Das aktuelle Interview

Xeikon: “Eine der besten Entscheidungen, sich in der Etikettenbranche zu engagieren”

Rosina Obermayer Interview Benoit Chatelard
Rosina Obermayer (l.), Redakteurin von NarrowWebTech, interviewt Benoit Chatelard, CEO von Xeikon, auf der Labelexpo Europe 2017

Seit März 2017 ist Benoit Chatelard Geschäftsführer von Xeikon. NarrowWebTech-Redakteurin Rosina Obermayer sprach mit ihm über neueste Ergänzungen des Produktportfolios, aktuelle Markttrends im Etikettendruck und warum Xeikon technologisch sowohl auf das Inkjet-Verfahren wie auch auf toner-basierte Drucksysteme setzt.

Rosina Obermayer Interview Benoit Chatelard
Rosina Obermayer (l.), Redakteurin von NarrowWebTech, interviewt Benoit Chatelard, CEO von Xeikon, auf der Labelexpo Europe 2017

Seit März 2017 sind Sie Geschäftsführer von Xeikon, eine Position, die Sie von Wim Maes übernommen haben. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?

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Benoit Chatelard: Eine neue Aufgabe zu übernehmen ist immer ein spannender Moment, doch ich bin mit dem bisherigen Verlauf meiner Tätigkeit sehr zufrieden. Das Wichtigste dabei ist stets, sich gut einzuleben, die Firma zu verstehen und dann dazu überzugehen, eigene Pläne zu schmieden. In Frankreich haben wir für diese Situation ein passendes Sprichwort: „Tout beau, tout nouveau“ („Alles neu, alles schön“).

Was waren die Gründe für die Entscheidung, die PX3000 mit der neuen Panther-Technologie auszustatten?

Benoit Chatelard: Xeikon ist seit 25 Jahren aktiv im Bereich der Elektrofotografie und wir haben in diesem Zeitraum im Systemvergleich wohl das optimale Verhältnis von Geschwindigkeit und Qualität erreicht, insbesondere mit der neuen CX500. Doch parallel dazu hat der Markt auch eine Nachfrage nach bestimmten Anwendungen entwickelt, wo das Inkjet-Verfahren mehr Vorteile bringt. Darüber hinaus liegt der Investitionsschwerpunkt vieler Kunden zunehmend auf dem Inkjet-Verfahren.

Xeikon Labelexpo Europe 2017
Xeikon, ein Mitglied der Flint Group, war mit drei Unternehmensbereichenn auf der Labelexpo Europe 2017 vertreten

Wir gehen daher davon aus, dass sich in den nächsten drei bis fünf Jahren die Anteile der installierten Maschinen hälftig auf Elektrografie und Inkjet verteilen werden. Wir sind mittlerweile weltweit die Nummer Zwei in Bezug auf die Herstellung digitaler Etikettendruckmaschinen auf Toner-Basis und werden in diesem Bereich auch weiterhin Wachstumszuwächse generieren. Dennoch ist es nun der richtige Zeitpunkt, in die Inkjet-Technologie zu investieren, die insbesondere zur Herstellung lichtechter beispielsweise für Kosmetikanwendungen geeignet ist, während die Elektrofotographie insbesondere für lebensmittelsichere Anwendungen zum Einsatz kommt.

“Wir gehen davon aus, dass sich in den nächsten drei bis fünf Jahren die Anteile der installierten Maschinen hälftig auf Elektrografie und Inkjet verteilen werden.”

Wird sich der Anteil des Inkjetverfahrens Ihrer Meinung nach reduzieren?   

Benoit Chatelard: Im Verhältnis zum Gesamtmarkt wird dies wohl der Fall sein. Aber der Markt wächst und damit auch die Anzahl der installierten Druckmaschinen. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass aktuell die Verkaufszahlen für elektrofotographische Druckmaschinen auf einem bislang unerreichten Höhepunkt sind und auch auf dieser Labelexpo Europe wurden wieder neue Bestellungen aufgenommen. Obwohl daher auch in diesem Bereich durchaus noch Spielraum im insgesamt um etwa 9% pro Jahr wachsenden Gesamtmarkt besteht, so wird der Anteil des Inkjetverfahrens wohl etwas schneller wachsen.

Xeikon CX500
Ein neues Produkt ist die Xeikon CX500. Diese digitale Etikettendruckmaschine basiert auf einer neuen Generation der Trockentonertechnologie und ist ausgerichtet auf die Anforderungen von Industrie 4.0

Was können Sie unseren Lesern zur Fusion-Technologie sagen?

Benoit Chatelard: Nach dem wir diese Plattform-Technologie zur vollautomatischen Abwicklung von Aufträgen im Etiketten- und Verpackungsbereich bereits auf der drupa 2016 vorgestellt haben, sind wir nun dazu übergegangen, das Konzept zu implementieren. Die ersten diesbezüglichen Reaktionen des Marktes waren bislang sehr positiv. Wir stellen diese Technologie selbstverständlich auch auf der Labelexpo Europe aus, hier in einer Kombination mit der Elektrofotografie. Wir möchten dieses Konzept jedoch ausbauen um es auch mit unseren Inkjet-Maschinen zu kombinieren. Damit können wir den Betrieben eine „normale“ Druckmaschine mit fünf, sechs oder sieben Farben anbieten, wobei sich die Farbanzahl noch erhöhen lässt und auch Convertingstationen hinzugefügt werden können. Stellen sie sich das vor: Eine vollautomatische Druckplattform mit bis zu neun Farben! Nach unserer Einschätzung handelt es sich dabei um ein starkes, modular aufgebautes Konzept zur weiteren Steigerung der Automatisierung in Druck und Veredelung. Die Fusions-Technologie scheint hierfür der richtige Ansatz zu sein, und als Pionier im Bereich des Digitaldrucks ist es unsere Aufgabe, dieses Konzept zu verwirklichen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Marktes für den Etikettendruck? 

Ich habe zwar keine magische Kristallkugel, aber wie ich schon erwähnte, belegen die neuesten Daten einen Wachstum im Markt für den Etikettendruck. In immer mehr Ländern steigt der Anteil verpackter Konsumartikel wie auch des E-Commerce, was in der Folge zu einer stärkeren Segmentierung des Marktes und einer größere Anzahl an Druckmaschinen führt. Der Wachstum im Markt für den Etiketten- und Verpackungsdruck ist auf verschiedene treibende Kräfte  zurückzuführen, eine davon ist die zunehmende Digitalisierung.

“Es war wahrscheinlich eine der besten Entscheidungen von Xeikon, sich in der Etikettenbranche zu engagieren, finden sich hier doch noch wirtschaftlich interessante Wachstumspotentiale.”

Warum sollte sich dies ändern? Digital nimmt mehr zu als konventionell, aber beide Branchen wachsen. Vor diesem Hintergrund sind wir von den guten Zukunftsaussichten unseres Unternehmens fest überzeugt, und wir sind sehr froh über unsere Position in dieser Branche. Es war wahrscheinlich eine der besten Entscheidungen von Xeikon, sich in der Etikettenbranche zu engagieren, finden sich hier doch noch wirtschaftlich interessante Wachstumspotentiale.

Ist der digitale Direktdruck eine Alternative zu Etiketten?

Ich glaube, die digitale Direktbedruckung ist generell keine Alternative. Es handelt sich dabei um eine Technologie mit anwendungstechnischen Vorteilen, ist aber aktuell technisch noch nicht voll ausgereift ist. Darüber hinaus betrifft es uns nicht direkt, da wir in dieser Branche nicht tätig sind.

Obwohl sich dieses Verfahren sehr gut in Produktionsstraßen integrieren lässt, wird damit doch das Rad nicht neu erfunden. Wird beispielsweise im Inkjet auf Wellpappe gedruckt, so wird die Farbe direkt aber kontaktlos auf die Deckenlage übertragen, was mittlerweile eine ausgereifte Vorgehensweise darstellt. Zwar herrschen im Etikettendruck andere Bedingungen vor, doch ist die Direktbedruckung auch hier nur ein Segment unter vielen anderen, wenn auch mit wachsender Tendenz. Doch grundsätzlich würde ich den Direktdruck auf Behälter nicht als tatsächliche Alternative mit dem Potential zur völligen Ablösung der bislang üblichen Verfahren betrachten.

Es bestehen demnach für Xeikon keine Planungen, in der Direktbedruckung aktiv zu werden?

Nein, eine solche Ausrichtung steht für uns aktuell nicht auf der Agenda. Wir sind zwar noch nicht besonders aktiv in diesem Segment, aber dennoch stets offen für neue Ideen.

Was können wir von der Zukunft erwarten?

Vor dem Hintergrund unserer Unternehmensstrategie würde ich sagen: große Volumina und maximale Produktqualität für den Etiketten und Verpackungsdruck. Im Bereich der Verpackungen richtet sich unser Blick auf die Faltschachtel und damit auf den Rollendruck. Wir haben uns bewusst für vermehrte Aktivität im Wellpappendruck entschieden und neue Technologieschübe werden wohl in diesem wie auch dem gesamten Verpackungsbereich stattfinden. Als Mitglied der Flint Group können wir auf die anderen Gruppenunternehmen zurückgreifen und wir werden auch mit deren Kunden zusammenarbeiten, um damit den Bedarf nach Plattformlösungen zu entsprechen. Grundsätzlich werden wir eher einen marktorientierten denn einen technologieorientierten Ansatz pflegen.

Dieses Interview können Sie auch online als Original-Video (englisch) ansehen: Interview Benoit Chatelard

Interview mit Benoit Chatelard
Xeikon-Chef Benoit Chatelard (r.) im Gespräch mit Rosina Obermayer, Redakteurin NarrowWebTech (Quelle: G&K Techmedia)

 

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