind. Was tun sprach Zeus? Nun, wenn es einfach wäre, gäbe es bereits eine Lösung. Klar ist, dass es diverse „Baustellen“ gibt, die seit Jahren nicht abgearbeitet werden – im Gegenteil, diverse Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Übersichtlichkeit der Baustellen immer schlechter wird.

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Fakt 1 – Print hat keine Lobby

Kampagnen wie „Print lebt!“ oder sonstige halbherzige Engagements Print neu zu positionieren scheitern bereits in der Grundmentalität unserer Industrie. Jeder arbeitet für sich, Print wird zu Gunsten der Auslastung verramscht, jeder regt sich auf, wenn Großkunden Printaufträge einstellen aber im Endeffekt wird nichts daran getan, die vielfältigen Leistungskriterien von Print im Umfeld des Multi-Channel-Publishings neu zu definieren oder einheitlich zu kommunizieren. Nur wenige Branchenvertreter kämpfen mit Herzblut für die Neupositionierung von Print. Ergo – was fehlt? Ein neuer MindSet in der Branche, der die Basis für neues Gattungsmarketing ist.

Fakt 2 – Mangel an Fachkräften ist (zum Teil) hausgemacht

Zugegeben, aktuell klagen alle Branchen, ja sogar das ganze Land am Mangel von qualifizierten Fachkräften. Aber kann das Ergeben in die Situation die Lösung für die Zukunft sein? Unsere Branche ist alles andere als sexy, Print ist alles andere als ein tolles Medium – so zumindest die Wahrnehmung der Youngster, die potenziell eine Ausbildung in der Grafischen Industrie machen sollen. Hinzu kommt, dass die Berufsschulen und Bildungsinstitutionen zum Teil den Anschluss an die Praxis verloren haben. Das liegt nicht nur an der staatlichen Vernachlässigung in unsere Bildungsinstitutionen, sondern ganz speziell daran, dass sich niemand ernsthaft dafür interessiert hat, wie die Bildungsinstitutionen abgehängt wurden. Ergo – was ist notwendig? Die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche – auf unseren Nachwuchs. Und wie begeistern wir den Nachwuchs? Siehe Fakt 1 – eine neues Gattungsmarketing für Print.

Fakt 3 – was fehlt ist die „Print-Bibel“

Alle Glaubensgemeinschaften haben eines gemein: Sie haben eine Grundlage ihres Glaubens – sei es die Bibel, die Kabbala, der Koran oder was auch immer – auf die sie sich berufen können. Was hat die „Print-Glaubensgemeinschaft“? Ganz viele verschiedenen Überzeugungen und Ideen, die in keiner Weise nachvollziehbar dokumentiert sind – ganz speziell für Auftraggeber (Markenartikler) nicht. Ergo – was ist notwendig? Es braucht ein nachvollziehbares Bekenntnis für Print im Umfeld des Multichannel-Marketings.

Fakt 4 – Print ist nachhaltig, nur keiner glaubt es

Dass die Printbranche seit Jahrzehnten in Nachhaltigkeit investiert, sollte bekannt sein. Ist es aber nicht. Dass Print ein super nachhaltiges Medium ist, wissen viele aus der Branche, aber kommuniziert wird es nur halbherzig. Die Chance Print im Umfeld der Nachhaltigkeit zu positionieren ist von der Branche verpasst worden, die Ergebnisse und Umfragen sprechen für sich. Missverständnisse und Irrglauben nehmen überhand – diverse Markenartikler nutzen diese Situation indem sie in Werbekampagnen gesellschaftspolitischen Schaden für Print anrichten. Ergo – was ist zu tun? Endlich aufklären und neutral informieren, ohne andere Medienkanäle zu bashen.

Ja, ich weiß, die obigen Ausführungen sind nicht gerade positiv. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich ein Missionar der Grafischen Industrie bin. Ich bin alles andere als pessimistisch eingestellt, aber ab und zu muss man auch einmal Öl ins Feuer gießen.