So sehe ich das

Mittelstand in der Krise: Insolvenz statt Anpassung?

Martina Brakemeier, Geschäftsführerin, Gieselmann Medienhaus GmbH (Quelle: Gieselmann Medienhaus)
Martina Brakemeier, Geschäftsführerin, Gieselmann Medienhaus GmbH (Quelle: Gieselmann Medienhaus)(Photo Credit: Joerg Friedrich - blende08.de)

Martina Brakemeier, Geschäftsführerin, Gieselmann Medienhaus GmbH, Nuthetal, über die Konjunktur, die Bürokratie und die Probleme unserer Zeit.

Druckerei XYZ macht zu, Firma Sowieso hat Konkurs angemeldet! Die Anzahl der Insolvenzen im Mittelstand steigt bedenklich an! Jeden Tag erreichen mich Meldungen über Insolvenzen und Firmenschließungen.

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Es gibt sicherlich Managementfehler, die ein Unternehmen in die Schieflage bringen, aber das ist im Mittelstand selten die Hauptursache. Was ich sehe, sind z.B. ein Kündigungsschutzgesetz, das Unternehmen im Mittelstand quasi handlungsunfähig macht. Anscheinend ist es einfacher, in die Insolvenz zu gehen, als sich von teuren Mitarbeitern zu trennen.

Welche Leistung stellt es dar, 25 Jahre an gleicher Stelle auszuharren? Am besten noch bockig gegen Veränderungen, trödelig beim Arbeiten, Beratungs-, Schulungs- und Weisungsresistent. Großartig wird es bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch. (Ironie off)

Fakt: unkündbar oder mit teurer Abfindung.

Gesetz lähmt Unternehmen

Manche Firmen ersticken an langjährigen und unflexiblen Mitarbeitern und müssen im Fall der Fälle die besten Mitarbeiter stattdessen kündigen, um sich zu konsolidieren. Dieses Gesetz lähmt Unternehmen, da hilft manchmal nur die Insolvenz, um alte Zöpfe abzuschneiden.

Noch schlimmer ist es, wenn es um Mitarbeiter mit Besonderheiten geht. Das Integrationsamt lähmt noch mehr und schreckt ggf. für alle Zeiten davon ab, diese Mitarbeiter einzustellen, da man sie nie wieder kündigen kann.

Was hier einen Schutz darstellen soll, ist eher ein massiver Hemmschuh.

Die wirtschaftliche Lage ist düster: Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland um 30% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind GmbHs, deren Anteil an Insolvenzen auf 44,2% gestiegen ist. Der Dienstleistungssektor, das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe verzeichnen ebenfalls hohe Insolvenzraten.

Überbordende Bürokratie

Die schwache Konjunktur und die hohen Zinsen machen die Situation noch schwieriger.

Dazu kommt dann noch:

  • überbordende Bürokratie
  • Nervereien total überlasteter Behördenvertreter, die nichts mehr entscheiden, aber uns zuschwallen
  • zu hohe Energiekosten
  • Ausschreibungsgrundlagen, die im europäischen Ausland nicht gelten, nur für uns
  • Viele Vorschriften, wie TÜV-Prüfungen, Emissionsschutz, Arbeitsschutz usw., die z.T. im europäischen Ausland nicht gelten

Auch die Nachfolge gestaltet sich schwierig, bis unmöglich, wenn man einen Betrieb erwerben oder übergeben möchte, der mit alten Arbeitsverträgen solch eine Last darstellt, dass es viel besser ist ganz neu zu beginnen.

Lieber den Betrieb verschlanken

Ist der Betrieb leicht angeschlagen und sollte saniert werden, ist das wieder nicht möglich. Wenn ein Unternehmen mit 150 Mitarbeitern nicht mehr rentabel und handlungsfähig ist, wäre es doch toll, den Betrieb zu verschlanken, in neue Technik zu investieren und mit vielleicht 80 Mitarbeitern weiterzumachen?

Falls nun Fragen aufkommen: Bei uns arbeiten junge und alte, neue und langjährige, besondere, verrückte und normale (wer?) Mitarbeiter Hand in Hand und erwirtschaften Gewinne! Alles oben Beschriebene kenne ich aus eigener Erfahrung oder durch den Austausch mit geschätzten Kollegen und Juristen.