Im dritten und letzten Teil unserer Nachlese der VskE-Tagung in Potsdam geht es um die optimale Rezeptierung von Druckfarben sowie die Kosteneinsparung durch die Vermeidung von Farbkorrekturen. Mit dem Projekt „Faser & Papier 2030 gaben die Referenten einen Einblick in die künftige Nutzung von Papier und des Druck. Der letzte Referent der Tagung beschrieb die enorme demographische Entwicklung unserer Gesellschaft, deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt und Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation.
Mit den Möglichkeiten zur Kosteneinsparung durch Optimierung der Farbrezeptierung und der Farbkommunikation befasste sich Uwe Richter, der unter anderem für printxmedia, einem Unternehmen der Druck- und Medienverbände, arbeitet. Richter befasste sich mit der Frage, wie viele Farbkorrekturen sich eine Etikettendruckerei leisten kann. Anhand dieser bewusst provokant formulierten Frage zeigte der Referent auf, dass eine bessere Abstimmung zwischen Druckmaschine und Rezepterstellung deutliche Kosteneinsparungen ermöglichen kann. Laut Richter sei das Ziel einer Optimierung von Farbrezeptierung und Farbkommunikation die Vermeidung von Farbkorrekturen an der Druckmaschine und damit das Reduzieren von Makulatur und Maschinenstillstandszeiten sowie das Einsparen von Druckfarbe.
Richter beschrieb das Problem, dass in manchen Unternehmen genau dort korrigiert würde, wo es am teuersten sei. Anstatt im Vorfeld mit einer Rezeptberechnung, einem Probedruck, der Rezeptkorrektur und einem weiteren Probedruck die optimale Farbgebung zu ermitteln, würde an der Druckmaschine ein Maschinen-Andruck mit unter Umständen mehreren Korrekturdurchläufen hergestellt. Es erklärt sich von selbst, dass die Korrektur an der Druckmaschine mit mehreren 100 bis 1000 Euro zu Buche schlagen kann.
Um eine funktionierende Farbkommunikation zu gewährleisten, gebe es laut Richter jedoch auch verschiedene Voraussetzungen, die zu beachten sind. Hierzu gehören die immer gleiche Messtechnik, die gleichen Einstellungen, der gleiche Messuntergrund und gleiche Beleuchtungsbedingungen. Der Referent erläuterte daher im Detail die verschiedenen Möglichkeiten, um diese Voraussetzungen zu erfüllen. Die optimierte Farbkommunikation und -rezeptierung biete laut Richter einige Vorteile. Hierzu gehöre die Einsparung von Zeit, Makulatur und Druckfarben. Zudem ließen sich Reklamationen vermeiden, die Prozesssicherheit erhöhen und eine Unabhängigkeit von Tagesform und Qualifikation des Druckers erreichen.
Zukunftsprojekt „Faser & Papier 2030“
Gemeinsam mit der Deutschen Wertschöpfungskette Papier haben die Papiertechnische Stiftung (PTS) und die Fenwis GmbH im Juni 2015 das Zukunftsprojekt „Faser & Papier 2030“ vorgestellt. Als Koordinator und Projektleiter haben Anatoli Davydov, Chemieingenieur und Materialwissenschaftler bei der PTS und Fenwis- Geschäftsführer Thomas Strobel als industrienaher „Zukunftslotse“ eine Zeitreise nach 2050 mit anschließendem „Blick zurück auf 2030“ durchgeführt.
In ihren Vorträgen zeigten die beiden Referenten auf, welche Ergebnisse die sechs Ideen-Workshops mit über 100 Teilnehmern gebracht haben. Insgesamt wurden 640 innovative Ideen für den Bedarf von morgen gesammelt und bewertet. Diese sind in der Broschüre „Faser & Papier 2030“ als Handlungsoptionen für die Zukunft zusammengefasst. Unter dem Motto „Das Denkbare machen, statt das Machbare denken!“ können Fasern und Papier neue Zukunftsmärkte gestalten – auch für Etiketten von morgen. Die Referenten erläuterten detailliert, wie diese Broschüre entstand. Den Inhalt dieser Broschüre hier vorzustellen, würde den Rahmen des Gegebenen sprengen. Sie ist jedoch erhältlich bei: Papiertechnische Stiftung (PTS), München, info@ptspaper.de.
Demographie und die Probleme der Unternehmen
In einem eindrucksvollen Abschlussvortrag befasste sich Dr. Winfried Kösters, Autor des Buches „Weniger, Bunter, Älter“, mit der Problematik, dass unsere Gesellschaft immer älter wird. Beispiel: erblickten 1964 noch 1.357.304 Kinder in Deutschland das Licht der Welt, so waren es 2014 nur noch 714.966. Daraus ergeben sich einige Probleme für den Nachwuchs in den Unternehmen und das Finden von qualifizierten Fachkräften. Kösters wies auf Folgendes hin: Wenn in 15 Jahren die im Jahr 1964 Geborenen in den Ruhestand eintreten, kann nur noch die Hälfte der von ihnen eingenommenen Arbeitsplätze wieder besetzt werden. Dies hat nach Aussagen des Referenten immense Auswirkungen auf jedes Unternehmen: auf die Produkte, Dienstleistungen, auf die Gewinnung, Bindung und Entwicklung des Personals, auf den Arbeitsplatz und den wirtschaftlichen Erfolg.
Kösters belegte an einer Vielzahl von Statistiken, dass bereits in der Vergangenheit schon gravierende Fehler bzw. Versäumnisse gemacht wurden und wir im Grunde schon mitten in dieser Problematik stecken. Die Weichen hätten bereits vor Jahrzehnten gestellt werden müssen und nun gelte es, diese Fehler nicht noch einmal zu machen. Kinder, die vor 20 Jahren nicht geboren wurden, können heute keine Fachkräfte mehr darstellen. Heute müssten daher auch zunehmend ausländische Fachkräfte eingesetzt und gleichzeitig die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Menschen länger arbeiten können. Er nannte sieben Zielgruppen zur Befriedigung des Fachkräftebedarfs. Dazu gehörten Frauen, ältere Menschen, Zugewanderte und Zuwanderer, Langzeitarbeitslose, junge Erwachsene ohne Berufsabschluss sowie Menschen mit Behinderungen. Um dies zu erreichen, müssten von Politik und Wirtschaft noch gewaltige Anstrengungen unternommen werden. Es gelte daher, die Beteiligten zu sensibilisieren und zu informieren, aus regionalen Akteuren Verbündete in der Sache machen, Ziele zu definieren und Prioritäten zu setzen sowie Multiplikatoren vor Ort aktiv einzubinden.
Die VskE-Frühjahrstagung in Potsdam zeigte wieder einmal deutlich, mit welcher Vielfalt die Etikettenbranche sowohl technologisch als auch gesellschaftlich konfrontiert ist. Die unterschiedlichen Vorträge, verschiedenen Themen und Ansatzpunkte zur Darstellung von Problemen und Lösungen waren wieder einmal hervorragend gelungen und so war es nicht verwunderlich, dass sich die Organisatoren und Verantwortlichen eines großen Beifalls der Tagungsteilnehmer gewiss sein konnten. Die nächste Herbsttagung des VskE findet vom 3.-5. November 2016 in Wien statt. Weitere Informationen: http://www.vske.de/lebenimverband/termine
Lesen Sie außerdem
Teil 1 unserer Nachlese
und
Teil 2 unseres Berichtes von der VskE-Tagung!