Die Labelexpo-Messe feiert dieses Jahr ihren 40. Geburtstag. Hat sie das Potenzial, noch weiter zu wachsen? Neue Produkte und neue Technologien sprechen dafür. Allerdings setzt der Platzmangel am jetzigen Standort Grenzen. Von John Penhallow.
Die erste Labelexpo in Brüssel fand mit rund fünfzig Ausstellern im Erdgeschoß eines hastig umgebauten Parkhochhauses statt. Zu den damaligen Pionieren gehörten die Druckmaschinenhersteller Edale, Iwasaki, Mark Andy und Nilpeter, sowie einige andere, die heute schon längst von der Bildfläche verschwunden sind.
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Die Messe war in den 80er Jahren noch etwas verschwommen, so befanden sich z. B. mehrere Etikettenhersteller (darunter Geostick, 5/7 Labels und Schreiner) unter den Ausstellern. Diese zählen heute zu den Besuchern.
Als die Messe wuchs, wurde der Fokus schärfer: Aussteller waren Material- und Maschinenhersteller, Besucher Etikettenverarbeiter. Die Veranstaltung wuchs stetig und siedelte schließlich zum Brüsseler Messegelänge über. Zunächst nahm sie eine, dann zwei und später vier Messehallen ein. Heute wird ihr nahezu die gesamte Ausstellungsfläche gewidmet.
„Heute ist Labelexpo der unersetzliche Treffpunkt aller, die Rang und Namen in der Etikettenindustrie haben.“
Zum jetzigen Zeitpunkt (Mitte Juli) ist die Messe praktisch komplett ausgebucht. Schon vor vier Jahren wurde überlegt, ob man mit der Veranstaltung in Brüssel bleibt oder an eines der in Frage kommenden deutschen Ausstellungszentren umzieht. Insider-Berichten zufolge sei die Messe Brüssel dem Messeveranstalter Tarsus preislich entgegengekommen, was dazu geführt habe, dass die Umzugspläne verschoben wurden. Vorläufig.
Heute ist Labelexpo der unersetzliche Treffpunkt aller, die Rang und Namen in der Etikettenindustrie haben. Erstaunlich ist die Anzahl der Besucher aus Asien, obwohl es Labelexpo-Messen auch in China und Indien gibt. Kaufverträge zwischen Partnern aus aller Welt werden während der Messe unterzeichnet und mit Champagner begossen.
Trägermaterial entsorgen – Wer soll das bezahlen?
Die Hauptthemen der diesjährigen Messe sind zum Großteil schon bekannt und werden bereits reichlich diskutiert: die Digitalisierung sämtlicher Produktionsstufen, sowie die wachsende Nachfrage nach neuen Produkten wie Standbeuteln, Shrink-Sleeves und flexiblen Verpackungen. Ein wichtiger Aspekt ist auch das zunehmende Umweltbewusstsein von Markeninhabern und Endverbrauchern. Das SK-Etikett ist nach wie vor der Grundstein der Etikettenindustrie und das Problem der Beseitigung gebrauchter Trägermaterialen ist nicht wegzudenken. Wer die Kosten dafür tragen soll steht aber auf einem anderen Blatt.
Laut eines anerkannten und unabhängigen Fachmanns seien „Etikettenverarbeiter immer noch überraschend uninformiert, was Abfall- und Recyclingprobleme angeht. Sie alle sind besorgt und haben mit ihrer abfallintensiven Produktion zu kämpfen. Gemischte Abfälle können höchstens verbrannt werden. Die Unterstützung von Etikettenverarbeitern im Allgemeinen war bisher eher sporadisch“. Daher das anhaltende Interesse an trägerlosen SK-Etiketten.
„Das SK-Etikett ist nach wie vor der Grundstein der Etikettenindustrie und das Problem der Beseitigung gebrauchter Trägermaterialen ist nicht wegzudenken.“
Insgesamt haben 24 Labelexpo-Aussteller direkt oder indirekt etwas zu dieser Debatte beizutragen. Der Stand von Maan Engineering (11D39) wird vermutlich für Trägerlos-Interessenten einen Besuch wert sein: Dank der Hybrid-Coating-Technologie von Maan können Etikettenverarbeiter in Eigenregie sowohl „klassisches“ als auch trägerloses Haftmaterial produzieren. Der Haken ist aber nicht so sehr, trägerloses SK-Material zu produzieren, sondern das Etikett aufzutragen. Der italienische Hersteller Ritrama gibt bekannt, in Zusammenarbeit mit dem Etikettierspezialisten Ilti eine komplette und bahnbrechende Lösung für dieses Problem gefunden zu haben. Ein Besuch des Ritrama-Standes lohnt sich daher allemal. Es stellt sich aber immer wieder die Frage, ob der Kostenvorteil ausreichend sein wird.
Drucker, bilde Dich aus!
Eine solche Messe wird heute nicht mehr nur besucht, um Maschinen zu sehen und ein Gläschen mit Branchenkollegen zu genießen. Die Zeiten sind ernst und kontinuierliche Weiterbildung ist wichtig. Die Labelexpo 2019 führt das neue “Masterzertifikat für flexible Verpackungen” ein. Dieser Kurs wird vom Gründer der Label Academy und Erzguru Mike Fairley, zusammen mit anderen führenden Experten, veranstaltet. Die Teilnehmer lernen, gemäß Programm, wie sie mit Trocknungs- und Aushärtungstechnologien sowie mit den Anforderungen der Verpackungslinie umgehen können.
Die aktuelle Gesetzeslage, insbesondere in Sache Migration, wird ebenfalls behandelt. Wem dies nicht zusagt, kann sich beim „Workshop für selbstklebende Etikettenmaterialien“ anmelden. Unter der Regie von Andy Thomas-Emans, Strategiedirektor der Labelexpo, werden die Teilnehmer lernen, wie selbstklebende Laminate hergestellt werden und welche Klebstoffe und Testmethoden notwendig sind. Der Workshop bietet auch einen Einblick in die richtigen Methoden für die Wahl und Lagerung von Druckfarben und Haftmaterialien sowie die Entsorgung von Materialabfällen. [9710]