Die europäische Etikettenindustrie erlebte 2023 einen drastischen Rückgang von etwa 26%, den stärksten seit Beginn der statistischen Erfassung. Trotz leichter Erholungsanzeichen Ende 2023 und Anfang 2024 bleibt die Branche vorsichtig optimistisch für das laufende Jahr. Von John Penhallow*
Auf der Herbsttagung 2024 des französischen Etikettenverbands UNFEA wies Philippe Voet, Präsident der Finat, auf den starken Rückgang des Etikettensektors im Jahr 2023 hin, der auf ganzeuropäischer Ebene 26 Prozent betrug. Zu Beginn des Jahres 2024 gab es eine leichte Besserung, aber der Aufschwung war nur von kurzer Dauer. Insgesamt, so meinte er, wird das Jahr 2024 weniger katastrophal ausgehen, mehr kann man nicht hoffen.
Der Wirtschaftsjournalist Nicolas Doze, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, hatte eine ähnliche pessimistische Sichtweise. „Wachstum im Jahr 2025, wer glaubt an den Weihnachtsmann?“, fragte er. „Der Inflationshöhepunkt ist zwar überschritten und die Energiepreise sind gesunken, aber die französische Wirtschaft ist in einem traurigen Zustand, mit einer schweren Krise im Baugewerbe, einer Produktivität auf Halbmast, und einer Regierung, so wackelig wie noch nie“.
All4Pack – Ein halbherziger Erfolg
Die Verpackungsmesse All4Pack fand im November 2024 in Paris statt, und die Meinungen der Aussteller waren nur teilweise positiv. Für Hybrid Software und Esko zum Beispiel, war die Anzahl der Besucher nicht ausreichend. Der Zeitpunkt der Messe war unglücklich gewählt, da er mit zwei französischen Feiertagen zusammenfiel. Die Besucher aus den französischsprachigen Ländern Afrikas blieben der Messe fern. Frankreich ist seit langem ein Exporteur von Luxusgütern, die vom freien Welthandel abhängig sind. Der Wohlstand der Region Aquitanien hängt zum Teil von den Exporten von Cognac und Armagnac ab, aber China hat nun eine 38%ige Zusatzsteuer auf diese Elixiere erhoben. Der andere wichtige Markt ist die USA. Aber vielleicht nicht mehr lange!
M&A ist nicht aufzuhören!
Alliance Etiquettes ist ein nützliches Gegenmittel gegen den Trübsinn, der in der europäischen Etikettenindustrie vorherrscht. Im Jahr 2024 erwarb Alliance den französischen Etikettenverarbeiter Berjon und übernahm kurz darauf L’Eperon, ein mittelgroßer Etikettenverarbeiter (€10 Mio. Umsatz), der Marktführer bei der Herstellung von Skipässen ist. Alliance ist unter seinem Geschäftsführer Olivier Laulan schnell gewachsen und gehört heute mit einem Jahresumsatz von 120 Millionen Euro zu Frankreichs führenden Etikettenverarbeitern. Nach dieser Reihe von Übernahmen gab Alliance im Dezember 2024 bekannt, dass sie die drei Unternehmen der Samorani-Gruppe mit Sitz in Norditalien erworben hat. Olivier Laulan von Alliance sagte dazu: „Mit dieser Akquisition werden wir unsere Produktpalette verbreiten und einen neuen Schritt in unserer internationalen Entwicklung machen“.
Der Etikettenverarbeiter Labelys mit Hauptsitz in Paris ist ebenfalls auf der Suche nach M&A-Möglichkeiten. Er hat vor kurzem die Firma Peruccio, einen süditalienischen Etikettenverarbeiter, übernommen. Peruccio druckt hauptsächlich Etiketten für Wein und Spirituosen, einen schnell wachsenden Sektor in der Region Apulien. Diese strategische Entscheidung von Labelys unterstreicht die Bedeutung des technischen Know-hows bei hochwertigen Veredelungen. Labelys sieht diese Akquisition als einen Einstiegspunkt, um sich in neuen Ländern zu etablieren. Die Gruppe, die über Tochtergesellschaften in Spanien, der Schweiz und Portugal verfügt, hat nun auch einen soliden Stützpunkt in Italien.
SMAG/SRAMAG wird künftig auch MPS-Druckmaschinen verkaufen
SMAG ist ein französischer Hersteller von Verarbeitungssystemen. Seit 2023 gehört die Firma mehrheitlich der chinesischen Rhyguan-Gruppe, hat jedoch ihre französische Geschäftsleitung beibehalten und hat nun eine exklusive Vertriebsvereinbarung mit MPS, dem niederländischen Hersteller von Schmalbahndruckmaschinen, unterzeichnet.
Neue Erfindungen in der Philatelie
Postwertzeichen werden hauptsächlich im Tiefdruckverfahren gedruckt, aber das Verfahren ist teuer und erfordert hohe Laufmengen. Die Druckereien der Gruppe „La Poste“ haben es geschafft, die Farben der zuvor im Tiefdruckverfahren gedruckten Briefmarken im Offsetdruck zu reproduzieren. In ihrem Werk in der Dordogne druckt Philaposte jährlich 1,3 Milliarden Briefmarken im Offset-, Tief- und Digitaldruckverfahren. Eine der jüngsten Herausforderungen bestand darin, für den Kunden Japan Post Briefmarken, die normalerweise im Tiefdruck, im Offsetdruck haargenau zu reproduzieren. Nach einigen Maschinenversuchen gelang es Philaposte, diese Herausforderung zu meistern. Christophe Descubes, der Druckvorstufenexperte von Philaposte, meint: „Jetzt, da wir das Verfahren kennen, wissen, können wir es in unsere Druckvorstufenprozesse integrieren“.
*John Penhallow ist seit mehreren Jahrzehnten in den Bereichen Papier, Verpackung und Etiketten unterwegs. Er ist in Frankreich ansässig und arbeitet als Autor für französische, deutsche und amerikanische Fachzeitschriften der Druckindustrie.