Das Jahr 2024 brachte für die Etiketten- und Verpackungsbranche herausfordernde Zeiten: Wirtschaftliche Unsicherheiten, Fachkräftemangel und zunehmende Regulierungen prägten den Alltag. Gleichzeitig rückten Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Prozessoptimierung in den Fokus. Strategien für 2025 sind ambitioniert und setzen auf Innovation und Resilienz. Wir befragten daher einige Unternehmer und Unternehmerinnen zu ihren Aussichten auf 2025 und einem Rückblick auf 2024.
Unsere Umfrage unter Druckerei-Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen beleuchtet die wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse aus 2024 sowie die Pläne für 2025. Die Ergebnisse zeigen, wie Unternehmen mit schwankender Nachfrage, Fachkräftemangel und steigender Bürokratie umgehen und welche Rolle Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und KI spielen. Leider mussten wir aus Platzgründen die Antworten zum Teil extrem herunter kürzen. Da diese Antworten jedoch sehr aufschlussreich sind, veröffentlichen wir die vollständigen Statements an dieser Stelle.
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Frank Neumann,
Geschäftsführer Achertäler Druckerei,
Kappelrodeck
Rückblick auf 2024: Was waren die wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse
Das Jahr war bei uns bisher durch eine sehr hohe Auslastung gekennzeichnet. Die hohe Auslastung ist jedoch das Ergebnis eines Streits aus 2023 zwischen den Verbänden der deutschen Weinbranche und dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir. Es ging um die nationale Umsetzung des EU-Verordnung Verordnung (EU) 2021/2117, in der die Regeln zur Angabe von Nährwerten und Allergenen in landwirtschaftlich hergestellten Produkten, also auch weinhaltigen Getränken geregelt wurde. Von Januar bis Oktober 2023 forderte Minister Cem Özdemir eine abweichende, sehr aufwendige Umsetzung dieser verabschiedeten EU-Regelung, die zum 08.12.2023 in Kraft getreten ist.
Durch diese Unsicherheit haben viele Kunden als Folge Neuaufträge verschoben. Wie kann ein Ministerium über 10 Monate eine gesamte Branche hängen lassen und keine Entscheidung im Sinne der EU-Regulierung treffen? Für mich stellt sich seit längerer Zeit schon die Frage, warum Deutschland bei vielen Themen immer noch eine „Schippe“ auf die schon heftigen EU-Regulierungen darauflegen muss? Durch dieses Verhalten (oder in diesem Fall das Ignorieren oder Verschleppen der Entscheidung) reduzieren wir damit nochmals mehr die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Gerade der Mittelstand leidet mittlerweile heftig unter dieser Art der Vorgehensweise und Regulierungsflut der EU, und auch der Ministerien in Deutschland. Es muss doch unseren Politkern irgendwann klar werden, dass die Stärke Deutschlands im familiengeführten Mittelstand liegt und nicht bei multinationalen Konzernen! Wir sichern das Gros der Arbeitsplätze, auch wenn es mal schwierigere Zeiten sind!
Die Personalsuche entwickelt sich als wirkliches Problem. Nur noch wenige junge Menschen möchten einen handwerklichen Beruf ergreifen – aber gerade da liegt ja die Stärke Deutschlands! Unser Schulsystem „entlässt“ deutlich schlechter ausgebildete junge Menschen mit erheblichen Lese- und Schreibschwächen, Grundlagen in Mathematik und/oder Sprachen fehlen. Gelernte Drucker verlassen die Branche weil sie nicht an die Nische der Etikettendrucker denken.
Was folgt daraus an Plänen und Strategien für 2025?
Die Vorgaben, Vorschriftenflut und Bürokratie nimmt immer weiter zu. Das muss schnellstens gestoppt werden. Gesunder Menschenverstand wäre da vielfach besser. Unser Unternehmen wird sich auf diese Rahmenbedingungen und „Regelwut“ einstellen.
Die Personalsuche nach kompetenten, eigenmotivierten und verlässlichen MitarbeiterInnen wird ein Schwerpunkt für unser Handeln sein.
Mit Produktneuheiten werden wir auch in 2025 wieder in unserer Nische versuchen, Trends zu setzen und Kunden zu gewinnen.
Und: wir sind mächtig stolz, dass die nächste Generation bei uns im Unternehmen an den Start geht – Die Zukunftssicherung und der Fortbestand unseres Unternehmens ist also bereits eingeleitet.
Politisch darf Deutschland nicht in den linken oder rechten Extremismus abrutschen. Deutschland war schon immer ein Land der Mitte – das hat und wird uns weiterhin stark machen! Die „stille“ Mitte Deutschlands sollte viel öfter gehört werden…