Rund 1000 neue Produkte bringt 3M jährlich zur Marktreife. Impulse für Neuentwicklungen kommen in der Regel direkt von den Kunden – auch im Bereich der industriellen Kennzeichnung. Um immer das passende Etikett zu finden, setzt 3M auf Kunden-Dialog und gezieltes Querdenken. Eine Standortbestimmung von Benjamin S. Korth*
„Hinter einem perfekten Etikett steckt immer ein komplexer Prozess.“ 3M Verkaufsleiter Detlev Struwe weiß, wovon er spricht. Er ist verantwortlich für Deutschland, Österreich und Schweiz. Gemeinsam mit Partnern und Kunden hat er bereits viele Kennzeichnungs-Probleme gelöst. „Um eine qualitativ hochwertige Komplett-Lösung zu finden, ist es entscheidend, zuerst den spezifischen Kontext zu verstehen, in dem sich ein Etikett später bewähren muss. Nur wer alle Herausforderungen kennt, zum Beispiel hinsichtlich Witterungs-, Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit, kann den richtigen Klebstoff, die perfekte Trägerfolie und das ideale Bedruckungsverfahren auswählen.“
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Detlev Struwe: „Gemeinsam mit dem Kunden analysieren wir systematisch, welchen Verarbeitungsbedingungen und Ansprüchen das jeweilige Etikett genügen muss. Wesentliche Aspekte sind der Verklebe-Untergrund, die äußeren Einflüsse, denen das Produkt ausgesetzt sein wird, und maßgebende Normen und Spezifikationen. Wichtig ist auch, dass die Label-Produkte problemlos in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden können.“
Gezieltes Querdenken
Anforderungen an Kennzeichnungslösungen sind immer branchenspezifisch – egal ob Automobil-, Elektronik- oder Schwerindustrie, ob Logistik-, Chemie- oder Medizinsparte. Das Unternehmen besitzt ein umfassendes Wissen über die verschiedensten Branchen und deren Produktionsweisen. In fast allen Lebens- und Arbeitsbereichen sind 3M-Lösungen zu finden. Um tragfähige Innovationen zu finden, bringt das Unternehmen Experten und Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammen. So fördert es gezieltes Querdenken und interdisziplinären Austausch.
Die hauseigenen 3M-Labore sind nach neuesten Standards ausgestattet. So ist es den Spezialisten möglich, die Leistung der Produkte unter kunden- oder normenspezifischen Maßgaben zu prüfen. Das Klebe-Labor zum Beispiel bietet die notwendigen Einrichtungen, um chemische und physikalische Eigenschaften der Materialien zu prüfen: normenspezifische Tests zu Scherfestigkeit und Klebkraft sowie Abriebs-, Witterungs-, UV- oder Medienbeständigkeit. Je nach Kontext, in dem ein Etikett eingesetzt werden soll, werden weitere branchenrelevante Eigenschaften in Prüf-Laboren anderer 3M-Abteilungen getestet. Bei Etiketten für die Medizinbranche zum Beispiel im Gesundheits-, für Fahrzeuge im Automotive-Labor. Und wenn es um Explosions-Schutz geht, steht das Elektro-Labor zur Verfügung.
Kennzeichnung in Ex-Zonen
In explosionsgefährdeten Bereichen, in denen brennbare Gase, Nebel, Dämpfe oder Stäube auftreten können, sorgt eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung für Produkt- und Prozess-Sicherheit. So zum Beispiel in chemischen Betrieben und Lackierräumen oder bei Tankstellen und Lebensmittelherstellern. Um zu vermeiden, dass Funken entstehen, unterliegen die Bereiche strengen gesetzlichen Vorgaben. Sie müssen als Ex-Zonen gekennzeichnet sein. Und jedes einzelne Produkt, das hier zum Einsatz kommt, muss nach europäischen und amerikanischen Prüfstandards zertifiziert und etikettiert werden. Auch das Material der Ex-Schutz-Kennzeichnung selbst unterliegt dabei strikten Auflagen. Beispielsweise muss es eine Wisch- und Haftfähigkeitsprüfung gemäß internationaler Standards bestanden haben.
Seit Jahrzehnten entwickelt das Unternehmen Ex-Schutz-Kennzeichnungen. Zum Beispiel für die Sensoren in Mess- und Regeltechnik. Dabei muss die einzelne Ex-Schutz-Kennzeichnung immer individuell für die jeweilige Anwendung von externen Instituten zugelassen werden. Bereits im Rahmen des Lösungsfindungsprozesses prüft 3M die relevanten Werte aller Materialien. Entscheidende elektrische Eigenschaften wie Durchschlagsfestigkeit und Oberflächenwiderstand erhebt dann das Elektro-Labor. Auf diese Weise stellt das Unternehmen sicher, dass alle 3M-Ex-Schutz-Kennzeichnungslösungen die Zulassung erhalten.
Die von 3M entwickelten und geprüften Etikettenfolien sind – sofern erforderlich – nicht nur für hochsensible Bereiche geeignet und halten extremen Belastungen stand, sie kleben auch auf anspruchsvollen Oberflächen: Ein großer Forschungsschwerpunkt ist die Weiterentwicklung von Klebstoffsystemen für schwer klebbare Untergründe. Wie zum Beispiel unpolare Kunststoffe mit niedriger Oberflächenenergie oder bestimmte Metalle.
Niederenergetische Kunststoff-Oberflächen
Kunststoffe wie Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polytetrafluorethylen (PTFE) und expandiertes Polyproylen (EPP) gewinnen in der industriellen Verarbeitung zunehmend an Bedeutung. Die Kennzeichnung ihrer niederenergetischen und strukturierten Oberflächen, erfordert einiges Know-how. Zum einen können nur bestimmte Klebstoffe diese Oberflächen vollständig benetzen. Zum anderen brauchen sie eine spezifische Schichtdicke und Viskosität, um sich verankern zu können. 3M bietet spezielle Kennzeichnungssysteme für niederenergetische Oberflächen an. Sie kombinieren einen speziellen druckempfindlichen Klebstoff mit einer Spezialfolie, die sich der Oberflächenstruktur anpassen kann. Um eine gute Bedruckbarkeit in herkömmlichen UV-Inkjet-, Siebdruck- oder Thermotransfer-Verfahren zu gewährleisten, ist die Folie oberflächenbehandelt. Falls Etiketten aggressiven Chemikalien oder Lösemitteln ausgesetzt sind, empfiehlt sich für den Druck das Thermotransfer-Farbband 92904 von 3M. Auch wenn die Etiketten Chemikalien oder Abrieb ausgesetzt sind, ist dann eine anschließende Laminierung nicht notwendig. Die Etiketten können gestanzt werden und sind in einem einfachen, sauberen und unkomplizierten Prozess manuell oder automatisch applizierbar.
Schwer zu klebende Metalle
Metall ist nicht gleich Metall – vom rostfreien Stahl über Gusseisen bis hin zu sandgestrahltem Aluminium: Nicht nur besondere Zusammensetzungen und Oberflächenstrukturen, sondern auch bestimmte kontextbedingte Öle – zum Beispiel Ziehöle oder Korrosionsschutz – stellen hohe Anforderungen an die Kennzeichnung. Das 3M-Produktportfolio bietet spezielle Kennzeichnungslösungen, die auf den unterschiedlichsten Metallen dauerhaft sehr hohe Klebkraft erreichen – auch auf rauen, strukturierten, pulverlackierten oder leicht öligen Untergründen.
Um leicht ölige Untergründe kennzeichnen zu können, muss der Klebstoff zwei Eigenschaften mitbringen: Eine Dicke von mindestens 40mm und eine speziell modifizierte Formulierung, durch die er das Öl absorbieren kann. So ausgerüstet hält die Kennzeichnung auch auf leicht öligen Untergründen. Folie und Drucktechnologie werden entsprechend des Kontextes gewählt. Auf öligen, rauen oder rostigen Metalloberflächen zum Beispiel bieten die 3M-Polyesterfolien 92200 und 92350 hohe Haftsicherheit. Sie sind mit allen üblichen Technologien bedruckbar. Spezielle hochtemperaturbeständige Folien halten sogar bis zu eine Stunde lang Temperaturen von bis zu 300°C aus. [4471]
3M – das Unternehmen
Seit Jahrzehnten hat 3M eine starke Position in den Bereichen Kleben und Folientechnologie inne. Das Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von selbstklebenden Etiketten für die industrielle Anwendung weltweit. 3M Kennzeichnungsprodukte kommen in quasi allen Industriesparten und Märkten zum Einsatz – unter anderem in der Automobil-, Logistik- und Chemie-Industrie, der Medizintechnik und Elektronik sowie im Maschinen- und Anlagebau. Die Palette reicht von Barcode-Etiketten und Typenschildern über lösemittelbeständige Kennzeichnungen und Transferklebebänder bis hin zu zerstörbaren Sicherheits-Labels und unzerstörbaren Tracing-Etiketten.
Benjamin S. Korth ist Experte für Klebetechnik mit Schwerpunkt Kennzeichnungssysteme. Seit 2007 ist er bei der 3M Deutschland GmbH am Standort Neuss als Anwendungstechniker tätig – zunächst im Bereich Papier und Druckindustrie, dann im Bereich Kennzeichnungssysteme. Der Diplom- Wirtschaftsingenieur (FH) studierte an der FH Wedel bei Hamburg und an der USB Stellenbosch in Südafrika.